Mit einem Piks dem Gebärmutterhalskrebs vorbeugen

Es ist ein Durchbruch besonderer Art – erstmals gibt es eine Impfung, die Krebs verhindern kann. Bisher beugt die Spritze allerdings nur einem Krebs vor: dem Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom), der zweithäufigsten Krebserkrankung vor allem bei jungen Frauen.

Seit Mitte des vergangenen Jahres ist der Impfstoff auch in Deutschland zugelassen und wird von den Ärzten und Kliniken angeboten. Inzwischen nutzen die ersten Frauen und Mädchen diese Möglichkeit der Vorsorge.

Auch am Universitätsklinikum Jena (UKJ): Mehrere Frauen und Mädchen haben sich bereits in der Poliklinik der Universitäts-Frauenklinik, die national und international in der speziellen Diagnostik und minimal-invasiven Behandlung des Gebärmutterhalskrebses einen guten Ruf genießt, mit einem Piks gegen den Krebs am Gebärmutterhals geschützt.

„Diese Impfung ist bei jungen Mädchen im Alter zwischen 12 und 17 Jahren, auf alle Fälle aber vor dem ersten Geschlechtsverkehr, ganz besonders sinnvoll“, erklärt dazu Dr. Cornelia Scheungraber von der Jenaer Universitäts-Frauenklinik. „Der Impfstoff verhindert eine Ansteckung mit den wichtigsten Arten der humanen Papillomviren (HPV), die beim Geschlechtsverkehr übertragen werden können und den Gebärmutterhalskrebs auslösen“, so die Gynäkologin weiter.

Fast jede Frau infiziert sich im Laufe ihres Lebens mit HPV – oft ohne negative Folgen. In einigen Fällen aber entwickeln sich aus der Infektion Krebsvorstufen und ein Zervixkarzinom. Jährlich erkranken etwa 6.000 Frauen in Deutschland an diesem Krebs, bei vielen wird die Krebserkrankung zu spät erkannt. Ärzte und Wissenschaftler der Jenaer Frauenklinik erforschen seit Jahren die molekularbiologischen Vorgänge speziell bei der Entstehung des Zervixkarzinoms. Die Forschungsgruppe um Prof. Dr. Matthias Dürst konnte dabei in einer vor zwei Jahren veröffentlichten Studie zeigen, dass die Abwesenheit von HP-Viren bei einem Abstrich zu 99,6-prozentiger Sicherheit das Risiko einer Erkrankung an Gebärmutterhalskrebs ausschließen lässt. Wird eine HPV-Infektion verhindert, ist dies folglich der sicherste Schutz vor dem Tumor.

Die Ärzte empfehlen die Vorsorge daher auch für Frauen über 20: „Da die Impfung auch eine Neuinfektion mit HPV verhindert, ist dieser Schutz auch für sexuell bereits aktive Frauen sinnvoll“, ist Prof. Dr. Ingo Runnebaum, Direktor der Gynäkologie am UKJ, überzeugt. Der Experte für Gebärmutterhalskrebs hofft auf positive Auswirkungen dieser ersten Krebsimpfung: „Jungen Mädchen vor dem ersten Geschlechtsverkehr können wir dank der Impfung einen etwa 80-prozentigen Schutz vor dem Zervixkarzinom bieten“, so Runnebaum. „Das ist ein enormer Fortschritt im Kampf gegen den Krebs.“

Die Impfung setzt sich aus drei Impfstoffgaben im Abstand von mehreren Monaten zusammen. Inzwischen übernehmen viele Kassen die Kosten, zudem wird in Kürze auch die Zulassung eines zweiten Impfstoffs gegen das Zervixkarzinom erwartet.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Ingo B. Runnebaum
Direktor der Abtl. Gynäkologie, Geschäftsführender Direktor der Frauenklinik, Universitätsklinikum Jena
Tel.: 03641/933063
E-Mail: Ingo.Runnebaum[at]med.uni-jena.de
Dr. Cornelia Scheungraber
Frauenklinik, Abtl. Gynäkologie, Universitätsklinikum Jena
Tel.: 03641/9 33063
E-Mail: Cornelia.Scheungraber[at]med.uni-jena.de

Media Contact

Helena Reinhardt idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-jena.de

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