Trink- und Mineralwasser – Arzneimittelrückstände vermeiden

Quellen für Stoffe mit hormonähnlichen Eigenschaften (endokrine Disruptoren) finden sich einerseits in Arzneimitteln wie der Antibabypille und andererseits in der Industrie, etwa der Kunststoffindustrie. Sie stehen unter anderem in Verdacht, das Risiko für bestimmte Krebs- und Stoffwechselerkrankungen zu erhöhen und die Fruchtbarkeit zu beeinflussen.

Untersuchungen sprechen zwar für eine geringe Rückstandskonzentration im Wasser, aber mit widersprüchlichen Aussagen zu den Ergebnissen. Nach Ansicht des Umweltbundesamtes (UBA) weiß man zum Beispiel noch zu wenig zu den Transportmechanismen, Nebenprodukten und den Wirkungen, wenn geringe Mengen dieser Stoffe ein Leben lang aufgenommen werden oder wenn mehrere Stoffe nebeneinander vorliegen. Zurzeit wird intensiv daran gearbeitet, zusätzliche Kriterien und Testmethoden zu entwickeln.   

Auf privater Ebene lässt sich allerdings etwas tun. Stichwort Arzneimittel: In Deutschland werden pro Jahr etwa 8.100 Tonnen potenziell umweltrelevanter Arzneimittel-Wirkstoffe verbraucht – mit rund 1.500 verschiedenen Wirkstoffen.

Zu den häufigsten Arzneimitteln zählten Schmerzmittel, Antibiotika, Blutdrucksenker, Psychopharmaka und Hormone, bilanzierte der Ernährungswissenschaftler Dr. Martin Keller vom Institut für alternative und nachhaltige Ernährung auf einer Fachveranstaltung des Vereins für Unabhängige Gesundheitsberatung (UGB).

Viele Stoffe scheide der menschliche Körper teilweise über den Urin unverändert wieder aus. Dazu kämen beträchtliche Mengen ungenutzter Arzneimittel, die immer noch über die Toilette entsorgt werden. So gelangten alljährlich viele Tonnen mit dem belasteten Abwasser in die Kläranlagen, könnten dort nicht alle zurückgehalten werden und würden sich so in der Umwelt wiederfinden.

Keller verwies hier auf Untersuchungen, nach denen man in Oberflächenwasser Spuren von über 100 verschiedenen Stoffen gefunden hat. In Grund- und Trinkwasser habe man nur einen Bruchteil und diese in noch geringeren Konzentrationen entdeckt.

Bei der Bewertung schließt sich der Wissenschaftler den offiziellen Stellen an: Die Rückstände stellen demnach zwar kein Risiko für die menschliche Gesundheit dar, dennoch sollte der Eintrag von Arzneimitteln in die Umwelt aus Sicht eines vorsorgenden Umwelt- und Gesundheitsschutzes so gering wie möglich sein.

Bislang gibt es weder für Oberflächengewässer noch für Grund- oder Trinkwasser verbindliche Regeln bezüglich der Rückstandsmengen. Unterlagen zur Umweltrisikobewertung sind nur für neu zuzulassende Arzneimittel vorzulegen.

Ein erster wichtiger Schritt sei insofern getan, dass drei pharmazeutische Stoffe (das Schmerzmittel Diclofenac und die Verhütungsmittel Ethinylestradiol und Estradiol) jetzt von der EU-Kommission auf eine neue „Beobachtungsliste“ aufgenommen werden sollten und damit von den Mitgliedsstaaten überwacht werden müssten, meint Keller. Außerdem sollen Strategien entwickelt werden, um Risiken von Pharmazeutika in Gewässern besser begegnen zu können; Grenzwerte sollen ab 2016 festgesetzt werden.   

Es gilt aber nach wie vor: Arzneimittelreste gehören am besten zurück in die Apotheke und auf keinen Fall in die Toilette.

Bettina Pabel, www.aid.de

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