500.000 Euro für BMBF-Projekt zur Verbesserung der Psychotherapie von Panikstörungen

Panikstörung mit Angst vor großen Plätzen (Agoraphobie) ist eine der schwersten Angsterkrankungen, welche unbehandelt einen chronischen Verlauf nimmt und nicht nur die Patienten belastet, sondern auch enorme Kosten für das Gesundheitssystem verursacht.

Obwohl die kognitive Verhaltenstherapie eine der effektivsten psychotherapeutischen Behandlungsverfahren dieser Erkrankung darstellt, sind die einzelnen Wirkmechanismen dieser Behandlung noch nicht geklärt. Dies ist möglicherweise auch ein Grund, weshalb diese Behandlung in der klinischen Routine noch viel zu wenig angewendet wird.

In vergangen drei Jahren wurde daher ein bundesweites Netzwerk zur Verbesserung der Behandlung der Panikstörung durch das BMBF gefördert. In einer kontrollierten, randomisierten klinischen Studie wurde die Effektivität zweier Varianten einer Expositionstherapie an 360 Patienten mit Panikstörung und Agoraphobie durchgeführt wurde. Expositionstherapie bedeutet, dass der Patient sich unter Anleitung systematisch mit seinen gefürchteten Situationen konfrontiert (zum Beispiel Fahren in öffentlichen Verkehrsmitteln, Aufenthalt in engen Räumen) und dabei lernt, dass seine Angst im Verlauf der Situation immer weiter nachlässt.

Es konnte gezeigt werden, dass es bei 80 Prozent der Patienten durch diese Behandlung zu deutlichen klinischen Verbesserungen kommt und vor allem die Patienten wieder mobiler werden. Hier konnten außerordentlich starke Effekte erzielt werden. „Wir konnten auch erste genetische und Verhaltensmarker identifizieren, welche den Therapieerfolg beeinflussen. Mit einer erneuten klinischen Studie soll nun unter der Federführung der Greifswalder Psychologen vor allem untersucht werden, ob die Angst vor körperlichen Symptomen ein zentraler Mechanismus bei der Entwicklung der Panikstörung und Agoraphobie darstellt und ob der Therapieerfolg durch gezielte Behandlung dieses Symptomkomplexes verbessert werden kann“, so Professor Dr. Alfons Hamm, Leiter des Projektes.

In den kommenden drei Jahren sollen erneut 120 Patienten mit Panikstörung und Agoraphobie untersucht werden. Außerdem werden 30 Patienten mit Panikstörung, bei denen sich noch keine Agoraphobie entwickelt hat, einbezogen; ebenso Personen, welche zwar schon eine Panikattacke erlebt, aber noch keine klinische Störung entwickelt haben. Diese Personengruppe ist insofern besonders interessant, da sich bei effektiver Frühintervention die Entwicklung einer Angsterkrankung verhindern lässt.

An der Studie nehmen neben Greifswald die Universitäten Bremen, Würzburg, Marburg und Münster teil.

Weitere Informationen
(1) Randomisiert bedeutet, dass bei solchen Studien zufällig bestimmt wird, welcher Behandlungsbedingung eine Person zugeordnet werden, um zu vermeiden, dass Unterschiede nach der Behandlung auf unterschiedliche Zusammensetzung der Personengruppen zurückgehen.
Ansprechpartner an der Universität Greifswald
Prof. Dr. Alfons Hamm
Institut für Psychologie
Lehrstuhl für Physiologische und Klinische Psychologie/Psychotherapie
Franz-Mehring-Straße 47, 17487 Greifswald
Telefon 03834 86-3715
hamm@uni-greifswald.de

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Jan Meßerschmidt idw

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