Parkinson: Medikamente verändern Darmflora stärker als gedacht

Severin Weis (rechts) und Prof. Dr. Markus Egert, Mitverfasser der Studie, im Labor am Campus Schwenningen der Hochschule Furtwangen Caroline Armbruster

„Was ist der Einfluss der Krankheit und was ist der Einfluss der Medikation auf das Darm-Mikrobiom? Das war unsere Ausgangsfrage“, erläutert Prof. Dr. Markus Egert, der an der Hochschule Furtwangen am Campus Schwenningen lehrt. Bislang ist unklar, ob Veränderungen der Darmflora eine Folge der Erkrankung sind oder ursächlich zu ihrer Entstehung beitragen.

Im Zuge einer personalisierten Medizin werden vermehrt individuelle Auswirkungen von Krankheit und Medikament untersucht. Warum eignet sich die Parkinson-Krankheit so gut für eine exemplarische Studie?

Weil es zwei besonders häufig verabreichte Medikamente gibt, nämlich Levodopa und Entacapon. Hier belegt die Studie, dass die Darmflora von Personen, die mit einem dieser beiden Wirkstoffe behandelt werden, signifikant verändert ist.

Es gibt zwar Studien aus den USA und Skandinavien zum Darmmikrobiom von Parkinson-Patienten. Aber diese sind aufgrund der vielfältigen Einflussfaktoren nicht unbedingt auf Mitteleuropa übertragbar. Nun liegt eine Studie mit in Deutschland lebenden, unterschiedlich therapierten Probanden vor.

„Wir haben deren Stuhlflora sequenziert und nach Bakterien gesucht. Dabei haben wir zwischen 70.000 und 400.000 bakterielle DNS-Sequenzen pro Probe analysiert“, erläutert Markus Egert.

„Vor kurzem hat eine These Furore gemacht: Bei der Entstehung von Parkinson könnte der Verdauungstrakt und das Darmmikrobiom eine wichtige, allerdings noch wenig verstandene Rolle spielen. Sicherlich kann unsere Studie zur Klärung dieser Rolle beitragen und mittelfristig helfen, mikrobielle Stuhlanalytik als einen neuen Baustein der Parkinson-Diagnostik zu etablieren.“

Die Studie wurde durch ein Forscherteam der Hochschulen Furtwangen und Kaiserslautern, der Universitäten Gießen und des Saarlandes sowie dem MVZ Institut für Mikroökologie, Herborn, erstellt. Erschienen ist sie im Nature Partner Journal „npj Parkinson's Disease“ mit dem Titel „Effect of Parkinson’s disease and related medications on the composition of the fecal bacterial microbiota”.
https://doi.org/10.1038/s41531-019-0100-x

Prof. Dr. Markus Egert, ege@hs-furtwangen.de

npj Parkinson's Disease: „Effect of Parkinson’s disease and related medications on the composition of the fecal bacterial microbiota”.
https://doi.org/10.1038/s41531-019-0100-x

Media Contact

Jutta Neumann idw - Informationsdienst Wissenschaft

Weitere Informationen:

http://www.hs-furtwangen.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neues Wirkprinzip gegen Tuberkulose

Gemeinsam ist es Forschenden der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) und der Universität Duisburg-Essen (UDE) gelungen, eine Gruppe von Molekülen zu identifizieren und zu synthetisieren, die auf neue Art und Weise gegen…

Gefahr durch Weltraumschrott

Neue Ausgabe von „Physikkonkret“ beleuchtet Herausforderungen und Lösungen für eine nachhaltige Nutzung des Weltraums. Die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) veröffentlicht eine neue Ausgabe ihrer Publikationsreihe „Physikkonkret“ mit dem Titel „Weltraumschrott:…

Wasserstoff: Versuchsanlage macht Elektrolyseur und Wärmepumpe gemeinsam effizient

Die nachhaltige Energiewirtschaft wartet auf den grünen Wasserstoff. Neben Importen braucht es auch effiziente, also kostengünstige heimische Elektrolyseure, die aus grünem Strom Wasserstoff erzeugen und die Nebenprodukte Sauerstoff und Wärme…

Partner & Förderer