Für gesunde Pflanzen und gesunde Menschen: Schwefeldüngung
Eine zusätzliche Düngung der Kulturpflanzen mit Schwefel war früher aufgrund des Schwefeleintrags aus der Luft nicht erforderlich. Mittlerweile leiden aber fast alle Kulturpflanzen in den alten Bundesländern unter Schwefelmangel. Grund dafür ist die erfolgreiche Rauchgasentschwefelung der Industrieanlagen. Die Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) in Braunschweig untersucht seit über 20 Jahren die verschiedenen Aspekte der Schwefelversorgung von Kulturpflanzen.
Der größte Teil des Schwefels wird in die Aminosäuren Cystein und Methionin eingebaut. Er spielt eine wichtige Rolle beim Eiweiß- und Enzymstoffwechsel und beim Aufbau sekundärer Pflanzeninhaltsstoffe. Diese können von pharmazeutischer Bedeutung sein. Zum Beispiel sind der Glucosinolatgehalt in Kapuzinerkresse und der Alliingehalt in Knoblauch positiv mit der Schwefeldüngung korreliert. Eine weitere wichtige Funktion hat das Redoxsystem Gluthathion. Es besteht aus drei Aminosäuren und steuert wichtige Oxidationsprozesse sowohl in pflanzlichen als in tierischen Zellen. Gluthathion spielt eine wichtige Rolle bei der Entgiftung von Schwermetallen, beim Abbau von krebserregenden Substanzen und im Immunsystem des Menschen. Von unseren Gemüsepflanzen enthalten Spargel, Wassermelone und Avocado besonders viel Gluthathion.
Die Wissenschaftler der Bundesforschungsanstalt haben auch eine durch Schwefelmangel verursachte Zunahme von Pflanzenkrankheiten, insbesondere von Pilzerkrankungen, festgestellt. Besonders Schwefelbedürftige Kulturen – wie zum Beispiel Raps – sind betroffen. Eine Schwefeldüngung bewirkt einen signifikanten Ertragszuwachs und eine deutliche Verringerung des Krankheitsbefalls. In weiteren Untersuchungen wird geprüft, wie sich durch Schwefeldüngung die natürliche Resistenz – eine schwefel-induzierte Resistenz – erhöhen lässt. Die Förderung der natürlichen Resistenz der Pflanzen gegen Krankheiten ist besonders im ökologischen Landbau von Bedeutung.
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