Schnelles Anpassen an Wasserkrise

Die Konkurrenz um die Ressource Wasser nimmt in Trockenperioden zu. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) rät zum Weltwassertag am 22. März, das Management zügig anzupassen und mehr Wasser in der Landschaft zu halten.
(c) Kerstin Heemann/DBU

DBU: Gemeinsam Wege finden – Weltwassertag.

Mit Blick auf die durch den Klimawandel bedingte Wasserkrise fordert die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) zum Weltwassertag am 22. März ein schnelles und kluges Umstellen des Managements auf regionaler Ebene unter Einbindung aller Akteure. Das in Trockenperioden dringend benötigte Wasser kann laut DBU durch ein neues regionales Wassermanagement, das Anpassen von Nutzpflanzen und Bewässerung sowie durch mehr Versickerung und Wiedervernässung besser in der Landschaft gehalten werden. Beispielhaft ist ein von der DBU mit rund 422.000 Euro gefördertes Projekt in einem für das nördliche Ruhrgebiet wichtigen Wassereinzugsgebiet.

Grundwasserspiegel stabilisieren und Wasserbedarf effizienter gestalten

Zunehmend wechseln sich infolge der Klimakrise niederschlagsreiche Wochen im Winter mit Trockenperioden im Frühjahr oder Sommer ab. „Zudem ist die Wasserverfügbarkeit regional sehr unterschiedlich“, sagt DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. Doch spätestens seit den vergangenen Trockenjahren sei „klar, dass wir unser Handeln im Umgang mit Wasserressourcen zügig anpassen müssen“. Wasserversorgung, Landwirtschaft und Naturschutz haben nach Bondes Worten das gleiche Interesse: stets ausreichend Wasser für Bevölkerung, Industrie, Nahrungsmittel und Ökosysteme sicherstellen. „Deshalb müssen wir nach Wegen schauen, wie wir etwa den Grundwasserspiegel stabilisieren und das Wasser effizienter nutzen.“

Rechnerisch bis zu 40 Prozent Wasser einsparen

Dass es sogar Optionen gibt, um rechnerisch bis zu 40 Prozent Wasser einzusparen, zeigt das jetzt abgeschlossene Projekt „KlimaBeHageN“ eines Partnerkonsortiums unter der Geschäftsführung des Lippeverbandes in Nordrhein-Westfalen. Das knapp 150 Quadratkilometer große Wassereinzugssystem des Hammbachs, eines Nebenflusses der Lippe, liegt im Bereich der Halterner Sande. „Hier wird hochwertiges Trinkwasser für die Bevölkerung im nördlichen Ruhrgebiet gewonnen“, sagt Projektleiter Michael Getta vom Lippeverband. „Zudem ist das Gebiet für die Nahrungsmittelproduktion ein wichtiger Standort.“ Mehr noch: Wälder, kleine Moore und Feuchtgebiete finden sich hier. Getta: „Diese Flächen haben in den zurückliegenden Trockensommern extrem gelitten.“ Um das abzumildern, wurde etwa im Deutener Moor mit Dämmen der Wasserabfluss verringert. „Über ein Monitoring konnten wir nachweisen, dass sich das Verschließen von Gräben positiv auf den lokalen Grundwasserspiegel und die benachbarten Feuchtgebiete auswirkt“, so Getta.

In niederschlagsreichen Wintermonaten Oberflächenwasser gezielt versickern lassen

Untersucht wurde im Projekt zudem eine technische Lösung, bei der Oberflächenwasser aus dem Unterlauf des Hammbachs über ein Pumpen- und Rohrleitungssystem entnommen und sieben Kilometer oberhalb wieder versickert wird. Getta: „Durch die Entnahme und gezielte Versickerung in den niederschlagsreichen Wintermonaten steht mehr Wasser in den Sommermonaten, also in der Vegetationsperiode, für die Landwirtschaft und die Ökosysteme, aber auch für die Wasserversorgung zur Verfügung.“ Die Machbarkeit und der ökologische Nutzen wurden durch eine Studie nachgewiesen. „Das ist aber nicht so schnell flächendeckend umsetzbar“, sagt der Geologe. Neben der Finanzierung und der Organisation müssten Planung, Genehmigung, Bau und Betrieb geklärt werden, sodass die Maßnahme erst in einigen Jahren wirksam werden könnte.

Nutzung der Wasserressourcen überdenken und anpassen

Dagegen könnten nach Getta Maßnahmen wie Wassereinsparungen und -rückhaltung in der Landschaft sowie ein neues regionales Wassermanagement aller Akteure zeitnah zu Verbesserungen beitragen. Ein Problem: In den vergangenen Jahrzehnten wurden etwa die Nutzflächen insbesondere in den niederschlagsreichen Wintermonaten durch Drainagen und Gräben entwässert. „Wichtig ist aber, das Wasser in der Landschaft zu halten. Denn das kommt nicht nur Wild-, sondern auch Nutzpflanzen zugute“, sagt Bonde. Das würden die landwirtschaftlichen Verbände und Betriebe zunehmend selbst erkennen. „Viele Höfe sorgen sich um Ertragseinbußen oder gar um die Existenz, wenn weitere Dürresommer folgen“, sagt Raumplanerin Kirsten Adamczak vom Lippeverband. „Wir müssen die bisherigen Gewohnheiten der Bewirtschaftung überdenken.“ Statt sehr wasserabhängige Nutzpflanzen könnten je nach Bodenbeschaffenheit trockenresistentere Kulturen angebaut werden. „Wissenschaftler raten uns, den Wasserbedarf der Kulturen mit digitalen Hilfen besser einzuschätzen sowie Bewässerungsmanagement und -technik anzupassen“, so die Ingenieurin. Ratsam sei zudem eine Bewässerung in der Nacht, wenn nicht so viel Wasser verdunstet wie am Tag. Die Anwendung digitaler Hilfen kann nach Adamczaks Worten ein wichtiger Baustein der Bewässerungsumstellung sein, sofern eine entsprechende Ausstattung, Schulung und Unterstützung der Betriebe gewährleistet werden.

Projekt steht modellhaft für andere Wassereinzugsgebiete

Acht Partnerinstitutionen aus Wissenschaft, Wasser- und Landwirtschaft haben im Einzugsgebiet des Hammbachs an Lösungen gearbeitet, um das immer knapper werdende Grundwasserdargebot einerseits zu stabilisieren und andererseits die Nutzungen auf die Mangelsituation anzupassen. Das Projekt steht modellhaft für andere Wassereinzugsgebiete. Mehr zum Projekt „KlimaBeHageN“ gibt es hier: https://www.eglv.de/emscher-lippe/kooperationen-und-projekte/

Weitere Informationen:

https://www.dbu.de/123artikel39676_2442.html Online-Pressemitteilung

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Klaus Jongebloed Pressestelle
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

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