Heilung und Regeneration durch Stammzellen:<br> BW Stiftung fördert zwei Ulmer Projekte zur Stammzellforschung mit 1,3 Mio. Euro

Diesen Fragen gehen Prof. Dr. Karl Lenhard Rudolph, Leiter des Instituts für Molekulare Medizin, und Prof. Dr. Karin Scharffetter-Kochanek, Ärztliche Direktorin der Klinik für Dermatologie und Allergologie, in ihren jeweiligen Forschungsprojekten nach. Die Baden-Württemberg Stiftung fördert die Forschungen beider Wissenschaftler in den kommenden fünf Jahren mit insgesamt 1,3 Mio. Euro.

Die sogenannten „offenen Beinen“, medizinisch chronisch-venöses Ulcus, entstehen meist durch geschädigte Venenklappen. Das verbrauchte Blut wird nicht mehr richtig abtransportiert, der Blutdruck steigt in den Venen, die Gefäßwände werden angegriffen – es kommt zu Entzündungsreaktionen und offenen Wunden, die in 15 Prozent der Fälle nicht heilen. „Die Fresszellen, medizinisch Makrophagen, die eigentlich die Entzündung bekämpfen sollen, sind überaktiviert und produzieren dabei u. a. Stoffe, die die Bindegewebszellen so schädigen, dass diese sich nicht mehr teilen können – eine Erscheinung, die auch durch Alterungprozesse auftritt. „Ohne Zellteilung kann es aber keine Wundheilung geben“, erläutert Professorin Scharffetter-Kochanek die Vorgänge. „Wir wollen in Zusammenarbeit mit dem Institut für Transfusionsmedizin herausfinden, ob mesenchymale Stammzellen – das sind Vorläuferzellen z. B. der Bindegewebszellen – die überaktivierten Immunzellen herunterregulieren und so den überschießenden Entzündungsprozess durchbrechen können“, so Scharffetter- Kochanek, die damit grundlegende Mechanismen von Wundheilung und Alterungsprozessen ergründen möchte.

Die Leber ist ein Organ, das sich normalerweise gut regeneriert. Nach einer Leberentzündung oder auch durch zunehmendes Alter ist diese Regenerationsfähigkeit eingeschränkt, was unter anderem mit einer verminderten Aktivität der Stammzellen zusammenhängt. Professor Rudolph will in seinem Forschungsprojekt die molekularen Mechanismen identifizieren, die die Funktion von Stammzellen in Organen oder auch Muskeln und dem Gehirn hemmen. „In einem Screening-Ansatz wollen wir herausfinden, welche Gene dafür verantwortlich sein könnten. Wir haben in Vorarbeiten bereits ein Gen identifiziert, das bei einer Schädigung der Erbinformation, z. B. in der DNA oder den Chromosomenenden, den sogenannten Telomeren, ein Eiweiß aktiviert, das wiederum die Funktion der Stammzellen stört“, erläutert der Leibniz-Preisträger. „Diese Prozesse wollen wir noch besser verstehen und uns dann auf die Suche nach einem Wirkstoff machen, der dieses schädigende Eiweiß hemmen und so die Regeneration von Organ- oder Muskelzellen nach Krankheiten oder im Alter ermöglichen könnte“, so Rudolph.

Die Förderung erfolgt im Rahmen des Programms „Adulte Stammzellen 2009“, in dem die Baden-Württemberg Stiftung insgesamt an acht Standorten zehn Projekte über fünf Jahre mit über 6 Mio. Euro fördert.

Mit freundlichen Grüßen,
Petra Schultze
Universitätsklinikum Ulm
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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