Greifswalder Wissenschaftler sind der Gicht auf der Spur

Ein internationales Wissenschaftlerteam hat erstmals zahlreiche Gene entdeckt, die das Gicht-Risiko erhöhen. Die identifizierten Genvarianten stehen in Verbindung mit erhöhten Harnsäurespiegeln, die die Hauptursache für die Entstehung von Gicht sind.

Dabei handelt es sich um eine weit verbreitete Stoffwechselerkrankung, bei der sich zu viel Harnsäure im Blut ansammelt, so dass Harnsäure-Ablagerungen in Form von kleinen Kristallen im Gewebe entstehen. Harnsäure ist ein Stoffwechselprodukt der Leber, das bei übermäßigem Fleischkonsum vermehrt gebildet und hauptsächlich über die Nieren abgebaut wird.
Typisch für diese Erkrankung sind vor allem geschwollene und entzündete Gelenke sowie Gelenkschmerzen. Da Gicht stark erblich bedingt ist, hoffen die Wissenschaftler aufgrund der jüngsten Erkenntnisse auf neue Therapieansätze. Etwa zwei Prozent der Bevölkerung in Industrieländern leidet unter dieser „Wohlstandskrankheit“.

In der am 23. Dezember 2012 im Fachmagazin „Nature Genetics“ veröffentlichten Mega-Studie des „Global Urate Genetics Consortiums“ (GUGC) untersuchte ein internationales Team von mehr als 220 Wissenschaftlern die genetischen Informationen von über 140.000 Teilnehmern aus 70 Studien weltweit. Die dabei identifizierten 28 genetischen Risikofaktoren sollen ein besseres Verständnis der Krankheitsmechanismen bei Gicht ermöglichen und als Ausgangspunkt für neue Arzneien oder zur besseren Vorbeugung von Gicht dienen.

Auch von den beiden Greifswalder Bevölkerungsstudien SHIP und SHIP-TREND flossen Daten von mehr als 5.000 Menschen in die aktuelle Studie ein. Dr. Alexander Teumer (Foto), wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universitätsmedizin Greifswald und einer der führenden Autoren dieser Studie, lobte die sehr gute Zusammenarbeit in diesem internationalen Konsortium.
„Unsere Arbeit wurde durch wöchentliche Telefonkonferenzen organisiert und wir versuchten, persönliche Treffen auf internationalen Konferenzen abzuhalten. Besonders hervorheben möchte ich, dass diese Arbeit erst durch die großartige Gemeinschaftsarbeit aller Wissenschaftler und die Teilnahme tausender Menschen an diesen freiwilligen Studien möglich wurde.“ In weiteren Projekten sollen nun die molekularen Prozesse, die den Harnsäurestoffwechsel und dadurch ausgelöste Krankheiten steuern, noch intensiver erforscht werden.

Nature Genetics, doi:10.1038/ng.2500
Genome-wide association analyses identify 18 new loci associated with serum urate concentrations
http://www.nature.com/ng/journal/vaop/ncurrent/full/ng.2500.html

Universitätsmedizin Greifswald
Institut für Community Medicine/Study of Health in Pomerania (SHIP)Projektleiter: Prof. Dr. med. Henry Völzke
Walter-Rathenau-Straße 48, 17475 Greifswald
T +49 3834-86 77 14 und 86 75 41
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