Plasmatechnik im Badezimmer

Wenn kaltes Plasma auf menschliche Hautzellen trifft, kann es dort Viren bekämpfen und Entzündungen heilen.
© Roberto Schirdewahn

Kaltes Plasma wirkt antimikrobiell und entzündungshemmend. Das zeigen Studien des Lehrstuhls für Angewandte Elektrodynamik und Plasmatechnik an der Ruhr-Universität Bochum.

Die Forschungserkenntnisse sind in ein technologiebasiertes Kosmetikprodukt geflossen, mit dem sich Hautunreinheiten behandeln lassen. Mit Unterstützung des Gründerstipendiums des Worldfactory Start-up Centers gründete die Bochumer Wissenschaftlerin Dr. Friederike Kogelheide das Start-up Glim Skin, welches das Produkt zur Serienreife gebracht hat. Anfang 2024 kommt es auf den Markt. Das Wissenschaftsmagazin Rubin der Ruhr-Universität berichtet darüber.

„Plasma kann als vierter Aggregatzustand nach fest, flüssig und gasförmig bezeichnet werden. Kaltes Plasma ist mit einer Temperatur von 30 Grad Celsius hautverträglich“, erklärt Friederike Kogelheide.

Antimikrobiell und entzündungshemmend

Um die antimikrobielle Wirkung von kaltem Plasma zu erforschen, hat das interdisziplinäre Forschungsteam der Ruhr-Universität Bochum um Kogelheide unter anderem mit Bakteriensporen experimentiert. Die Forschenden konnten zeigen, dass das Zusammenspiel von Ozon und UV-Strahlung sowie Stickstoffmonoxid zur Inaktivierung der Sporen führte. „Man sieht nach der Anwendung durch Plasma sofort eine Keimreduktion. Eine kurzzeitige Absenkung des pH-Wertes der Haut schafft ein bakterienunfreundliches Milieu, wodurch verbleibende Bakterien sich nicht so schnell vermehren können“, so Kogelheide.

Mit ihrem Ergebnis liefern die Forschenden damit nicht nur den Beweis, dass kaltes Plasma antimikrobiell wirkt. Sie konnten ebenfalls bestätigen, dass Plasma Stickstoffmonoxid erzeugt, welches Wunden schließen kann. „Wenn man demnächst Wundheilungscremes durch eine Plasmabehandlung ersetzen könnte, wäre das ein Riesenvorteil“, so Kogelheide. Denn: Die Anwendung von kaltem Plasma könne kontaktlos erfolgen. „Im Gegensatz zu Cremes ist das Infektionsrisiko bei Plasma-Anwendungen deutlich geringer“, erklärt die Wissenschaftlerin.

Glim Skin

Kogelheide ist von den förderlichen Eigenschaften des kalten Plasmas überzeugt. „Durch das Plasma machen wir das Milieu für Bakterien, Viren, Pilze unattraktiv. Die Körperzellen schädigen wir dabei nicht.“ Um die Technologie möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen, gründete Kogelheide darum 2022 das Start-up Glim Skin. „Hinter Glim Skin steckt ein technologiebasiertes Kosmetikprodukt zur Bekämpfung kosmetischer Hautprobleme. Es nutzt die Eigenschaften des kalten Plasmas, um gezielt entzündliche Hautirritationen zu behandeln und ein gesundes Hautbild zu fördern“, erklärt Kogelheide.

Im Vergleich zu bisherigen Hautkosmetikprodukten ist die Plasma-Technologie von Glim Skin obendrein chemikalienfrei und umweltfreundlich. „Wir haben uns von Anfang an das Ziel gesetzt, ein langlebiges Produkt ohne verbaute Schadstoffe mit hoher Reparierbarkeit und Recyclingfähigkeit zu entwickeln. Außerdem ist es uns wichtig, die Fertigung von Glim Skin regional aufzubauen, um lange Transportwege zu vermeiden.“

Ausführlicher Artikel im Wissenschaftsmagazin Rubin

Einen ausführlichen Beitrag zum Thema (https://news.rub.de/wissenschaft/2023-10-24-plasmaforschung-lila-blitze-auf-der-…) sowie das Interview mit der Gründerin (https://news.rub.de/wissenschaft/2023-10-24-im-gespraech-plasmatechnik-im-badezi…) finden Sie im Wissenschaftsmagazin Rubin mit dem Schwerpunkt „Eiskalt“.

Für redaktionelle Zwecke dürfen die Texte auf der Webseite unter Angabe der Quelle „Rubin – Ruhr-Universität Bochum“ sowie Bilder aus dem Downloadbereich unter Angabe des Copyrights und Beachtung der Nutzungsbedingungen honorarfrei verwendet werden.

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Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Friederike Kogelheide
Lehrstuhl für Angewandte Elektrodynamik und Plasmatechnik
Ruhr-Universität Bochum
Telefon: +49 234 32 19744
E-Mail: kogelheide@aept.rub.de

https://news.rub.de/presseinformationen/wissenschaft/2023-11-15-plasmaforschung-plasmatechnik-im-badezimmer

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Meike Drießen Dezernat Hochschulkommunikation
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