Vorbildlicher Forschungstransfer "á la hollandaise"

Die Friedrich-Schiller-Universität Jena hat einen Kooperationsvertrag mit dem „Dutch Polymer Institute“ (DPI) unterzeichnet. Sie gehört damit einem Forschungsförderinstitut an, „das in dieser Form beispielhaft und einmalig ist“, wie Prof. Dr. Ulrich S. Schubert von der Friedrich-Schiller-Universität betont.

Der renommierte Chemiker kennt die Institution sehr genau, da er ihr bereits vor seiner Berufung nach Jena angehört hat und seit 2003 zum Managementteam gehört bzw. als Wissenschaftlicher Vorsitzender eines Bereiches tätig ist. „Die deutsche Politik sollte sich das DPI zum Vorbild nehmen, wenn sie über eine Verbesserung des Forschungstransfers zwischen Wissenschaft und Wirtschaft nachdenkt“, regt er an. Die OECD hatte 2004 das DPI als bestes Beispiel für diesen Transfer in Europa bezeichnet.

Das DPI ist ein „virtuelles Institut“, an dem der niederländische Staat sowie derzeit 32 Wirtschafts- und 30 Wissenschaftsunternehmen aus der ganzen Welt beteiligt sind. Hier werden wissenschaftliche Projekte aus der Polymerchemie aufgelegt, die einen hohen Anwendungsbezug haben. Aus dem jährlich fast 18 Mio. Euro umfassenden Etat des DPI werden die Forschungen finanziert. Die Mittel kommen zum einen vom niederländischen Staat, „der keinen politischen Einfluss auf die Inhalte nimmt, aber das Institut alle vier bis sechs Jahre evaluiert“, betont Schubert. Außerdem kofinanziert die Wirtschaft die Projekte und die Hochschulen beteiligen sich mit einem Viertel an den Forschungsaufwendungen. „Durch diese Konstruktion ist sichergestellt, dass in den Hochschulen zielgerichtet an Grundlagen-orientierten Projekten mit Anwendungsbezug geforscht wird und die Wirtschaft von Anfang an ihre Ideen und Anforderungen einbringt, die für eine rasche Umsetzung in die Praxis notwendig sind“, schwärmt der Jenaer Chemiker vom System des DPI. „Außerdem schafft dieses Agieren im Verbund eine hervorragende Vernetzung, inklusive kleiner und mittelständischer Unternehmen, die so neue Technologien entwickeln können“. Wenn bei den Forschungen patentreife Ergebnisse erzielt werden, übernimmt das DPI die Patentierung, gibt die Patente aber an die Industrie weiter. Die einzelnen Bereiche des DPI sind nicht fixiert und werden jährlich neu in ihren Budgets angepasst – „das System atmet“, nennt es Schubert.

In der neuen vier- bis sechsjährigen Förderperiode ab 2008 stehen dem DPI 49,55 Mio. Euro durch das niederländische Wirtschaftsministerium zur Verfügung. Da die Friedrich-Schiller-Universität antragsberechtigt ist, will der Lehrstuhlinhaber für Organische und Makromolekulare Chemie, der sieben Jahre an der Technischen Universität Eindhoven tätig war und 2007 an die Universität Jena gewechselt ist, „auch eine größere Summe an Fördermitteln nach Jena holen. Denn wir haben zahlreiche Ideen für weitere Forschungsvorhaben. Es wäre auch sehr schön“, so Schubert weiter, „wenn sich Thüringen am DPI beteiligen würde; Nordrhein-Westfalen ist bereits in Verhandlungen. Dies würde auch für die Industrie in Thüringen eine enorme Chance bieten“.

Kontakt:
Prof. Dr. Ulrich S. Schubert
Institut für Organische Chemie und Makromolekulare Chemie der Universität Jena
Humboldtstr. 10, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 948200
E-Mail: ulrich.schubert[at]uni-jena.de

Media Contact

Axel Burchardt idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-jena.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Bildung Wissenschaft

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer