Neue Studien: Hohe Akzeptanz der neuen Wege in den Pflegeausbildungen
Die Ausbildungsstrukturen und -bedingungen für die Pflegeberufe in Deutschland haben sich in jüngster Vergangenheit gravierend verändert. Die „Bundesweite Erhebung der Ausbildungsstrukturen an Altenpflegeschulen“ (BEA) und die „Pflegeausbildungsstudie Deutschland“ (PABiS) verdeutlichen, wie auf allen Ebenen und bundesweit große Anstrengungen unternommen werden, um den Herausforderungen moderner Pflege in Deutschland gerecht zu werden.
Mit der von der Robert Bosch Stiftung geförderten PABiS und der vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend finanzierten BEA-Studie wurde Pionierarbeit geleistet. Die beiden Studien liefern erstmals einen umfassenden Überblick über die Strukturen und Rahmenbedingungen der Pflegeausbildungen in Deutschland.
Innovative Entwicklungen nach Neuordnung der Altenpflegeausbildung
Die BEA-Studie bringt bundesweite Erkenntnisse über die Umsetzung des Altenpflegegesetzes, das seit August 2003 in Kraft ist. Rund die Hälfte (303) der Altenpflegeschulen in Deutschland beteiligte sich an dieser Erhebung; 2.400 Datensätze aus Fragebögen an die Träger der praktischen Ausbildung wurden ausgewertet.
Fazit von Prof. Dr. Stefan Görres, Direktor des Instituts für Public Health und Pflegeforschung (IPP) der Universität Bremen, der die Studie durchgeführt hat: „Die Neuordnung der Altenpflegeausbildung durch das Altenpflegegesetz hat innovative Entwicklungen in den Altenpflegeschulen angestoßen. So wurde die Ausbildung im Wesentlichen vereinheitlicht, verbunden mit inhaltlicher Profilbildung und neuen Ausbildungskonzepten.“
Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Dr. Hermann Kues, unterstreicht die Bedeutung der Studie für die Entwicklung der Altenpflegeausbildung: „Diese Erhebung zeigt, daß das Altenpflegegesetz die Ausbildung auf einen klaren Modernisierungskurs gebracht hat. Vor allem das Engagement der Altenpflegeschulen und das steigende Interesse junger Menschen an der Altenpflegeausbildung belegen die hohe Akzeptanz der Neuregelungen.“
Schulen nicht reformmüde – gemeinsame Pflegeausbildung wird bevorzugt
501 ausbildende Krankenhäuser und 462 Schulen der Gesundheits- und Krankenpflege sowie Gesundheits- und Kinderkrankenpflege nahmen an der Befragung zur „Pflegeausbildungsstudie Deutschland“ (PABiS) teil. Fazit von Prof. Dr. Frank Weidner, Direktor des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung e.V. (dip), und von Dr. Karl Blum, Studienleiter beim Deutschen Krankenhausinstitut e.V. (DKI), die diese Studie durchgeführt haben: „Die Novellierung des Krankenpflegegesetzes war und ist für Schulen und Krankenhäuser mit erheblichem zusätzlichem Aufwand verbunden. Dennoch kann keine Reformmüdigkeit ausgemacht werden, den meisten Pflegebildungseinrichtungen wie auch den Krankenhäusern gehen die erfolgten Reformen nicht weit genug.“ So sind rund 60% der Krankenhäuser der Ansicht, dass auch die Altenpflege in eine gemeinsame Pflegeausbildung einbezogen werden solle. Auch die Schulen sprechen sich in der überwiegenden Zahl für eine Zusammenführung aller drei pflegerischen Ausbildungsberufe (Kranken- Kinderkranken- und Altenpflege) aus. Positive Resonanz finden die vorgelegten Ergebnisse bei der Parlamentarischen Staatssekretärin beim Bundesministerium für Gesundheit, Marion Caspers-Merk: „Die PABiS-Studie zeigt uns, wo wir gegenwärtig mit der Krankenpflegeausbildung in Deutschland stehen. Dank dieser differenzierten Standortbestimmung ist es möglich, die notwendigen Weichen für die Zukunft zu stellen.“
Viele Bewerberinnen – sinkende Zahl an Ausbildungsplätzen
Aus der BEA-Studie geht deutlich hervor, daß es zu wenige Ausbildungsplätze für die steigende Zahl von Bewerberinnen und Bewerbern für die Altenpflegeausbildung gibt. Dazu der Parlamentarische Staatssekretär, Hermann Kues: „Ich appelliere ganz besonders an die Träger von Pflegeeinrichtungen, sich noch stärker in der Altenpflegeausbildung zu engagieren. Wir brauchen einen Ausbildungsmarkt, der attraktiv ist für zukünftige Fachkräfte. Stationäre und ambulante Pflegeeinrichtungen haben eine besondere betriebliche und gesellschaftliche Verantwortung für die Sicherung des Berufsnachwuchses.“
Die PABiS-Ergebnisse bestätigen massive Konzentrationsprozesse bei den Ausbildungsstätten verbunden mit einer Streichung von Ausbildungsplätzen. Rund ein Drittel der deutschen Pflegebildungseinrichtungen ist in konkreter Vorbereitung auf eine Fusion mit einer oder mehreren anderen Schulen. Prof. Frank Weidner unterstreicht: „Bei einer großen Zahl der Schulen gibt es eine beträchtliche Verunsicherung. So betrachten 40% der Schulleiter die finanzielle Sicherung der Bildungseinrichtungen in Zukunft mit Skepsis.“
Hoher Bedarf an Hochschulqualifizierung bei Lehrkräften
Erfreulich hoch ist den Ergebnissen von PABiS zufolge die Quote der Schulleitungen mit Hochschulausbildung; gravierend hoch stellt sich indes der Nachholbedarf für eine akademische Qualifizierung hauptamtlicher Lehrkräfte dar. Hierbei zeichnet sich ein starkes Ost-West-Gefälle ab: In den alten Bundesländern hat eine von vier Lehrkräften einen Hochschulabschluß, in den neuen Bundesländern trifft dies auf drei von vier Lehrern und Lehrerinnen zu.
Nach der BEA-Studie werden Altenpflegeschulen überwiegend von Frauen geleitet, die in der Mehrzahl über einen akademischen Abschluß verfügen. Sehr viele Lehrkräfte an den Schulen haben eine pflegerische Ausbildung und eine pädagogische Fachweiterbildung, in geringerem Umfang einen akademischen Abschluß.
Die Robert Bosch Stiftung wertet den Trend zur Akademisierung insgesamt positiv, sieht aber gleichzeitig noch eine lange Wegstrecke, bis die Hochschulqualifizierung bei Pflegelehrern den Standard darstellt.
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