Rauswurf für unnütze Gene

Bakterien sind genetisch enorm vielfältig ausgerüstet. Die Folge: In der Natur sind die Mikroorganismen sehr anpassungsfähig. Für die biotechnologische Anwendung sind manche ihrer Gene nützlich — andere weniger.

Wissenschafter des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung in Braunschweig starten jetzt ein Projekt, um das bakterielle Genom von Pseudomonas putida auf das Wesentliche zu reduzieren. Im Gegenzug werden sie zusätzliche genetische Schaltkreisen einfügen. Mit der neuen Ausstattung soll P. putida dann chloroaromatische Verbindungen – chemische Ringstrukturen, die ein oder mehrere Chloratome aufweisen — in hochwertigere pharmazeutische Verbindungen umwandeln. Das Projekt „Probactys“ — Programmable Bacterial Catalysts“ (zu deutsch: programmierbare, bakterielle Katalysatoren) ist für drei Jahre ausgelegt. Die Europäische Union investiert dabei 1,9 Millionen Euro.

Mit ihrer Programmierarbeit wollen die Helmholtz-Forscher die Bakterien dazu bringen, koordiniert und synchron zusammenzuarbeiten. Gleichzeitig sollen unerwünschte Nebenprodukte des Stoffwechsels blockiert werden und die Biokatalyse bei niedrigen Temperaturen ablaufen. „Idealerweise sollen die Bakterien mit dem Mini-Genom auch noch empfänglich sein für eine zielgerichtete, und damit beschleunigte Evolution“, so der Koordinator des Projekts und Systembiologe am Helmholtz-Zentrum, Dr. Vitor Martins Dos Santos: “ Das würde es möglich machen, die Stoffwechsel-Schaltkreise immer weiter zu optimieren.“

„Diese Zellen könnten dann sehr wirkungsvoll spezielle Funktionen für biotechnologische, ökologische oder medizinische Aufgaben übernehmen“, so Martins Dos Santos. Die Braunschweiger Forscher arbeiten mit Kollegen aus Spanien, Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und China zusammen. Denn in ihrem Projekt ist nicht nur klassische Laborarbeit gefragt, bei dem die Wissenschaftler vom wet-lab, also dem nassen Labor sprechen. Vielmehr müssen sie auch zelluläre Modelle am Computer, dem sogenannten dry-lab, dem trockenen Labor, erarbeiten. Eine gewaltige Aufgabe, die nur im Rahmen internationaler Projekte erfolgversprechend laufen kann.

Media Contact

Hannes Schlender idw

Weitere Informationen:

http://www.helmholtz-hzi.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer