Aus zwei mach eins: Chemiker erforschen neue Konzepte für die Wirkstoffforschung

Ihre Forschungsergebnisse veröffentlichte die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Thorsten Berg vom Institut für Organische Chemie der Universität Leipzig jetzt in der international renommierten Fachzeitschrift „Chemistry – A European Journal“.

Viele chemische Substanzen mit interessanter biologischer Aktivität können nicht für die Therapie menschlicher Krankheiten genutzt werden, weil sie zu groß sind, um in menschliche Zellen einzudringen. „Kleine Moleküle haben es da meist leichter als große Moleküle“, erklärt Prof. Berg.

„Allerdings haben die großen Moleküle oft bessere Wirkung als kleine Moleküle.“ Um diesen scheinbar unlösbaren Konflikt zu überwinden, haben die Wissenschaftler eine chemische Methode entwickelt, mit der zwei kleine, reaktive Bausteine ganz gezielt in lebenden Zellen zu einer großen und chemisch-einheitlichen Substanz reagieren können.

Die Chemie wurde dabei so gewählt, dass die beiden Reaktionspartner nicht mit den Bestandteilen der menschlichen Zellen, sondern nur mit dem jeweils anderen Reaktionspartner reagieren können.

In ersten Experimenten konnte die Arbeitsgruppe um Prof. Berg nachweisen, dass dieser Ansatz tatsächlich funktioniert. „Wir konnten zeigen, dass menschliche Zellen mehr Wirkstoff enthalten, wenn sie nicht mit dem vorab synthetisierten Wirkstoff, sondern stattdessen mit zwei reaktiven „Hälften“ des Wirkstoffes behandelt werden.

Die kleinen Molekülhälften können besser in Zellen eindringen als die vorab hergestellte, große Substanz, und reagieren nach Eindringen in der Zelle miteinander zum großen Wirkstoff,“ erläutert Berg, und ergänzt:

„In der Zukunft könnten Medikamente möglicherweise aus mehreren reaktiven Bestandteilen bestehen, welche sich erst im menschlichen Körper zu dem eigentlichen Wirkstoff verbinden. Dadurch könnten sich neue Möglichkeiten für die Verwendung großer Wirkstoffmoleküle bei der Behandlung menschlicher Krankheiten ergeben.“

Fachveröffentlichung:
iSPAAC: isomer‐free generation of a Bcl‐xL‐inhibitor in living cells, in Chemistry – A European Journal,
doi: 10.1002/chem.201803032

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Thorsten Berg
Institut für Organische Chemie
Telefon: +49 341 97-36527
E-Mail: tberg@uni-leipzig.de

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/pdf/10.1002/chem.201803032
http://org.chemie.uni-leipzig.de/institut-fuer-organische-chemie

Media Contact

Susann Huster Universität Leipzig

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Wie die Galvanotechnik durch Digitalisierung effizient wird

SurfaceTechnology GERMANY… Digitalisierung und Hartverchromung aus Chrom(III)-Elektrolyten: Das sind die beiden großen Themen, mit denen sich Forscherinnen und Forscher von der Abteilung Galvanotechnik am Fraunhofer IPA derzeit beschäftigen. Ihre Erkenntnisse…

Ersatz für Tierversuche – jetzt ganz ohne Tierleid

Erstes Gewebe-Modell der Leber völlig ohne Materialien tierischer Herkunft hergestellt. Wissenschaftler*innen der TU Berlin haben mit Hilfe von 3D-Biodruck erstmals ein Modell der Leber aus menschlichen Zellen hergestellt, ohne dabei…

Neue Wege zur mentalen Gesundheit

Magnetspule am Kopf sorgt für antidepressive Effekte… In der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Bonn (UKB) wird derzeit eine Studie zur Erforschung der antidepressiven Wirkung einer…

Partner & Förderer