Türöffner für Tumorzellen

Chemotherapeutika gezielt in Tumorzellen einschleusen, um so das Krebswachstum effektiv zu bekämpfen: Das ist das Ziel einer Therapie, an der Jörg Engel, Facharzt an der Universitäts-Frauenklinik, forscht.

Engel benützt dafür Moleküle, die aus zwei Teilen bestehen – dem Chemotherapeutikum und einem bestimmten Schlüsselmolekül. „Dieses Molekül kann an Tumorzellen, die an ihrer Oberfläche bestimmte Rezeptoren besitzen, andocken. Es passt sozusagen wie ein Schlüssel ins Schloss“, erklärt der Gynäkologe.

Ist das Schloss auf diesem Weg geöffnet, kann anschließend das Chemotherapeutikum in die Zelle eindringen und den Tumor bekämpfen. So lautet zumindest die Hoffnung der Mediziner. Diese Theorie hat übrigens als Erster Paul Ehrlich am Anfang des vergangenen Jahrhunderts formuliert.

„Die Arbeiten befinden sich alle noch im Experimentierstadium“, erklärt Engel; momentan laufe gerade eine erste klinische Studie an so genannten GnRH-rezeptorpositiven Tumoren. Geplant sei, die Methode in der Behandlung von Brust-, Gebärmutter- und Eierstockkrebs einzusetzen.

Bis die Therapie einmal erkrankten Frauen zur Verfügung steht, können allerdings noch Jahre vergehen. Doch schon jetzt ist klar, dass auch dann nicht jede Patientin für diese Behandlung in Frage kommen wird: „Wir finden beispielsweise nur an zwei von drei Ovarialkarzinomen diese spezifischen Rezeptoren“, so der Gynäkologe. Und nur an ihnen sei der Einsatz erfolgversprechend.

Kooperation mit Nobelpreisträger Schally

Bei seiner Forschung hat Engel hochrangige Unterstützung: An dem Projekt arbeitet er gemeinsam mit dem Nobelpreisträger Andrew V. Schally (Miami/USA), an dessen Institut in New Orleans er einen zweijährigen Forschungsaufenthalt absolviert hatte. Schally hat 1977 den Nobelpreis für Physiologie und Medizin für seine Entdeckungen zur Produktion von Peptidhormonen im Gehirn erhalten.

Für seine Arbeiten über „Zielgerichtete Therapien bei gynäkologischen Tumoren“ hat Jörg Engel nun auf der Tagung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe in Hamburg den mit 8000 Euro dotierten Walther-Hohlweg-Preis erhalten. Dieser Wissenschaftspreis wird alle zwei Jahre für richtungsweisende Arbeiten auf dem Gebiet der Gynäkologie und Endokrinologie vergeben.

Kontakt: Dr. Jörg Engel, Universitäts-Frauenklinik, T (0931) 201-25253 (über Pforte Frauenklinik), joergbengel@hotmail.com

Media Contact

Robert Emmerich idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-wuerzburg.de

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