Experte geht dem Geruchssinn auf den Grund

Prof. Tobias Ackels ist neuer Professor für „Sensorische Schaltkreise“ in den Neurowissenschaften.
Foto: Rolf Müller / Universitätsklinikum Bonn (UKB)

Prof. Tobias Ackels ist neuer Professor für „Sensorische Schaltkreise“.

Prof. Tobias Ackels hat die neue Professur „Sensorische Schaltkreise“ am Institut für Experimentelle Epileptologie und Kognitionswissenschaften des Universitätsklinikums Bonn (UKB) angetreten. Dort baut er eine Forschungsgruppe der Universität Bonn auf. Der 39-Jährige untersucht am Geruchssinn der Maus, wie das Gehirn relevante Informationen aus einer sich stets wandelnden Außenwelt extrahiert. Dazu nutzt er jüngste methodische Fortschritte unter anderem bei der Aufzeichnung neuronaler Aktivität im Gehirn.

Für seine Forschung wird Prof. Ackels von der Europäischen Union mit einem ERC Starting Grant bis 2028 gefördert. Jetzt kommt er vom Francis Crick Institute in London. An dem renommierten Forschungsinstitut für Biomedizin war er insgesamt sieben Jahre tätig.

Für die sensorische Wahrnehmung interessierte sich Prof. Ackels schon in seiner Zeit an der RWTH Aachen. So konzentrierte sich der Biologe in seiner Doktorarbeit vor allem auf Signalmechanismen im Geruchssystem. „Mäuse verlassen sich im Gegensatz zum Menschen vor allem auf ihren Geruchssinn. Dieser hat unter anderem Einfluss auf das Sozialverhalten, beispielsweise bei der Reviermarkierung und dem sozialen Status“, sagt Prof. Ackels. Daher ging er der Frage nach, wie Gerüche in der Nase detektiert und anschließend verarbeitet werden, um eine Reaktion auszulösen.

Natürliche Düfte bewegen sich in Zeit und Raum

Derzeit legt er sein Augenmerk auf natürliche Gerüche, die sich durch Wind in einem ständigen Wandel befinden und dadurch räumlich-zeitlich komplexe Geruchsfahnen bilden. Dass Säugetiere die räumlichen Informationen reflektieren können, die in der Zeitstruktur der Gerüche enthalten sind, ist von hoher Relevanz für ihr Verhalten. Denn die Ortsbestimmung spielt beispielsweise eine Rolle bei der Nahrungssuche, aber auch bei der Flucht aufgrund von Gefahr. „Doch wie das Geruchssystem von Mäusen Informationen über den Raum aus der zeitlichen Geruchsdynamik verarbeitet, ist noch nicht gut verstanden“, sagt Prof. Ackels. Daher will er die dazugehörigen Mechanismen auf der Ebene von Zellen beziehungsweise Zellnetzwerken im Mausmodell erforschen. Auch erhofft er sich Hinweise darauf, wie die Geruchsdynamik zu einem entsprechenden Verhalten führt. Dazu baut er im Labor das Equipment für Versuchsreihen mit lebenden Mäusen auf. Beispielsweise entwickelt er eine Methode zur kontrollierten Stimulation mit Duftstoffen: „Dazu kann man nicht einfach auf einen Knopf drücken“, sagt der Neurowissenschaftler. Anschließend betrachtet er unter anderem mittels Zwei-Photonen-Bildgebung, einer Technik der Fluoreszenzmikroskopie, die neuronale Aktivität.

Warum die Wahl auf Bonn fiel

„Mittels der Kombination von zellulärer und systemischer Neurowissenschaften werden wir nicht nur Erkenntnisse über die Verarbeitung natürlicher sensorischer Informationen erhalten, sondern auch neuronale Mechanismen aufdecken, die unsere Wahrnehmung der Welt begründen“, ist sich Professor Ackels sicher. Er ist gerne nach Bonn gekommen, denn das UKB, die Universität Bonn und das DZNE erfüllen hohe Anforderungen in den Neurowissenschaften: „Das Kompetenzlevel ist sehr hoch und ich bin begeistert von dem regen Austausch, der weit über Institutsgrenzen hinausgeht.“

Neben der Zusammenarbeit mit Bonner Neuroforschenden und dem Aufbau von Netzwerken, erhofft Prof. Ackels sein Hobby sich, hier in Bonn wiederaufgreifen zu können. Seit seinem achten Lebensjahr spielt er Schlagzeug, teilweise auch in einer Band. „In den letzten drei Jahren habe ich mich mehr auf meine junge Familie konzentriert und gerade in London fiel es mir schwer, ein solches Hobby am Leben zu erhalten“, sagt der glückliche Familienvater von zwei Kindern im Alter von zweieinhalb und einem halben Jahr.

Pressekontakt:
Dr. Inka Väth
stellv. Pressesprecherin am Universitätsklinikum Bonn (UKB)
Stabsstelle Kommunikation und Medien am Universitätsklinikum Bonn
Telefon: (+49) 228 287-10596
E-Mail: inka.vaeth@ukbonn.de

Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB werden pro Jahr etwa 500.000 Patient*innen betreut, es sind ca. 9.000 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,6 Mrd. Euro. Neben den über 3.300 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr weitere 585 Personen in zahlreichen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht im Wissenschafts-Ranking sowie in der Focus-Klinikliste auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW und weist den dritthöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf. Das F.A.Z.-Institut hat das UKB 2022 und 2023 als Deutschland begehrtesten Arbeitgeber und Ausbildungs-Champion unter den öffentlichen Krankenhäusern in Deutschland ausgezeichnet.

Experte geht dem Geruchssinn auf den Grund

Media Contact

Dr. Inka Väth Kommunikation und Medien
Universitätsklinikum Bonn

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Atomkern mit Laserlicht angeregt

Dieser lange erhoffte Durchbruch ermöglicht neuartige Atomuhren und öffnet die Tür zur Beantwortung fundamentaler Fragen der Physik. Forschenden ist ein herausragender Quantensprung gelungen – sprichwörtlich und ganz real: Nach jahrzehntelanger…

Wie das Immunsystem von harmlosen Partikeln lernt

Unsere Lunge ist täglich den unterschiedlichsten Partikeln ausgesetzt – ungefährlichen genauso wie krankmachenden. Mit jedem Erreger passt das Immunsystem seine Antwort an. Selbst harmlose Partikel tragen dazu bei, die Immunantwort…

Forschende nutzen ChatGPT für Choreographien mit Flugrobotern

Robotik und ChatGPT miteinander verbinden… Prof. Angela Schoellig von der Technischen Universität München (TUM) hat gezeigt, dass Large Language Models in der Robotik sicher eingesetzt werden können. ChatGPT entwickelt Choreographien…

Partner & Förderer