Vom Zusammenleben über und unter der Erde
Ober-unterirdische Interaktionsökologie, diese Benennung hat Malte Jochum für seine Professur an der Uni Würzburg gewählt. Seit Mai forscht der Ökologe am neu geschaffenen Lehrstuhl für Global Change Ecology.
Unsere Erde befindet sich im Wandel, Ökosysteme sehen sich unterschiedlichen Herausforderungen gegenüber: Klimaveränderungen, Landnutzungsveränderungen oder invasive Arten – als „multiple Stressoren“ bezeichnet Malte Jochum diese Einflüsse.
Während viele Kolleginnen und Kollegen des Biologen auf einzelne Arten oder bestimmte Lebensräume spezialisiert sind, interessiert Jochum das große Ganze. Er erforscht, wie sich all diese Faktoren auf Interaktionen und Interaktionsnetzwerke in Ökosystemen auswirken.
Nun setzt er seine Arbeit am neugeschaffenen Lehrstuhl für Global Change Ecology der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) fort.
Essenziell für unser Fortbestehen
„Die Auswirkungen des globalen Wandels auf Tier- und Pflanzengemeinschaften beeinflussen die Diversität und damit auch die Leistungsfähigkeit von Ökosystemen. Diese Zusammenhänge zu verstehen und Möglichkeiten zu finden, diverse und funktionale Ökosysteme zu erhalten und zu managen, das ist letztlich essenziell auch für unser Fortbestehen“, so Malte Jochum.
Während seiner Laufbahn hat der neue Professor von Salz- und Süßwasser über Wiesen und Weiden und bis hin zum tropischen Regenwald bereits verschiedenste Lebensräume erforscht. In Würzburg wird er sich primär den Landlebensräumen widmen, ein besonderer Fokus liegt dabei auf den Interaktionen zwischen ober- und unterirdischen Ökosystem-Teilen.
Experimentelle Forschung in zwei Projekten
Zwei konkrete Projekte laufen gerade an. In Kooperation mit dem Schwerpunktprogramm SPP 1374 zur Biodiversitätsforschung (Biodiversitäts-Exploratorien) der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) untersucht das Projekt MultiCrossBEF die Effekte von unterschiedlich intensiver Landnutzung auf Wiesen und Weiden: „Uns interessieren vor allem die möglicherweise unterschiedlichen Auswirkungen auf die unter- und oberirdischen Gemeinschaften und deren Interaktion miteinander – dazu gibt es bisher kaum Informationen“, so Jochum.
Zusätzlich steht eine Kooperation mit dem Helmholtz Zentrum für Umweltforschung und dessen Global Change Experimental Facility an. Hier können Wetterbedingungen manipuliert und so die Einflüsse des Klimawandels auf unterschiedliche Grünland-Lebensräume simuliert werden. Auch hier stehen für Malte Jochum wieder Interaktionsnetzwerke ober- und unterhalb der Erdoberfläche – und wie sich diese Netzwerke durch Klima und Landwirtschaft verändern – im Zentrum des Interesses.
Außerdem freut sich Malte Jochum über die von der Uni in Aussicht gestellte Möglichkeit, zukünftig auch auf eigenen Freiflächen vor Ort in Würzburg neue Freilandexperimente durchzuführen.
Früh übt sich, wer die Artenvielfalt im Boden verstehen und schützen will
Eine besondere Herzensangelegenheit ist dem neuen Professor ein drittes Projekt: Im Rahmen von Frontiers for Young Minds – einer Zeitschrift, die wissenschaftliche Themen speziell für Kinder und Jugendliche aufbereitet – hat Jochum mit Kolleginnen und Kollegen eine Sammlung von Texten zum Thema Biodiversität im Boden ins Leben gerufen: „Die Sammlung umfasst 33 Artikel auf Englisch, geschrieben von Forschenden, für Kinder und Jugendliche und von diesen begutachtet. Jetzt arbeiten wir daran, diese Artikel in viele weitere Sprachen zu übersetzen, um sie Kindern und Jugendlichen auf der ganzen Welt zugänglich zu machen,“ erklärt Malte Jochum.
Die Übersetzungen sind auf der Webseite des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) abrufbar, wo Jochum von 2018 bis 2023 als Postdoc arbeitete. „Die Übersetzungen müssen wir in Eigenregie realisieren, hier bekommen wir tatkräftige Unterstützung von Freiwilligen, die die Artikel in verschiedene Sprachen übersetzen. Inzwischen haben wir so bereits 99 Übersetzungen der Originalartikel in insgesamt 18 Sprachen veröffentlichen können. Für die Koordination dieser Arbeit suchen wir derzeit aktiv nach möglichen Förderern.“
Würzburger Biologie überzeugt
Nicht nur bei der biologischen Früherziehung engagiert sich Malte Jochum, auch die Lehre an der Universität spielt für ihn eine wichtige Rolle: „Für mich sollte Lehre möglichst nah an der Forschung sein und diese widerspiegeln“, erklärt er. Am bereits breit aufgestellten Biozentrum wird er vor allem zu den Themen Bodenökologie und Ökologie des Globalen Wandels lehren.
Generell sieht Malte Jochum an der JMU „richtig Bewegung“ in seinem Fach. Neben dem neuen Lehrstuhl sei hierbei die Bewerbung um einen Exzellenzcluster, an dem die Biologie beteiligt ist, besonders reizvoll.
Der Werdegang des neuen Professors
Aufgewachsen in Südhessen studierte Malte Jochum Biologie an der TU Darmstadt. Für das Fach hatte er sich entschieden „weil ich mir sicher war, dass es hier immer Themen geben würde, die mich faszinieren.“ Nach dem Diplom promovierte er an der Universität Göttingen, dabei verbrachte er mehrere Monate auf Sumatra, wo er die Biodiversität in der Streuschicht von Regenwäldern und Ölpalmenplantagen verglich.
Es folgten Aufenthalte als Postdoc in Göttingen, an der Universität Bern und am iDiv bzw. der Universität Leipzig, wo er zwischen 2018 und 2023 forschte, bevor der Schritt nach Würzburg zur ersten Professur folgte.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Prof. Dr. Malte Jochum, Lehrstuhl für Global Change Ecology, Tel: +49 931 31 80482, E-Mail: malte.jochum@uni-wuerzburg.de
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