Nur die Kleinsten lernen überall gleich gut

Studien mit Erwachsenen haben gezeigt, dass die räumliche Umgebung, in der eine Information erlernt wird, einen maßgeblichen Einfluss auf das spätere Erinnern der Information haben kann. Auch der Wechsel der Lernumgebung während eines Lernprozesses hat demnach Konsequenzen, wenn man sich das Erlernte später wieder ins Gedächtnis rufen möchte. Während allerdings der Einfluss der Lernumgebung oder des Wechsels derselben auf die Gedächtnisleistung von Erwachsenen schon länger bekannt ist, waren entsprechende Studien für Kinder oder Jugendliche bislang eher die Ausnahme.

Wissenschaftler der Universität Regensburg haben nun erforscht, welche Konsequenzen ein Wechsel der Lernumgebung für die Erinnerungsleistung von Vor- und Grundschulkindern hat. Eine Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Karl-Heinz Bäuml und Dr. Alp Aslan vom Institut für Psychologie der Universität Regensburg hat dafür einen besonderen Versuch durchgeführt. Im Rahmen eines Experiments wurden vier Gruppen von Versuchspersonen – Kindergartenkinder, Erstklässler, Viertklässler und junge Erwachsene – gebeten, sich nacheinander zwei Listen mit Wörtern (Liste A und Liste B) einzuprägen. In dem einen Fall wurden die beiden Listen von den Probanden im selben Raum erlernt und von den Wissenschaftlern im Anschluss abgefragt. In dem anderen Fall mussten sich die Probanden die beiden Listen nacheinander in jeweils unterschiedlichen Räumen einprägen. Die Abfrage erfolgte dann in dem Raum, in dem zuvor die „letzte Liste“ – die Liste B – vorgelegt worden war.

Erwachsene kamen nach einem Raumwechsel bei Liste A zu einem schlechteren Ergebnis, zeigten jedoch ein verbessertes Resultat bei Liste B. Während Viertklässler dasselbe Ergebnismuster aufwiesen wie die Erwachsenen, hatte der Raumwechsel bzw. die Veränderung der Lernumgebung bei Kindergartenkindern und Erstklässlern keinerlei Effekte auf die spätere Erinnerungsleistung. Das Experiment der Regensburger Forscher konnte somit zeigen, dass ein Wechsel der Lernumgebung sowohl positive als auch negative Konsequenzen für die Lernleistung haben kann. Die jeweiligen Mechanismen, die diesen beiden gegenläufigen Effekten zugrunde liegen, scheinen sich allerdings erst während der Kindheit zu entwickeln und ihre vollständige Reife am Ende der Grundschulzeit zu erlangen.

Die Untersuchungen der Regensburger Arbeitsgruppe dürften vor allen Dingen für die Grundschulpädagogik und für die pädagogische Psychologie von großem Interesse sein. Die Ergebnisse werden in Kürze in der renommierten Fachzeitschrift „Experimental Psychology“ publiziert.

Ansprechpartner für Medienvertreter:
Prof. Dr. Karl-Heinz Bäuml / Dr. Alp Aslan
Universität Regensburg
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Alexander Schlaak Universität Regensburg

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