Schnellster Grafikkarten-Supercomputer Europas rechnet in Göttingen

Wissenschaftler können so 3D-Strukturen biologischer Makromoleküle aus elektronenmikroskopischen Bildern bis zu 100-mal schneller berechnen. Um diese Geschwindigkeit weiter zu steigern, sind am Institut 340 dieser schnellen Grafikkarten in einem Cluster zusammengefasst.

Die theoretische Gesamtrechenleistung des Clusters beträgt mehr als 200 Billionen Rechenoperationen pro Sekunde. Diese Geschwindigkeit wird weltweit nur noch von wenigen Großrechenanlagen übertroffen.

Mit dieser theoretischen Rechenleistung käme der neue Göttinger Computer-Cluster unter die Top 20 der derzeit weltweit schnellsten Supercomputer. Im Vergleich zu ähnlich schnellen CPU-basierten Supercomputern verbraucht er dabei nur einen Bruchteil an Energie, Platz und Anschaffungskosten. Allein die Gebäudekosten CPU-basierter Supercomputer verschlingen normalerweise ein Vielfaches der gesamten Investitionen des Göttinger Grafikkarten-Clusters.

„Zum Einsatz kommen im neuen Cluster sowohl fertige Lösungen des Grafikkartenherstellers NVIDIA als auch eine eigene Konstruktion, die in den Werkstätten am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie mit uns zusammen entwickelt wurde“, sagt Holger Stark, Leiter der Forschungsgruppe Dreidimensionale Kryo-Elektronenmikroskopie. Die am Institut entwickelte Lösung vereint NVIDIA- Grafikkarten in konventionellen Computer-Gehäusen mit großer Rechendichte.

„Uns interessieren besonders Makromoleküle, die in menschlichen Zellen an allen wichtigen Schritten der Protein-Herstellung beteiligt sind“, erklärt Strukturbiologe Stark. „Unser Ziel ist es, hochaufgelöste Einblicke in die Strukturen und dynamischen Abläufe dieser lebenswichtigen zellulären 'Nanomaschinen' zu erhalten“. Dafür werden dreidimensionale Strukturen aus mehreren Millionen elektronenmikroskopischen Projektionsbildern einzelner Moleküle berechnet.

Mit dem neuen Computer-Cluster können nicht nur größere Datenmengen analysiert werden. Auch aufwändigere Bildverarbeitungsverfahren werden von der Arbeitsgruppe entwickelt und eingesetzt, um die maximale Auflösung zu verbessern. „Detaillierte Einblicke in die dreidimensionalen Strukturen dieser dynamischen zellulären 'Nanomaschinen' sind zwingend notwendig, damit wir Fehlfunktionen bei der Protein-Herstellung auf molekularer Ebene besser verstehen können, die die Ursache für eine Vielzahl von Krankheiten darstellen“, so Stark.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Holger Stark,
Forschungsgruppe Dreidimensionale Kryo-Elektronenmikroskopie
Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie, Göttingen
Tel.: 0551 / 201-1305
Email: holger.stark@mpibpc.mpg.de
Dr. Carmen Rotte,
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie, Göttingen
Tel.: 0551 / 201-1304
E-Mail: crotte@gwdg.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer