Aortenklappenersatz ohne Vollnarkose im HDZ NRW

Nur wenige Kliniken bundesweit führen die schonenden, minimal-invasiven Verfahren sowohl als transapikale als auch als transfemorale Eingriffe bisher durch.

An dem innovativen Interventionsverfahren für Patienten mit Aortenklappenerkrankungen ist ein fachübergreifendes Spezialistenteam im Herz- und Diabeteszentrum beteiligt, das sich aus Kardiologen, Herzchirurgen und Anästhesisten unter Leitung der Direktoren Prof. Dr. Dieter Horstkotte, Prof. Dr. Jan Gummert und Prof. Dr. Uwe Schirmer zusammensetzt.

Die erfahrenen Oberärzte Dr. Werner Scholtz und Dr. Marcus Wiemer aus der Kardiologie sowie Dr. Jochen Börgermann und Privatdozent Dr. Georg Kleikamp aus der Herzchirurgie führen die Eingriffe gemeinsam durch. Bereits 2010 werden voraussichtlich über 100 Patienten mit der neuen Methode in Bad Oeynhausen behandelt werden.

Bisher bedeutete ein Aortenklappenersatz für den Patienten immer eine Herzoperation mit Herz-Lungen-Maschine. Mit dem neuen Verfahren kann die defekte Klappe über zwei Wege mit dem Katheter erreicht werden: Einerseits wie beim herkömmlichen Herzkathetereingriff über die Oberschenkelarterie in der Leiste (transfemoraler Zugang). Andererseits über einen nur wenige Zentimeter langen Schnitt zwischen dem vierten und fünften Rippenbogen durch die Herzspitze (transapikaler Zugang). Beim transfemoralen Zugang wird der Katheter über die Körperschlagader bis in die linke Herzkammer geführt, beim transapikalen Zugang wird er durch die linke Herzklappe bis in die Aorta vorgeschoben.

Mit einem Ballon an der Katheterspitze wird die defekte Herzklappe zunächst so geweitet (Ballondilatation), dass die in einen Stent integrierte biologische Herzklappe an die Stelle der defekten Aortenklappe vorgebracht werden kann. Anschließend wird die Klappenprothese entweder aufgedehnt oder in einem selbstexpandierendem Drahtkäfig vorgebracht und ersetzt dann die alte Klappe. Der gesamte Eingriff dauert etwa eine Stunde und wird präzise durch Ultraschall und Röntgen überwacht. Der transfemorale Klappenersatz erfordert in der Regel keine Narkose, sondern lediglich eine örtliche Betäubung der Leistenregion. Die Patienten können nach wenigen Tagen entlassen werden.

„Vor allem für Patienten in hohem Lebensalter mit schweren Begleiterkrankungen bietet das Verfahren eine schonende Alternative zur normalen Herzoperation“, erläutert Prof. Dr. Dieter Horstkotte, Direktor der Kardiologischen Klinik des HDZ. Der Eingriff wird in einem Hybrid-Operationssaal durchgeführt, in dem alle beteiligten Spezialisten zusammenarbeiten.

„Der kathetergestützte Einsatz von Klappenprothesen in Zusammenarbeit von Herzchirurgen und Kardiologen verspricht unseren Patienten eine hohe Behandlungssicherheit und -qualität, da wir für jeden Patienten das am besten geeignete Verfahren anbieten können,“ bestätigt Prof. Dr. Jan Gummert, Direktor der Klinik für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie. Im Rahmen von wissenschaftlichen Studien würden im Herz- und Diabeteszentrum NRW laufend neue OP- und Therapie-Methoden entwickelt und verbessert, die in anderen Herzzentren noch nicht zur Verfügung stehen. „Damit profitieren unsere Patienten als erste vom medizinischen Fortschritt“, fasst Prof. Dr. Uwe Schirmer, Direktor des Instituts für Anästhesiologie im Herz- und Diabeteszentrum, die einhellige Meinung aller Beteiligten zusammen.

Hintergrundinformation:

Im Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen, werden rund 1.200 Herzklappeneingriffe pro Jahr durchgeführt, 65 Prozent davon betreffen Eingriffe an der Aortenklappe., Diese werden zunehmend mit minimal-invasiven Operationsmethoden durchgeführt. 2009 werden die Kardiologen und Kardiochirurgen des HDZ voraussichtlich 50 Aortenklappeneingriffe mit der neuen katheter-gestützten Methode am schlagenden Herzen ohne Herz-Lungen-Maschine durchführen. Ob der Eingriff hierbei über den transfemoralen oder transapikalen Zugang erfolgt, wird auf die individuellen Erfordernisse des Patienten abgestimmt. Am HDZ wurden bisher jeweils 50 Prozent der Patienten über einen der beiden Zugänge versorgt. Im Hybrid-Operationssaal sind dabei Herzchirurgen und Kardiologen sowie ein Anästhesist ständig zugegen, um ohne jede Zeitverzögerung simultan zu diagnostizieren und therapieren. Zusätzlich erlaubt der Hybrid-OP eine sofortige Therapiekontrolle nach dem Eingriff, die über die Ultraschalluntersuchung des Herzens hinaus geht. Biologische Herzklappen haben den wesentlichen Vorzug, dass nach Ablauf weniger Monate keine gerinnungshemmenden Medikamente mehr erforderlich sind. Sie sind etwa zehn bis 20 Jahre haltbar.

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