Brain Freeze – Wenn das Gehirn kurz „einfriert“: Studie untersucht "Eiscreme-Kopfschmerz""

Ole Hensel im Selbstversuch im Rahmen der Langen Nacht der Wissenschaften Daniel Gandyra, Universitätsklinikum Halle (Saale)

Ein schönes kaltes Getränk oder ein großes Eis sind besonders an heißen Sommertagen eine Wohltat. Doch bei einer größeren Menge der kalten Substanzen am Gaumen passiert es: Ein kurzer Schmerz im Kopf, das Gefühl, dass das Hirn für einen Augenblick wie „eingefroren“ ist.

Dieses Phänomen wird deshalb auch genauso bezeichnet – der „Eiscreme-Kopfschmerz“, im Englischen unter dem Begriff „Brain Freeze“ bekannt. Am Universitätsklinikum Halle (Saale) wird in der Klinik und Poliklinik für Neurologie unter Leitung von Prof. Stephan Zierz genau diese Form von Kopfschmerz in mehreren Studien näher untersucht.

„So wie beim Eiscreme-Kopfschmerz treten auch bei der Migräne mit Aura Veränderungen des Blutflusses im Gehirn auf“, sagt der beteiligte Assistenzarzt Ole Hensel. Möglicherweise lassen sich aus diesen Ergebnissen Erkenntnisse zur Entstehung von Kopfschmerzen oder gar für Therapieansätze beim akuten Schlaganfall gewinnen. Primär gehe es aber um die Ursachenforschung beim Eiscreme-Kopfschmerz.

„Die Kopfschmerzforschung ist ein Schwerpunkt unserer Klinik“, sagt Hensel und verweist auch auf die überregional anerkannte Kopfschmerzambulanz unter Leitung von Oberarzt Dr. med. Torsten Kraya. In der aktuellen Untersuchung von Ole Hensel habe man bereits herausgefunden, dass beispielsweise vier Grad Celsius kaltes Wasser eher den Schmerz auslöse als ein einzelner Eiswürfel.

„Mittels Doppler-Sonografie sind Durchblutungsveränderungen im Gehirn messbar“, erklärt Stephan Mages, der den „Eiscreme-Kopfschmerz“ in seiner Doktorarbeit untersucht. Für die Studie wurde zusammen mit der Forschungswerkstatt des Universitätsklinikums Halle (Saale) eigens eine spezielle Kopfhalterung entwickelt, die auf den Kopf gesetzt werden kann und mit mehreren Ultraschallsonden bestückt ist. Aus den Ultraschalldaten kann der Blutfluss gemessen werden und werden Veränderungen ohne und mit Kältereiz sichtbar. Die Apparatur wurde zum Patent angemeldet.

Im Unterschied zu den Ergebnissen anderer Studien, in denen eine Verlangsamung des Blutflusses festgestellt wurde, hat in den halleschen Untersuchungen der Blutfluss aufgrund des Kältereizes zugenommen. Die Studie ist noch nicht abgeschlossen, auch können sich noch Probanden melden, insbesondere auch Menschen, bei denen Eiscreme-Kopfschmerz bisher nicht aufgetreten ist. In ein bis zwei Monaten rechne man mit Ergebnissen, so Mages.

Ausgangspunkt war eine fragebogenbasierte „Jugend forscht“-Arbeit von Antonia Zierz vom Elisabeth-Gymnasium in Halle, in der unter anderem die Häufigkeit des Eiscreme-Kopfschmerzes bei Schülern, Eltern und Lehrern untersucht wurde. Dabei konnte erstmals eine familiäre, möglicherweise genetische, Veranlagung für Eiscreme-Kopfschmerz nachgewiesen werden. Darüber hinaus scheinen Kinder den Eiscreme-Kopfschmerz besser zu kennen.

„Das könnte daran liegen, dass Erwachsene möglicherweise vorsichtiger beim Konsumieren kalter Lebensmittel sind und die Einnahmegeschwindigkeit eine Rolle zu spielen scheint“, erklärt Prof. Zierz.

Media Contact

Jens Müller Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Weitere Informationen:

http://www.uni-halle.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Studien Analysen

Hier bietet Ihnen der innovations report interessante Studien und Analysen u. a. aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Medizin und Pharma, Ökologie und Umwelt, Energie, Kommunikation und Medien, Verkehr, Arbeit, Familie und Freizeit.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neues Wirkprinzip gegen Tuberkulose

Gemeinsam ist es Forschenden der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) und der Universität Duisburg-Essen (UDE) gelungen, eine Gruppe von Molekülen zu identifizieren und zu synthetisieren, die auf neue Art und Weise gegen…

Gefahr durch Weltraumschrott

Neue Ausgabe von „Physikkonkret“ beleuchtet Herausforderungen und Lösungen für eine nachhaltige Nutzung des Weltraums. Die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) veröffentlicht eine neue Ausgabe ihrer Publikationsreihe „Physikkonkret“ mit dem Titel „Weltraumschrott:…

Wasserstoff: Versuchsanlage macht Elektrolyseur und Wärmepumpe gemeinsam effizient

Die nachhaltige Energiewirtschaft wartet auf den grünen Wasserstoff. Neben Importen braucht es auch effiziente, also kostengünstige heimische Elektrolyseure, die aus grünem Strom Wasserstoff erzeugen und die Nebenprodukte Sauerstoff und Wärme…

Partner & Förderer