Internationale Studierende: Fachkräfte von morgen

Die Arbeitslosenzahlen sind auf dem niedrigsten Stand seit Anfang der neunziger Jahre und die deutsche Wirtschaft sucht dringend hochqualifizierte Arbeitskräfte. Wie diese gewonnen werden können, ist umstritten:

Wirtschaftsminister Brüderle will so schnell wie möglich ein Konzept zur Zuwanderung von Fachkräften erstellen lassen. Andere Politiker setzen auf die Qualifizierung heimischer Arbeitskräfte und der bereits hier lebenden Migranten. Eine wichtige Gruppe zukünftiger Fachkräfte wird oft übersehen: in Deutschland studierende Ausländer.

Schon seit 2005 können Ausländer nach einem Hochschulabschluss in Deutschland hier bleiben, um eine qualifizierte Arbeit aufzunehmen. 2009 haben 4.820 Hochschulabsolventen von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. Das ist fast jeder dritte Absolvent aus Ländern außerhalb der EU. 2008 – vor der Wirtschaftskrise – waren es sogar 5.935.

Für die internationalen Absolventen deutscher Hochschulen entfällt seit 2007 die so genannte Vorrangprüfung, ob eine Stelle auch mit EU-Bürgern besetzt werden kann. Auch ein Mindesteinkommen müssen sie nicht nachweisen. Hochschulabsolventen dürfen nach dem Studienabschluss ein Jahr zur Stellensuche in Deutschland bleiben und dabei wie Studierende jobben. Wer inklusive der Studienzeit acht Jahre rechtmäßig in Deutschland lebt und bestimmte Voraussetzungen wie eine qualifizierte Arbeit erfüllt, kann einen deutschen Pass erhalten.

Dank Marketing, internationaler Studienangebote und vereinfachter Aufenthaltsregelungen ist die Zahl ausländischer Studierender hierzulande vom Jahr 2000 bis 2010 um 40 Prozent gestiegen. Im letzten Wintersemester waren fast 245.000 an deutschen Hochschulen eingeschrieben, davon über 180.000 Bildungsausländer. Damit liegt Deutschland weltweit auf Platz vier der Aufnahmeländer. Im Studienjahr 2009 haben sich 74.000 ausländische Studierende neu immatrikuliert – ein Rekordwert.

4.820 ausländische Absolventen hiesiger Hochschulen haben 2009 eine Arbeit in Deutschland aufgenommen. Sie stellten damit knapp die Hälfte der Zuwanderung von Fachkräften aus Drittländern. Ein entscheidender Faktor für eine erfolgreiche Anwerbung von Fachkräften ist der Wille zur Integration – sowohl bei den Einwanderern selbst als auch der aufnehmenden Gesellschaft. In Deutschland gibt es in diesem Punkt auch an den Hochschulen noch Nachholbedarf: 39 Prozent der auslän¬dischen Studierenden klagen über man¬gelnden Kontakt zu deutschen Kommi¬litonen. 34 Prozent finden schwer Bekannte in der Bevölkerung außerhalb der Hochschulen. Viele Hochschulen entwickeln jetzt – auch mit Unterstützung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) – Modellprojekte für eine bessere Integration ihrer ausländischen Studierenden.

Der DAAD stellt im Internet zwei Merkblätter zu den aktuellen gesetzlichen Regelungen zum Herunterladen bereit:

Informationen zu den rechtlichen Rahmenbedingungen für die Ausübung einer Erwerbstätigkeit von ausländischen Studierenden und Wissenschaftlern (PDF):
http://www.daad.de/imperia/md/content/de/deutschland/downloads/info
_erwerbstaetigkeit_zuwanderung.pdf
Informationen zu den rechtlichen Rahmenbedingungen für Einreise und Aufenthalt von ausländischen Studierenden und Wissenschaftlern (PDF):
http://www.daad.de/imperia/md/content/de/deutschland/downloads/info
_aufenthaltsrecht_zuwanderung.pdf
Artikel zum Thema:
„Es gibt zu wenig akademische Einwanderung“, von Sabine Kunst,
erschienen am 15.09.10 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Sabine Kunst ist die Präsidentin des DAAD.
http://www.daad.de/portrait/presse/pressemitteilungen/2010/Es_gibt_zu
_wenig_akademische_Einwanderung.pdf
„Integration für Inländer“, von Ulrich Grothus und Annette Julius,
erschienen am 17.07.10 in der Financial Times Deutschland. Ulrich Grothus ist stellvertretender Generalsekretär, Annette Julius Leiterin der Programmabteilung Nord des DAAD.
http://www.daad.de/portrait/presse/pressemitteilungen/2010/Integration
_f%C3%BCr_Inl%C3%A4nder.pdf

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