Neuropathologen der LMU auf dem Weg zu individualisierten Therapiekonzepten für Hirntumoren
Neuere Arbeiten legen nahe, dass sich Medulloblastome unterschiedlicher Altersklassen auch genetisch und molekularbiologisch deutlich voneinander unterscheiden. Die Arbeitsgruppe um PD Dr. Ulrich Schüller greift dies auf und entwickelt Mausmodelle, die die verschiedenen genetischen Charakteristika kindlicher und adulter Medulloblastome berücksichtigt. Dies soll die Voraussetzungen schaffen um individualisierte Therapiekonzepte in geeigneten Systemen zu testen.
Mangels kausal wirksamer Therapieansätze versterben bis zu 30 Prozent der Patienten mit Medulloblastomen, während die Überlebenden ein Leben lang an erheblichen Nebenwirkungen unspezifischer Tumortherapien leiden. Dank moderner Technologien konnten in den vergangenen Monaten genetische Veränderungen in Medulloblastomen erstmals genomweit dargestellt werden. Auf dieser Basis werden Mausmodelle und Therapiekonzepte entwickelt, die der Genetik verschiedener Medulloblastome exakt angepasst sind. Im Rahmen dieser Untersuchungen wurden zahlreiche tumorspezifische Veränderungen innerhalb des Gens identifiziert, welches für die Histonacetylase CREB-Binding Protein (CBP) codiert.
In dem aktuellen Projekt soll die Funktion des CBP-Gens weiter aufgeklärt werden. Dafür generieren PD Dr. Ulrich Schüller und seine Kollegen eigens Mäuse, die in diesen Vorläuferzellen des Kleinhirns kein CBP produzieren. Wichtiger aber noch, als die Funktion von CBP während der normalen Kleinhirnentwicklung, ist es dem Münchner Neuropathologen zu klären, wie CBP in Medulloblastomen wirkt. Deshalb werden auch Mäuse generiert, die adulte Medulloblastome mit Veränderungen im CBP-Gen tragen.
„Nur, wenn wir Tiermodelle schaffen, die der menschlichen Genetik so nah als möglich kommen, können wir individualisierte Therapiekonzepte entwickeln und testen“, erklärt Dr. Ulrich Schüller. Zwar seien die Überlebenschancen für Patienten mit Medulloblastomen in den letzten Jahrzehnten erheblich gestiegen, die Nebenwirkungen unspezifischer Therapien werden jedoch häufig unterschätzt. „Deshalb brauchen wir dringend kausale Therapieansätze, die erfreulicherweise mit den heutigen technischen Möglichkeiten auch realisierbar sind“, ergänzt Dr. Schüller.
Die Wilhelm Sander-Stiftung fördert dieses Forschungsprojekt mit rund 160.000 Euro. Stiftungszweck ist die Förderung der medizinischen Forschung, insbesondere von Projekten im Rahmen der Krebsbekämpfung. Seit Gründung der Stiftung wurden insgesamt über 190 Millionen Euro für die Forschungsförderung in Deutschland und der Schweiz bewilligt. Die Stiftung geht aus dem Nachlass des gleichnamigen Unternehmers hervor, der 1973 verstorben ist.
Kontakt (Projektleitung):
PD Dr. med. Ulrich Schüller, LMU München,
Telefon: +49 (0)89 2180-78114, E-Mail: ulrich.schueller@lmu.de
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.wilhelm-sander-stiftung.deAlle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit
Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.
Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.
Neueste Beiträge
Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie
Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…
Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen
Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…
Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze
Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…