Fruchtsaft reduziert Medikamenten-Wirkung

Fruchtsäfte sind nicht immer gesund, kommen US-Forscher bei der Konferenz der US Chemical Society in Philadelphia zum Schluss. Ein Beispiel sei etwa Grapefruit-Juice, dessen Inhaltsstoffe einige Medikamente wirkungslos machen können.

Auch bei Orangen und Äpfeln könnte das Problem auftreten, meint der kanadische Pharmakologe David Bailey von der University of Western Ontario. Der Grund für das Versagen der Medikamente liegt in einem Inhaltsstoff der Früchte, der ein Enzym in der Leber hemmt, berichtet BBC-Online.

Bekannt war, dass Grapefruits auf Blutdruckmedikamente störend wirken. Bailey hatte Untersuchungen dazu bereits vor 20 Jahren gemacht. Nun hat der Forscher allerdings einen neuen Mechanismus entdeckt, der noch weitere Details zu Tage brachte: der Saft der Grapefruits reduzierte auch die Wirksamkeit des Antihistamins Fexofenadin.

Nur die Hälfte des Wirkstoffs des Präparats gelangte nach einer Einnahme mit einem Glas Fruchtsaft ins Blut. Die Forscher glauben, dass ein Stoff namens Naringin, der den Früchten den bitteren Geschmack verleiht, den Transportmechanismus vom Dünndarm ins Blut blockiert. Insgesamt konnte das Forscherteam mehrere Substanzgruppen finden, bei denen der Fruchtsaft auch zu Problemen geführt hatte: Das Krebsmittel Etoposid, verschiedene Betablocker zur Blutdrucksenkung, das Immunsuppressivum Cyclosporin sowie einige Antibiotika.

„Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs“, meint Bailey, der davon ausgeht, dass es noch mehr Präparate gibt, die durch den Fruchtsaft beeinflusst werden. „Das große Problem dabei ist die Tatsache, dass die Medikamente eigentlich bei schweren körperlichen Leiden eingesetzt werden und ihre Wirksamkeit verlieren.“ Bailey und sein Forscherteam geht nun davon aus, dass auch bei Orangen- und Apfelsaft ähnliche Probleme auftreten könnten. Bei Orangen ist es das Hesperidin, das eine Aufnahme der Medikamente verhindert. Bei Äpfeln ist der genauere chemische Ablauf und die verantwortliche Substanz noch nicht geklärt. Der Wissenschaftler rät jedenfalls dazu, bis zur weiteren Aufklärung Medikamente mit Wasser einzunehmen.

„In Österreich spielt das Problem eine nur untergeordnete Rolle“, meint der Leiter des Instituts für Pharmakologie der Universität Wien http://www.meduniwien.ac.at , Michael Freissmuth, im pressetext-Gespräch. „Es ist bekannt, dass die Furucumarine, die in allen möglichen Obstsorten enthalten sind, bestimmte Enzyme in der Darmwand hemmen und damit gewisse Substanzen vom Körper nicht oder nur in geringem Maß aufgenommen werden können.“

Dazu müsse man allerdings größere Mengen eines Grapefruitsaft-Konzentrats zu sich nehmen. „Die üblicherweise getrunkenen Mengen reichen nicht aus“, meint der Experte. Außerdem gehöre der Saft nicht zu den heimischen Grundnahrungsmitteln. Interessant sei in diesem Zusammenhang allerdings auch, dass bei bestimmten HIV-Medikamenten sogar eine Empfehlung gibt, Grapefruitsaft zu trinken, um diesen chemischen Prozess auszunutzen.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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