Wie Unternehmen ihr Kerngeschäft erweitern und damit neue Märkte erschließen

Sie sollten daher ihr Geschäftsmodell systematisch weiterentwickeln und neue Felder und Märkte erschließen. Das ist das Ergebnis einer Studie des Instituts für Handel und Internationales Marketing (H.I.MA.) der Universität des Saarlandes.

Die Wissenschaftler analysierten dafür beispielhaft die Geschäftsmodelle des Automobilherstellers Daimler, des Baukonzerns Hochtief und des Logistikdienstleisters BLG. Daraus leiteten sie Handlungsempfehlungen ab, die sich auch auf andere Branchen übertragen lassen.

„Unternehmen sehen sich immer wieder der Gefahr ausgesetzt, dass ihr Kernge-schäft überholt wird. Noch vor einigen Jahrzehnten verfolgten viele Unternehmen daher eine breite Diversifikationsstrategie. Das hat sich in den Folgejahren dann wieder gewandelt und zu einer Rückbesinnung auf die Kernkompetenzen geführt“, sagt Joachim Zentes, Direktor des Instituts für Handel und Internationales Marketing.

Bei der Daimler AG zum Beispiel habe man sich auf die Mobilität als zentrale Kompetenz konzentriert und nach neuen Geschäftsfeldern gesucht, die das Umweltbewusstsein der Kunden mit dem Wunsch nach bezahlbarer Mobilität zusammenbringen. Daraus entwickelte der Automobilkonzern verschiedene Dienstleistungen rund um das Thema Mobilität, etwa das Carsharing-Konzept car2go. Dieser Verbund stellt in rund 20 Städten flächendeckend Fahrzeuge bereit, die mittlerweile von 350.000 Kunden genutzt werden. „Man hat durch Dienstleistungen, wie zum Beispiel das gemeinsame Nutzen von Autos, neue Märkte erschlossen, die das Kerngeschäft, die Automobilproduktion, sinnvoll ergänzen“, erklärt Professor Zentes.

Neben der Daimler AG haben die Saarbrücker Wissenschaftler in ihrer Studie auch das Logistikunternehmen BLG beispielhaft untersucht. Dieser Konzern transportiert unter anderem Automobile weltweit. Viele Fahrzeuge etwa aus dem asiatischen Raum werden erst in Europa von verschiedenen Firmen an Kundenwünsche angepasst. Diese Veredelung übernahm die BLG im Rahmen der Geschäftsmodell-Evolution selbst, ebenso den Transport vom Hersteller bis zum Hafen und vom Zielhafen bis zum Händler. „Das neue Geschäftsmodell sollte das bisherige Kerngeschäft nicht ersetzen. Man konnte dadurch das Dienstleistungsangebot für die Automobilhersteller wesentlich erweitern und verschaffte sich damit einen Wettbewerbsvorteil“, erläutert Zentes.

Aus den detailreichen Analysen der einzelnen Konzerne, zu denen auch das Bauunternehmen Hochtief zählt, leiteten die Wissenschaftler verschiedene Erfolgsfaktoren für evolutionär entwickelte Geschäftsmodelle ab. Diese können anderen Unternehmen bei aller Unterschiedlichkeit als Handlungsempfehlungen dienen. „Wesentlich für die erfolgreiche Weiterentwicklung des Geschäftsmodells ist eine offene, innovationsfördernde Unternehmenskultur. Dazu zählen hohe Eigenverantwortung und große Handlungsspielräume für die Mitarbeiter, Kreativität, aber auch Fehlertoleranz und eine unternehmerische Risikobereitschaft“, erklärt Ruth Steinhauer, die als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Handel und Internationales Marketing die Studie wesentlich erarbeitet hat.

Bestehende Geschäftsmodelle müssen regelmäßig auf den Prüfstand gestellt werden, damit man mögliche Bedrohungen, aber auch gewinnbringende Chancen frühzeitig erkennen kann. „Wichtig ist außerdem, dass man ein neues Geschäftsmodell möglichst flexibel gestaltet, um rasch auf Marktveränderungen reagieren zu können und die Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern“, nennt Steinhauer als weiteren Erfolgsfaktor bei der Geschäftsmodell-Evolution.

Die Studie „Geschäftsmodell-Evolution: Unternehmensentwicklung als Dynamisierung von Kernkompetenzen“ der Autoren Joachim Zentes, Ruth Steinhauer und Victoria Lonnes kann auf Anfrage beim Institut für Handel & Internationales Marketing (H.I.MA.) bezogen werden.

Fragen beantworten:

Prof. Dr. Dr. h.c. Joachim Zentes
Institut für Handel & Internationales Marketing (H.I.MA.)
Tel. 0681 302-4475
E-Mail: hima@mx.uni-saarland.de
Dipl.-Kff. Ruth Steinhauer
Tel. 0681 302-3134
E-Mail: r.steinhauer@mx.uni-saarland.de

Hinweis für Hörfunk-Journalisten: Sie können Telefoninterviews in Studioqualität mit Wissenschaftlern der Universität des Saarlandes führen, über Rundfunk-Codec (IP-Verbindung mit Direktanwahl oder über ARD-Sternpunkt 106813020001). Interviewwünsche bitte an die Pressestelle (0681/302-3610).

Media Contact

Friederike Meyer zu Tittingdorf Universität des Saarlandes

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Physiker Professor Simon Stellmer von der Universität Bonn beim Justieren eines Lasers, der für Präzisionsmessungen eingesetzt wird.

Simon Stellmers GyroRevolutionPlus erhält ERC-Zuschuss von 150 000 € für Katastrophenwarnungen

Europäischer Forschungsrat fördert Innovation aus der Physik an der Uni Bonn „Mit GyroRevolutionPlus verbessern wir die Messgenauigkeit von Ringlaserkreiseln, sogenannten Gyroskopen, mit denen wir langsame und tiefliegende Erdrotationen oder auch…

Unterschiedlich regulierte kleine RNAs aus Blut oder Haut sind mögliche Biomarker, die in Zukunft helfen könnten, Fibromyalgie schneller und besser zu diagnostizieren und damit unter anderem die Stigmatisierung abzubauen.

Objektive Diagnose von Fibromyalgie: Neue Innovationen Erklärt

Prof. Dr. Nurcan Üçeyler und Dr. Christoph Erbacher von der Neurologischen Klinik des Uniklinikums Würzburg (UKW) haben ihre neuesten Forschungsergebnisse zum Fibromyalgie-Syndrom (FMS) in der Fachzeitschrift Pain veröffentlicht. Sie fanden…

Links: EHT-Bilder von M87* aus den Beobachtungskampagnen 2018 und 2017. Mitte: Beispielbilder aus einer generalrelativistischen magnetohydrodynamischen (GRMHD) Simulation zu zwei verschiedenen Zeiten. Rechts: Dieselben Simulations-Schnappschüsse, unscharf gemacht, um der Beobachtungsauflösung des EHT zu entsprechen.

Die neueste M87-Studie des EHT bestätigt die Drehrichtung des Schwarzen Lochs

Erster Schritt auf dem Weg zu einem Video vom Schwarzen Loch FRANKFURT. Sechs Jahre nach der historischen Veröffentlichung des ersten Bildes eines Schwarzen Lochs stellt die Event Horizon Telescope (EHT)…