"Aliens" als letzte Hoffnung für Hawaiis Pflanzen

Mindestens 4.600 fremde Pflanzen- und 140 Vogelarten sind durch Menschenhand auf die polynesischen Hawaii-Inseln gelangt. Damit gehören die Inseln zu den durch eingeschleppte Arten am stärksten bedrohten Ökosystemen der Welt. Nun haben US-Forscher entdeckt, dass ausgerechnet die invasiven Vögel die endemische Flora retten könnten, berichtet das Wissenschaftsmagazin Nature in seiner Online-Ausgabe.

Die meisten Vogelarten, die auf den Inseln heute leben, sind vom Menschen eingeschleppt worden. Das gleiche gilt auch für die Pflanzen, die im üppigen Klima prächtig gedeihen. Das größte Problem der eingeschleppten Spezies ist aber, dass sie die endemischen Arten zurückdrängen und ihnen sogar die Lebensbasis wegnehmen. Die Biologen Jeff Foster von der University of Illinois Urbana-Champaign und Scott Robinson von der University Of Florida in Gainsville haben nach Überresten von Pflanzensamen in den Wäldern der Hawaii-Inseln gesucht. Interessiert haben sich die Wissenschaftler dabei vor allem für Samen im Vogelkot – sowohl bei heimischen als auch bei exotischen Tieren.

Die meisten Samenteile, die die Forscher entdeckten, stammten von endemischen Pflanzen. Das Erstaunliche daran war, dass in erster Linie eingeschleppte Vögel diese Pflanzensamen wieder ausschieden – und damit die Samen zum Keimen brachten. Obwohl es in den Wäldern zahlreiche endemische Vogelarten gibt, ernähren sich diese in erster Linie von wirbellosen Tieren oder Pflanzennektar. Nur eine einzige Vogelart, nämlich der Hawaiianische Amakihi, ernährt sich manchmal von Pflanzen, allerdings habe sein Nahrungsverhalten keine merkliche Auswirkung auf die Verbreitung der Samen. Vier exotische Vogelarten hingegen leisten „ganze Arbeit“, da sie in erster Linie Früchte hawaiianischer Pflanzen fressen. Die Wissenschaftler machten zudem die Entdeckung, dass im Unterholz zahlreiche endemische Pflanzen wuchsen.

Invasive Tier- und Pflanzenarten gehören zu den großen Verursachern von Umweltproblemen. Rund sechs Mrd. Dollar Schaden richten eingeschleppte Arten in der US-Landwirtschaft jährlich an. Um einmal eingeschleppte „Aliens“ wieder loszuwerden, sind Millionen-Aufwendungen erforderlich. Das wird auch am Beispiel der Feuerameisen in den USA deutlich. „Das Problem der eingeschleppten Arten, der so genannten Alien Species, wird vielfach unterschätzt“, meint die Biologin Dominique Zimmermann, Kuratorin der Insekten-Sammlung am Wiener Naturhistorischen Museum http://www.nhm-wien.ac.at , im pressetext-Interview. Man könne nie vorher sagen, welche Auswirkungen dies auf ein Ökosystem habe.

„Die Folgen können allerdings dramatisch sein, denn die Invasoren können sich offensichtlich sehr schnell an die geografischen Gegebenheiten ihrer neuen Heimat anpassen und dort verheerende Schäden anrichten“, erklärt die Wissenschaftlerin. „So ändern Tiere etwa ihre Beute und fressen in ihrer neuen Heimat andere Beutetiere oder Pflanzen. Zudem haben die Invasoren meist auch einen Vorteil gegenüber heimischen Arten, weil ihnen die natürlichen Feinde fehlen.“ Ökosysteme sind derart komplex, dass eine Vorhersage der Folgen nahezu unmöglich sei.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.nature.com

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