Saubere Krankenhausabwässer

Antibiotika, Zytostatika, Psychopharmaka – Patienten in Krankenhäusern schlucken viele Medikamente. Ein Teil davon wird ausgeschieden und landet im Abwasser. Selbst nach der Behandlung in der Kläranlage sind sie im Wasser teilweise nachweisbar, da sie nicht biologisch abgebaut werden.

Noch können die Experten die Auswirkungen für die Umwelt nicht vollständig absehen. Vieles deutet jedoch darauf hin, dass verweiblichte Fische, die nachlassende Wirkung von Antibiotika und sogar abnehmende Spermienzahlen bei jungen Männern auf diese Rückstände im Wasser zurückzuführen sind.

Forscher des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT haben zusammen mit dem Duisburger Institut für Energie- und Umwelttechnik e.V. IUTA ein Verfahren entwickelt, das Krankenhausabwässer gleich dort behandelt, wo sie anfallen – Schadstoffe gelangen so erst gar nicht in das städtische Wassernetz. Der Clou der Anlage: Sie greift nicht die gesamten Abwasserströme eines Krankenhauses ab, sondern konzentriert sich auf Teilströme, wie die Toilettenabwässer aus der onkologischen Abteilung.

Diese sind in der Regel durch die Medikamente, die Patienten beispielsweise während einer Chemotherapie erhalten, besonders hoch belastet. Andere Abwässer wie aus der Klinikwäscherei oder -küche fließen nicht unnötigerweise durch die Anlage – die Medikamente sind daher in kleinen Volumenmengen konzentriert. »Das Verfahren ist extrem effektiv«, sagt Bettina Becker, Projektleiterin am UMSICHT. »Die getesteten Substanzen sind nach der Behandlung zu über 99 Prozent abgebaut. Analytisch sind sie nicht mehr nachweisbar.« Die Forscher testeten mit Zytostatika, Antibiotika, Psychopharmaka und Schmerzmitteln versetztes »Abwasser«. Nach der Reinigung hatte es die toxische und erbgutschädigende Wirkung vollständig verloren.

Und so funktioniert das Verfahren: In einem Vorlagebehälter setzen sich zunächst die Schwebstoffe ab. Dann gelangt das Wasser in den Reaktionsbehälter: Hier erzeugen UV-Licht, Wasserstoffperoxid oder Ozon Radikale, die die Arzneiwirkstoffe zerstören. Derzeit steht die Pilotanlage, die mit Hilfe von Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie BMWi geplant und aufgebaut wurde, als Prototyp am IUTA. Künftig sollen Krankenhäuser solche Kompaktanlagen in das Abwassersystem einbauen. Das könnte auch einen finanziellen Anreiz haben: Zuschläge, die Kliniken ansonsten für die starke Verschmutzung des Abwassers entrichten müssen, können gegebenenfalls entfallen.

Media Contact

Bettina Becker Fraunhofer-Gesellschaft

Weitere Informationen:

http://www.iuse.fraunhofer.de

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