Spieglein, Spieglein an der Wand
Schneewittchens Stiefmutter konnte offenbar ihr Abbild nicht leiden und auch auf heutigen Ausweisen sieht das Lichtbild mitunter düster aus. Das Modul in einer Bildverarbeitungssoftware korrigiert automatisch verschiedene Aufnahmefehler von Portraitfotos.
Schneewittchen hatte eine Haut so weiß wie Schnee, Lippen so rot wie Blut und Haare so schwarz wie Ebenholz. Ihr Foto hingegen auf dem Mitarbeiterausweis von den sieben Zwerge oder auf den Bewerbungsunterlagen für den Prinzen könnte flau, farbstichig und unscharf ausfallen – sehr zur Freude ihrer neidischen Stiefmutter.
Solche Fehler von Portraitfotos für Ausweise wurden bislang – wenn überhaupt – manuell korrigiert. Oft sind die Abbildungen auch zu klein, zu groß oder nicht zentriert. Mit dem Zusatzmodul einer Bildverarbeitungssoftware rückt das digitale Gesicht nun automatisch und per Mausklick ins rechte Licht. Informatiker der Forschungsgruppe »Maschinensehen« am Fraunhofer-Institut für Informations- und Datenverarbeitung IITB in Karlsruhe haben es programmiert. »Die Inhaber der Ausweise nehmen den Farbton ihrer Haut besonders sensibel wahr«, erläutert der Forschungsgruppenleiter Markus Müller. »Das Programm wählt selektiv die Gesichtspartie aus und stellt Farbwert und Farbsättigung sowie Kontrast und Helligkeit selbsttätig ein. Je nach Hauttyp kann ein vordefinierter Ton gewählt werden. Hellhäutige Menschen sehen sich gern wie frisch gebräunt nach dem Urlaub, während auf dem afrikanischen Markt der eher blassere Michael-Jackson-Typ bevorzugt wird.«
Der Computer erkennt, wo sich im Foto das Gesicht befindet und wie groß es dargestellt ist. Mit dem geometrischen Schwerpunkt und den Umrissen des Gesichtsfeldes berechnet er, wie weit es verschoben, vergrößert oder verkleinert werden muss. Ohne weiteres Zutun rückt er den Kopf zurecht und stellt ihn auf die optimale Größe ein. »Diese rechnerische Segmentierung eignet sich nicht nur dazu, das Foto ästhetisch aufzuwerten«, betont Müller. »Das Programm identifiziert ebenso den Hintergrund, der dann automatisch gestaltet werden kann – mit einer beliebigen Farbe, einer Textur oder dem Firmen-Logo.«
Die Informatiker vom IITB programmierten das Modul im Auftrag des Unternehmens Video Print Systeme vps in Ettlingen. Integriert ist es in allen vps-Systemen, die dazu dienen, Bildausweise zu produzieren, zu versenden und zu verwalten. Ein modernes Ausweissystem hätte wohl sicher verhindert, dass die verkleidete Stiefmutter bis zu Schneewittchen im Zwergenhaus vordringt.
Ansprechpartner:
Dipl.-Inform. Markus Müller
Telefon: 07 21/60 91-3 05
Fax: 07 21/60 91-2 33
mue@iitb.fhg.de
Weitere Informationen finden Sie im WWW:
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Verfahrenstechnologie
Dieses Fachgebiet umfasst wissenschaftliche Verfahren zur Änderung von Stoffeigenschaften (Zerkleinern, Kühlen, etc.), Stoffzusammensetzungen (Filtration, Destillation, etc.) und Stoffarten (Oxidation, Hydrierung, etc.).
Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Trenntechnologie, Lasertechnologie, Messtechnik, Robotertechnik, Prüftechnik, Beschichtungsverfahren und Analyseverfahren.
Neueste Beiträge
Neue Sensorkonzepte dank integrierter Lichtwellenleiter aus Glas
Auf hoher See und in der Hochleistungs-Elektronik. In Glas integrierte Lichtleiter haben das Potenzial, die Messqualität von Sensoren für Forschung und Industrie deutlich zu verbessern. Im Projekt „3DGlassGuard“ arbeitet ein…
Regenerative Kraftstoffe: Baukasten für die Verkehrswende
Vor etwa zehn Jahren wurde an der Hochschule Coburg der Diesel-Kraftstoff R33 entwickelt – der Name steht für einen Anteil von 33 Prozent erneuerbarer Komponenten. Dieses Potenzial wurde nun mit…
‚Starke‘ Filter – Neuartige Technologie für bessere Displays und optische Sensorik
Studie zeigt, wie ein quantenmechanisches Prinzip der starken Kopplung bislang unerreichte Möglichkeiten zur Konstruktion optischer Filter eröffnet: Sogenannte „Polaritonfilter“ eröffnen revolutionäre Wege in der Bildgebung. Publikation in „Nature Communications“. Einem…