Im Kanalsystem der menschlichen Zelle

Titelbild der aktuellen Ausgabe von \"Cell Host & Microbes\". Grau im Hintergrund liegt eine normale, zweidimensionale Aufnahme des Virus mit dem Elektronenmikroskop. Überlagert ist das 3D-Modell. Man erkennt die Röhre des Endoplasmatischen Reticulums und im Inneren davon die ballonartigen Einstülpungen, in denen das Dengue-Virus sein Genom vermehrt. Quelle: Hygiene-Institut Heidelberg<br>

Das Dengue-Fieber ist die häufigste von Stechmücken übertragene Infektionskrankheit; weltweit sind rund 100 Millionen Menschen erkrankt. Wissenschaftlern des Hygiene-Instituts am Universitätsklinikum Heidelberg ist es erstmals gelungen, den Vermehrungsort des Virus in der menschlichen Zelle dreidimensional darzustellen.

Ihre Arbeit gibt Einblicke in den genauen Ablauf der Virusvermehrung und hat Modellcharakter für weitere Viren, deren Vermehrung noch ungeklärt ist, wie etwa das Hepatitis-C-Virus. Außerdem bietet sie neue Ansatzpunkte für die Entwicklung einer Vorbeugung oder Behandlung des Fiebers. Bislang gibt es weder eine Impfung noch eine spezifische antivirale Therapie.

Professor Dr. Ralf Bartenschlager, Direktor der Abteilung Molekulare Virologie am Heidelberger Hygiene-Institut, und sein Team haben in Kooperation mit Kollegen vom European Molecular Biology Laboratory (EMBL) ihre Arbeit in der aktuellen Ausgabe der renommierten Zeitschrift „Cell Host & Microbes“ veröffentlicht.

Viren haben keinen eigenen Stoffwechsel, können allein aus ihrer Erbsubstanz (RNA oder DNA) keine Proteine herstellen. Ihre Vermehrung kann daher nur innerhalb einer Wirtszelle erfolgen – doch wo und wie genau geschieht dies? Für die Entwicklung von Therapien ist diese Frage von entscheidender Bedeutung.

Viren wandeln menschliche Zellmembranen für ihre Zwecke um

Dengue-Viren vermehren sich im sogenannten Endoplasmatischen Reticulum, einem mit der Zellkernhülle verbundenen Membransystem; dort findet die Synthese von Proteinen statt. Das Dengue-Virus nutzt dieses Membransystem und formt es für seine eigenen Zwecke um.

„Wir wissen nun, dass die virale RNA in Einstülpungen des Endoplasmatischen Reticulums vermehrt und durch winzige Poren ausgeschleust wird. Auch konnten wir zeigen, dass die Vermehrung des Virusgenoms und dessen Einkapselung in neue Viren direkt gekoppelt sind“, so Professor Bartenschlager. Die neuen Virusgenome werden durch die Poren in den intrazellulären Raum ausgeschleust und dort in Virusvorstufen eingebaut, die dann ein zweites Mal in das Endoplasmatische Reticulum eindringen. Dabei erhalten sie eine Membranhülle, die sie für die Zelle so tarnen, dass sie wie eine normale zelluläre Fracht ausgeschleust werden. Der Fortpflanzungszyklus kann von Neuem beginnen.

Literatur:
Sonja Welsch, Sven Miller, Ines Romero-Brey, Andreas Merz, Christopher
Bleck, Paul Walther, Stephen D. Fuller, Claude Antony, Jacomine Krijnse-Locker, Ralf Bartenschlager, Composition and Three-Dimensional Architecture of the Dengue Virus Replication and Assembly Sites, Cell Host & Microbes 2009, 5, 4.
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Ralf Bartenschlager
Abteilung Molekulare Virologie
Medizinische Fakultät
Universitätsklinikum Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 345
69120 Heidelberg
Tel.: 06221 / 56 45 69
E-Mail: Ralf_Bartenschlager@med.uni-heidelberg.de
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Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 7.000 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 40 Kliniken und Fachabteilungen mit 1.600 Betten werden jährlich rund 500.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.100 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. (Stand 12/2008)
Bei Rückfragen von Journalisten:
Dr. Annette Tuffs
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Universitätsklinikums Heidelberg
und der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg
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