Mit Radionukliden gegen Blasenkrebs: Neue Behandlungsmöglichkeit am Klinikum rechts der Isar
Blasenkrebs ist die fünfthäufigste Krebsart in den Industrieländern. Hauptrisikofaktor ist Rauchen. Etwa zehn Prozent der Tumore sind so genannte Carcinoma in situ, aggressive Tumore an der Oberfläche der Harnblase, die keine Metastasen bilden. Die gängige Behandlung ist die BCG-Therapie:
In mehreren Therapiesitzungen wird mit einem Katheter ein Bakterium in die Blase eingeführt, um das Immunsystem zu stimulieren. Bei bis zu 50 Prozent der Patienten ist die Therapie erfolgreich und der Krebs zieht sich zurück. Bei den übrigen Patienten muss die Harnblase entfernt werden, was ihre Lebensqualität deutlich einschränkt.
Für diese Patienten bietet die neue Behandlungsmöglichkeit am Klinikum rechts der Isar der TU München eine Chance. Dabei wird ein Radionuklid, eine radioaktive Substanz mit geringer Eindringtiefe und kurzer Halbwertszeit, per Katheter in die Blase eingeführt.
Bei der Therapie machen sich die Ärzte die Tatsache zunutze, dass beim Blasenkarzinom in situ ein bestimmtes Protein, der EGF-Rezeptor stark ausgeprägt ist. Der Wirkstoff ist an einen Antikörper gebunden, der genau hier ansetzt; so wirkt die Therapie tumorspezifisch und nicht auf die gesamte Blasenschleimhaut.
Bisher wurden in der Urologischen Klinik des Klinikums rechts der Isar vier Patienten in einem individuellen Heilversuch mit der neuen Methode behandelt. Nebenwirkungen traten keine auf. Nach vier bis sechs Wochen überprüften die Ärzte den Erfolg der Therapie mit einer Blasenspiegelung und einer Biopsie. Das Ergebnis: Bei 50 Prozent der Patienten war der Tumor verschwunden. Die Harnblase brauchte nicht entfernt zu werden.
Bei der Entwicklung der neuen Behandlungsmethode arbeiteten Ärzte der Nuklearmedizinischen und der Urologischen Klinik eng zusammen. Das Institut für Transurane der Europäischen Kommission in Karlsruhe übernimmt die Herstellung des Radionuklids. Dr. Michael Autenrieth, Oberarzt der Urologischen Klinik, der die Behandlungen durchführt, sagt: „Mit der neuen Radioimmunotherapie haben wir eine intelligente Behandlungsmethode, die nur auf den Tumor wirkt und nicht auf das umliegende Gewebe.“
Kriterien für die Teilnahme an dem individuellen Heilversuch:
• Alter des Patienten mindestens 65 Jahre
• Erneuter Nachweis eines Carcinoma-in-situ der Harnblase nach erfolgter BCG-Induktionstherapie
• Im Ausscheidungsurogramm unauffälliger oberer Harntrakt
Kontakt für die Presse:
Dr. Michael Autenrieth
Urologische Klinik
Tel. 089 4140-2507
E-Mail: michael.autenrieth@lrz.tum.de
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.med.tu-muenchen.deAlle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit
Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.
Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.
Neueste Beiträge

Ein Hygieneprogramm für Chromosomen
ETH-Forschende haben in Wirbeltierzellen ein neues zelluläres Kompartiment identifiziert, das Exklusom genannt wird und ein Vorläufer des heutigen eukaryotischen Zellkerns sein könnte. Die Studie zeigt: Säugetierzellen erkennen, bündeln und sortieren…

Weiblicher Resilienz auf der Spur
Organ-on-Chip-Technologie ermöglicht neue Einblicke. Dynamische Resilienz – dahinter verbirgt sich die Widerstandskraft menschlicher Körper gegenüber unvorhergesehenen Veränderungen oder Stressfaktoren. Ältere Menschen und speziell Frauen nach der Menopause sind aufgrund einer…

3D-Druck im Bauwesen: Pionierforschung für das Bauen der Zukunft
Statt Stein auf Stein per Hand gemauert, Schicht um Schicht mit dem Roboter 3D-gedruckt. So könnte die Zukunft des Bauens aussehen. Die ersten Bauten in Deutschland stehen bereits, kürzlich wurde…