Welt-Sepsis-Tag

Eine Sepsis ist der schwerste Verlauf einer Infektionserkrankung. Rund 230.000 Menschen erkranken in Deutschland jährlich daran, mindestens 85.000 davon sterben.
(c) Dr. Christian Hermanns/DGAI

Anästhesiologie will die gefährlichen Geheimnisse rund um die Erkrankung aufdecken.

Es ist eine der häufigsten Todesursachen: Rund 230.000 Menschen erkranken jährlich in Deutschland an einer Sepsis, mindestens 85.000 davon versterben – auch, weil das Wissen über Symptome im Allgemeinen sowie das fachspezifische Wissen über das, was bei einer Sepsis im Körper genau passiert, noch zu gering ist. Zum Welt-Sepsis-Tag, der alljährlich am 13. September stattfindet, wollen die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI) sowie der Berufsverband Deutscher Anästhesistinnen und Anästhesisten e.V. (BDA) daher auf die Bedeutung rechtzeitiger Erkennung und Forschung zum Thema aufmerksam machen.

„A und O ist, die Sepsis frühzeitig zu diagnostizieren“, erklärt Prof. Dr. Gernot Marx, Leiter der Klinik für Intensivmedizin und Intermediate Care am Universitätsklinikum Aachen und designierter Präsident der DGAI. In diesem Fall kann die Erkrankung meist gut behandelt werden. Doch viel zu häufig verstreichen wertvolle Stunden, bis die Sepsis erkannt und eine Behandlung eingeleitet wird. „Das muss sich ändern und dazu wollen wir beitragen“, so Marx.

So wollen DGAI und BDA einmal mehr typische Symptome einer Sepsis in Erinnerung rufen. „Im Volksmund wird die Sepsis häufig als Blutvergiftung bezeichnet“, erläutert Marx. Doch mit einer Vergiftung habe die Krankheit eigentlich nichts zu tun. „Eine Sepsis ist der schwerste Verlauf einer Infektionserkrankung. Sie entsteht, wenn die Wirtsantwort auf die Infektion z.B. durch Bakterien, Pilze oder Viren derart aus dem Ruder läuft, dass es zum Auftreten schwerer Organfunktionsstörungen oder gar zum Organversagen kommt.“

Nie zuvor gekanntes Krankheitsgefühl

Natürlich verläuft der weit überwiegende Teil von Infektionen völlig unauffällig. In seltenen Fällen jedoch kann eine Infektion eine Sepsis auslösen. Eines der Anzeichen ist dann, dass Erkrankte ein nie zuvor gekanntes Krankheitsgefühl haben oder darüber klagen. „Wenn auch noch der Pulsschlag übermäßig stark ansteigt, die Atmung deutlich erschwert ist, extreme Schmerzen auftreten oder sich die Haut feucht-kalt anfühlt, ist es höchste Zeit, Hilfe zu rufen“, erklärt Marx.

Für die Experten in der Anästhesiologie ist es indes ebenso wichtig, die Umstände, die zu einer Sepsis führen, sowie Abläufe, die sich dabei im Körper abspielen, genau zu erforschen – und daraus Schlüsse für die Behandlung zu ziehen. Zu den neuesten Studien gehört daher zum Beispiel das deutschlandweite Projekt „DigiSep“ unter Leitung der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Universitätsklinikum Essen.

Dieses untersucht, wie Patienten von einer neuen, digitalen Methode zur Bestimmung des Erregers profitieren. Die DGAI hat dieses Projekt über ihr Forschungsnetzwerk TIFOnet realisiert – und damit den richtigen Nerv in der klinischen Forschung getroffen. „Deutlich mehr als die initial geplanten 20 Kliniken wollten im Verlauf der letzten zwei Jahre an der DigiSep-Studie teilnehmen, was das große klinische Interesse an Sepsis und digitaler Diagnostik widerspiegelt“, verdeutlicht Prof. Dr. Thorsten Brenner, Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Universitätsklinikum Essen und Sprecher der Sektion Intensivmedizin in der DGAI.

Wie kommt es zum Organversagen?

Einer, der sich im Rahmen seiner wissenschaftlichen Arbeit der Sepsis-Forschung verschrieben hat, ist Prof. Dr. Jan Roissant, Oberarzt an der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie des Universitätsklinikums der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Als Leiter des klinischen Forschungsverbunds „Organdysfunktion im Rahmen systemischer Inflammationssyndrome“ erforscht er die Entzündungsreaktionen und ein nachfolgendes Organversagen bei einer Sepsis und wird dafür in diesem Herbst von der DGAI mit dem von der Firma Franz Köhler-Chemie gestifteten Inflammation-Award 2023 ausgezeichnet.

Zum Welt-Sepsis-Tag machen DGAI und BDA auf das World Sepsis Day Event 2023 zur Umsetzung der WHO Sepsis Resolution auf nationaler und internationaler Ebene aufmerksam. Die Hybridveranstaltung findet am 12. September 2023 in Berlin und online statt und bietet zahlreiche interessante Vorträge zum Thema. Weitere Informationen dazu unter: www.worldsepsisday.org/wsd-event-2023.

Die Sepsis Stiftung und die Global Sepsis Alliance haben zu diesem Anlass außerdem die „Berliner Deklaration zur Sepsis“ veröffentlicht und fordern darin die dringende Durchsetzung der WHA-Resolution zur Sepsis und die Wiederbelebung globaler Maßnahmen gegen Sepsis. Die DGAI zählt neben dem World Health Summit, der Virchow Foundation for Global Health und der Global Antibiotic Research & Development Partnership zu den Erstunterzeichnern der Deklaration.

Originalpublikation:

https://www.dgai.de/aktuelles/alle-meldungen-archiv/1213-welt-sepsis-tag-anaesth…

Weitere Informationen:

http://www.worldsepsisday.org/wsd-event-2023

http://www.dgai.de/

Media Contact

Jana Schneeberg Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und lntensivmedizin e.V.

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Schnittstellenproblem gelöst

UDDC sorgt für reibungslose Übertragung von Bilddaten auf Mikrodisplays. Forschende des Fraunhofer-Instituts für Photonische Mikrosysteme IPMS haben einen universellen Datenkonverter für Displaydaten (UDDC) entwickelt. Dieser ermöglicht die Übertragung von Bilddaten…

Keine signifikanten PFAS-Emissionen durch Abfallverbrennung

Versuche am KIT zeigen, dass sich Fluorpolymere in der Hausmüllverbrennung nach europäischen Standards nahezu rückstandsfrei abbauen. Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen, kurz PFAS, finden sich in unzähligen Produkten und damit auch…

StrokeCap – Die mobile Schlaganfalldiagnostik der Zukunft

Die StrokeCap, ein von der Julius-Maximilians-Universität und dem Uniklinikum Würzburg gemeinsam entwickeltes innovatives, tragbares Gerät, das die mobile Schlaganfalldiagnostik revolutionieren und so Leben retten kann, gewinnt einen von fünf Medical…

Partner & Förderer