Eine "Grazie" könnte Südafrikas Kleinbauern betören

Zwei neue Maissorten geben der Landwirtschaft im südlichen Afrika neue Impulse und machen die Ernährung sicherer / bis zu 50 Prozent höhere Erträge / Züchtungserfolg ohne gentechnische Veränderung

Sie reifen schneller als herkömmliche Maissorten, erzielen deutlich höhere Erträge und lassen sich auch bei längeren Dürreperioden nicht gleich hängen: Zwei neue Maissorten könnten das Leben tausender südafrikanischer Kleinbauern verbessern und ein Stück sicherer machen. Die beiden Maissorten – „Grace“ (zu deutsch „Grazie) und „Zm521“ – sind das Ergebnis der Zusammenarbeit von Agrarforschern des Internationalen Mais- und Weizenforschungsinstituts (CIMMYT) mit Sitz in Mexiko, dessen südafrikanischen Partnern sowie dem südafrikanischen Landwirtschaftsministerium. Offiziell vorgestellt wurden sie Ende Mai im Rahmen einer feierlichen Zeremonie im südafrikanischen Pietermaritzburg. Mit der ersten Aussaat könnte schon bald begonnen werden.

CIMMYT ist eines von 16 internationalen Agrarforschungszentren, die von der Beratungsgruppe für internationale Agrarforschung (CGIAR) gefördert werden. Geldgeber der CGIAR sind neben der Weltbank vor allem nationale Regierungen und Stiftungen. Mit von der Partie ist auch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), das die Agrarforschung finanziell und durch Entsendung deutscher Wissenschaftler unterstützt.

Vom Durchbruch in der Maisforschung profitieren vor allem afrikanische Kleinbauern. Mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von mehr als 100 Kilogramm im Jahr rangiert Mais im südlichen Afrika weit oben in der Ernährung. Die ursprünglich aus Südamerika stammende Nutzpflanze macht allein in Südafrika rund 40 Prozent der gesamten Getreideproduktion aus. Für die Landbevölkerung im südlichen Afrika ist Mais die Nutzpflanze Nummer eins.

Als geradezu ideal erweisen sich die Neuzüchtungen für die strapazierten und durch häufige Dürreperioden gekennzeichneten Trockenregionen Südafrikas. „Sie können auch in Regionen angebaut werden, die bisher wenig für den Maisanbau geeignet waren“, so CGIAR-Vorsitzender Ian Johnson. So wächst „Zm521“ auch bei niedriger Bodenfruchtbarkeit und lang anhaltenden Dürrephasen. Tests im Norden des Landes lieferten ein Plus von bis zu 50 Prozent gegenüber traditionellen Maisvarianten.

Als Lichtblick für die Bauern könnte sich auch „Grace“ erweisen, die zweite neu gezüchtete Sorte. Mit seiner vergleichsweise kurzen Wachstumsperiode reift „Grace“, benannt nach der federführenden Forscherin Grace Green, rascher heran als die übrigen Maissorten. Weiterer Vorteil: „Grace“ kann bereits „grün“ gegessen werden. Auf diese Weise hilft diese neue Maissorte, die kritische „Nahrungslücke“ zwischen dem Zeitpunkt der Aussaat und der Ernte zu überbrücken. Das erhöht den Nahrungspielraum für viele südafrikanische Kleinbauern, die sonst auf Zukäufe angewiesen wären oder Hunger leiden müssten.

Ein weiteres Merkmal beider Sorten: Der relativ günstige Preis für das Saatgut schmälert das Einkommen der Bauernfamilien weniger als die sogenannten Hybriden. Hybrid-Mais bringt zwar höhere Ernten, jedoch muss das Saatgut in jedem Jahr neu von den Bauern gekauft werden, damit sie im Folgejahr auf die gleiche Erntemenge kommen. Hier schaffen die beiden Neuzüchtungen Abhilfe: Sowohl „Zm521“ als auch „Grace lassen sich offen bestäuben, so dass die Bauern zu jeder neuen Aussaat Saatgut aus der eigenen Ernte verwenden können. „Unsere gemeinsamen Anstrengungen können das Leben von tausenden armen Kleinbauern, die bisher von technischen Entwicklungen ausgeschlossen waren, verbessern“, beschreibt CIMMYT-Direktor Timothy Reeves die Perspektive. Und noch eine Besonderheit: Bei der Züchtung setzten die Agrarforscher übrigens bewusst auf herkömmliche Kreuzungsmethoden. Ein Beleg dafür, dass hohe Erträge auch ohne gentechnische Veränderungen an den Pflanzen erzielt werden können.

Über die ausreichende Verfügbarkeit von Saatgut – in der Vergangenheit oft ein Manko von Hochertragszüchtungen – müssen sich die Bauern keine Sorgen machen. Sicherheit gibt die Zusammenarbeit mit EcoLink, einer Nichtregierungsorganisation, die gemeinsam mit Bauern eine Saatgut-Bank ins Leben gerufen hat und unter dem Grundsatz der Gemeinnützigkeit Saatgut zur Verfügung stellt.

Wenn Sie mehr über „Zm521“ und „Grace“, den Maisanbau in Südafrika oder anderen Ländern der Entwicklungszusammenarbeit sowie den deutschen Beitrag zur internationalen Agrarforschung erfahren möchten, fragen Sie uns. Wir informieren Sie gerne.

Die Beratungsgruppe Entwicklungsorientierte Agrarforschung (BEAF) berät das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), ist Koordinierungsstelle und Informationsstelle für Fragen der entwicklungsbezogenen Agrarforschung. Die BEAF hat ihren Sitz in Bonn und ist angebunden an die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH, ein bundeseigenes Unternehmen, das Projekte der Entwicklungszusammenarbeit im Auftrag der Bundesregierung durchführt.

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Oliver Hanschke idw

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