Bienenkundler schlagen Alarm: Völker durch Krankheiten nach mildem Winter hochgradig gefährdet

Verkrüppelte Bienen sind das erste Alarmzeichen: Wenn diese sich häufen, sollten Imker ihre Völker dringend auf Milben-Befall untersuchen und diesen auch gleich bekämpfen. Schon jetzt befürchtet die Landesanstalt für Bienenkunde an der Universität Hohenheim in Stuttgart, dass dieses Jahr überdurchschnittlich viele Völker durch diesen Bienenparasiten zu Grunde gehen. Ohne Gegenmaßnahmen wächst die Gefahr durch gegenseitige Ansteckung.

Schuld sind der milde Winter und der frühe Brutbeginn der Bienenvölker in Baden-Württemberg. Denn Dank milder Temperaturen haben sich auch die Varroa-Milben in Bienenstöcken stark vermehrt.

Dabei handelt es sich um einen eingeschleppten Parasiten, der die Bienen meist schon in der Brutzelle befällt um dort Bienenblut von Larve und Puppe zu saugen. Meist mit schwerwiegenden Folgen, denn wie die Zecken beim Menschen überträgt auch die Varroa-Milbe gefährliche Sekundärinfektionen.

„Befallene Bienen erkennt man an verkrüppelten Flügeln oder verkürztem Hinterleib – und in diesem Jahr häufen sich solche Beobachtungen bereits extrem früh im Jahr in besorgniserregendem Maße“, erklärt Dr. Peter Rosenkranz, Leiter der Landesanstalt für Bienenkunde der Universität Hohenheim.

Befallene Bienenstöcke sofort sanieren

Alle Imker ruft die Landesanstalt für Bienenkunde deshalb dringend auf ihre Völker auf Varroa-Befall zu untersuchen: Ein weiteres Mittel, die Milben zu erkennen, sind Bodeneinlagen im Bienenstock. Weil Milben auch von Bienen abfallen und sich dort ansammeln, können Imker so nachzählen wie stark ihre Stöcke befallen sind.

Im Ernstfall sollten Bienenhalter die Krankheitsüberträger sofort bekämpfen. „Wir empfehlen eine rasche Behandlung mit Ameisensäure entsprechend dem Bekämpfungskonzept des Landes Baden-Württemberg“, sagt Dr. Rosenkranz.

Gute Bedingungen für Honigernte verschärfen Ansteckungsrisiko

Der Bienenspezialist ist sich bewusst, dass dies den Imkern einiges abverlangt, und das auch ökonomisch.

„Eigentlich sieht es so aus, als ob wir dieses Jahr zum ersten Mal seit langem wieder Waldhonig ernten könnten. Umso stärker appellieren wir an alle Imker nur nachweislich gesunde Völker im Wald aufzustellen “, so Dr. Rosenkranz.

Zum einen sei der Waldaufenthalt für Bienen eine Zusatzbelastung. Zum anderen erhöhe sich sonst die Ansteckungsgefahr zwischen den Völkern. „Zurzeit erhalten wir wirklich alarmierende Beobachtungen aus ganz Deutschland. Wenn die Imker nicht sofort reagieren, müssen wir in diesem Jahr mit einem erheblichen Bienensterben rechnen, das weit über das noch Akzeptable hinausgeht.“

Kontakt für Medien:
Dr. Peter Rosenkranz, Universität Hohenheim, Landesanstalt für Bienenkunde
Tel.: 0711-459-22659, E-Mail: peter.rosenkranz@uni-hohenheim.de

Text: Klebs

http://bienenkunde.uni-hohenheim.de/behandlungskonzept „Weitere Infos“
http://www.uni-hohenheim.de/bienenkunde „Seite der Bienenkunde“

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Florian Klebs idw - Informationsdienst Wissenschaft

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