Angst vor Neuem verkürzt Lebenserwartung

Stressreaktionen sind stark personalisiert

Tiere mit einer angeborenen Angst vor dem Neuen haben nach einer neuen Erfahrung höhere Werte bei Stresshormonen und sterben deutlich früher als ihre mutigeren Verwandten. Eine Studie der University of Chicago ist zu dem Ergebnis gekommen, dass lebenslange Furchtsamkeit einen deutlich feststellbaren gesundheitlichen Tribut fordert. Es ist nicht bekannt, ob auch beim Menschen ein Zusammenhang zwischen Neophobie und Lebenserwartung besteht. Die Studie wurde in den Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht.

Die leitende Wissenschaftlerin Sonia Cavigelli betont, dass Persönlichkeitseigenschaften und Verhaltensweisen bei der Erforschung der physiologischen Mechanismen der Gesundheit eine wichtige Rolle spielen. Bei der Beobachtung von Primaten fiel Cavigelli laut Newscientist erstmals auf, dass Stress sehr stark personalisiert ist. “Viele Tiere waren dem gleichen Stressreizen ausgesetzt. Sie reagierten jedoch sehr unterschiedlich.” Weitere Forschungen zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Neophobie wurden mit Ratten durchgeführt.

Bereits kurz nach der Geburt zeigen Ratten wie Menschen und viele andere Arten eine Reihe von Reaktionen auf Unbekanntes. Die Bandbreite reicht von lähmender Furchtsamkeit bis zu bereitwilliger Erforschung. Für die Minimierung der genetischen Unterschiede zwischen den tapferen und den furchtsamen Ratten wurden Brüderpaare aus 14 verschiedenen Würfen ausgewählt. Nach einer neuen Erfahrung verfügten die furchtsamen Tiere über Werte des Stresshormons Korticosteron, die 20 Prozent höher waren.

Die Auswirkungen auf die Lebenserwartung waren vergleichbar. Die ängstlichen Tiere lebten durchschnittlich 599 Tage, während die mutigen durchschnittlich 102 Tage länger lebten. Das Team geht davon aus, dass die ängstlichen Ratten zu jedem Zeitpunkt ihres Lebens ein um 60 Prozent erhöhtes Sterberisiko hatten. Es zeigte sich, dass beide Eigenschaften in der Population ungefähr gleich häufig verbreitet waren. Das legt nahe, dass beide Verhaltensweisen einer Art Vorteile bringen. Derzeit erforscht das Team, ob ein Verlust der Neophobie im Erwachsenenalter sich auch auf die Lebenserwartung auswirkt.

Media Contact

Michaela Monschein pressetext.austria

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Quantenkommunikation: Effiziente Ansteuerung von Diamant-Qubits mit Mikrowellen

Forschende des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) haben zum ersten Mal in Deutschland gezeigt, wie sogenannte Zinn-Fehlstellen in Diamanten sehr exakt mit Mikrowellen kontrolliert werden können. Diese Defekte haben besondere…

Wenn Ionen zum Katalysator wandern

Neue Einblicke in die Solvatationskinetik an Oberflächen. Die Abteilung Interface Science des Fritz-Haber-Instituts hat weitere Fortschritte im Verständnis der Solvatation von Ionen an Grenzflächen gemacht, wie in ihrer neuesten Veröffentlichung…

Alte Herzen vor der Transplantation stärken

Studie untersucht Wirkung von Senomorphika zum Schutz von Spenderherzen. Anlässlich des Weltherztages am 29. September. Wie die Funktion von Spenderherzen älterer Menschen bei einer Transplantation optimal erhalten werden kann, will…

Partner & Förderer