Insekten & Co machen Wälder produktiver

Radnetzspinne: eine Feindin für pflanzenfressende Arthropoden
(c) Andreas Schuldt/Universität Göttingen

Forschungsteam belegt die Bedeutung von Arthropoden für das Ökosystem:

Wälder beherbergen 80 Prozent der weltweiten Pflanzen- und Tierartenvielfalt. Sie sind daher entscheidend für den Naturschutz. Doch die Artenvielfalt in Wäldern ist bedroht, vor allem durch Eingriffe des Menschen und den Klimawandel. Welche Bedeutung die Artenvielfalt für das Ökosystem hat, zeigt ein internationales Forschungsteam mit Forschenden der Universität Göttingen.

Schmetterlingslarven: häufige Pflanzenfresser im Wald
(c) Andreas Schuldt/Universität Göttingen

Eine hohe Vielfalt an Baumarten wirkt sich positiv auf die Artenvielfalt und die Häufigkeit von Arthropoden wie Insekten, Spinnen und Tausendfüßern aus. Wie die Studie auch zeigt, tragen diese Arthropoden dazu bei, dass eine hohe Baumartenvielfalt die Produktivität im Wald fördert. In artenreichen Wäldern wird die Ausbreitung der pflanzenfressenden Arthropoden effektiver von jagenden und parasitären Arthropoden unterdrückt. Das begünstigt das Wachstum der Bäume. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Nature Ecology & Evolution erschienen.

In einem groß angelegten Experiment erhoben und analysierten die Forschenden fünf Jahre lang Daten zum Vorkommen baumbewohnender Arthropoden und zum Baumwachstum im Südosten Chinas. Sie unterteilten die erfassten Arthropoden in Pflanzenfresser, Jäger und Parasitoiden. Letzteres sind Lebewesen, deren Larven im Körper ihres Wirts leben und ihn töten. „Die Fülle an Daten zu verschiedenen Gruppen von Organismen, die wir im weltweit größten Experiment zur Baumartenvielfalt zusammengetragen haben, gewährt uns einen genaueren Blick auf die Bedeutung der Artenvielfalt für den Wald“, sagt Prof. Dr. Andreas Schuldt aus der Abteilung Waldnaturschutz der Universität Göttingen. Er war an der Erfassung der Arthropoden und ihrer ökologischen Auswirkungen beteiligt.

Die Studie zeigt erstmals, welche Bedeutung die Vielfalt der Arthropoden für die Produktivität im Wald hat. „Artenreiche Gruppen wie die Arthropoden gehen zurück, weil Waldflächen zerstört werden und die Artenvielfalt der Pflanzen abnimmt“, erklärt Schuldt. „Bislang befassten sich die meisten Untersuchungen zur Bedeutung der Vielfalt für das Ökosystem nur mit der Pflanzenartenvielfalt. Die ökologische Bedeutung von Lebewesen entlang der Nahrungskette wurde vernachlässigt.“ Schuldt betont: „Angesichts der Bedeutung, die Wälder für die globale Artenvielfalt haben, müssen wir diese Zusammenhänge verstehen und Schutzmaßnahmen ergreifen.“ Das sieht die Leiterin des Experiments, Prof. Dr. Xiaojuan Liu von der Chinese Academy of Sciences in Peking, auch so: „Die Erkenntnisse unterstreichen die entscheidende Rolle von Schutzmaßnahmen zur Förderung und zum Erhalt der Artenvielfalt in Wäldern.“ Dr. Yi Li, Erstautorin der Studie, fügt hinzu: „Eine Optimierung der Waldbewirtschaftung für eine stärkere Bindung von Kohlenstoff kann effektiver sein, wenn die Vielfalt der Arthropoden zusammen mit der Vielfalt der Bäume gefördert wird.“

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Andreas Schuldt
Georg-August-Universität Göttingen
Abteilung Waldnaturschutz
Büsgenweg 3, 37077 Göttingen
Telefon: 0551 39-24486
E-Mail: andreas.schuldt@forst.uni-goettingen.de
Internet: http://www.uni-goettingen.de/de/595615.html

Originalpublikation:

Yi Li et al. Multitrophic arthropod diversity mediates tree diversity effects on primary productivity. Nature Ecology & Evolution 2023. http://www.nature.com/articles/s41559-023-02049-1

Weitere Informationen:

http://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?id=7081 weitere Fotos

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Thomas Richter Öffentlichkeitsarbeit
Georg-August-Universität Göttingen

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