TU Ilmenau: Artikel zu wegweisender Nanotechnologie in Nature Communications

Die an der TU Ilmenau entwickelte verformbare Transistor-Matrix für den Einsatz in einem LED-Array Bild: TU Ilmenau

In ihrem Artikel („Integrated multilayer stretchable printed circuit boards paving the way for deformable active matrix”), der in der neuesten Ausgabe der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Nature Communications erschien, beschreiben die Forscher der TU Ilmenau eine Leiterplatte, die sich, ähnlich wie Gummi, in jede beliebige Richtung verformen lässt.

Der Clou: Die Leiterplatte ist nicht nur auf eine Metallisierungsebene beschränkt, sondern besteht aus mehreren Schichten. Damit ist es dem Team um Prof. Heiko O. Jacobs, Leiter des Fachgebiets Nanotechnologie, weltweit erstmals gelungen, eine mehrlagige dehnbare elektronische Leiterplatte herzustellen.

Mit einer verteilten Transistormatrix bestückt, erlaubt diese die elektrische Ansteuerung einzelner Punkte auf der Oberfläche der Matrix, was die Herstellung unterschiedlichster dreidimensionaler Formen ermöglicht.

Die veröffentlichten Ergebnisse entstanden im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekts „Dehnbare Aufbau- und Verbindungstechnik: Herstellung, Bestückung, fundamentale Untersuchungen und Anwendungen“.

Bereits seit sechs Jahren forschen die Wissenschaftler der TU Ilmenau an dehnbarer Elektronik, in Fachkreisen aufgrund ihrer Elastizität „metamorphe Elektronik“ genannt.

Sie vereint weitaus komplexere Eigenschaften und Qualitäten als herkömmliche, starre elektronische Systeme, die immer die gleiche Form aufweisen, und ebnet damit den Weg zu neuen Anwendungen.

In mehreren DFG-Projekten erarbeiteten die Forscher des Fachgebietes Nanotechnologie Methoden, die neben der Herstellung von Baugruppensegmenten wie Transistoren, LEDs oder Sensoren auch ein Vereinzeln, Platzieren oder mechanisches und elektrisches Verbinden von mikroskopisch kleinsten Funktionseinheiten ermöglichen.

Im Zusammenspiel mit metamorpher Elektronik sieht Prof. Jacobs eine Schlüsseltechnologie der Zukunft: „Verknüpft man diese Technologie mit elastomerischen, also zwar formfesten, aber elastisch verformbaren Trägermaterialien, entsteht eine einzigartige dehnbare Aufbau- und Verbindungstechnik.“

Der Begriff „metamorphic electronics“ wurde inzwischen vom Team um Prof. Jacobs weltweit geprägt. In namhaften Publikationen veröffentlichte es Beiträge, beispielsweise zu einer Mikrofonmatrix, die sich in eine Sphäre, in Kugelform, umwandeln kann, zu einem sphärischen Touchpad und zu dehnbaren und aufblasbaren Leuchtstrukturen.

Auch die Gutachter von Nature Communications, einer Online-Zeitschrift der Nature-Gruppe, die zu den renommiertesten Fachzeitschriften der Welt zählt, schätzten die Qualität und den Neuheitswert der Ilmenauer Forschungsergebnisse nun als so hoch ein, dass der eingereichte Beitrag für die Veröffentlichung ausgewählt wurde – für Prof. Jacobs und sein Team eine hohe Auszeichnung, denn gerade in einem so zukunftweisenden Forschungsgebiet wie der Nanotechnologie dauert es oft viele Jahre, bis aus der Grundlagenforschung gesichertes neues Wissen erzeugt wird, das eine weitreichende Wirkung verspricht.

Die erzielten Erkenntnisse können schon bald in neuen elektronischen Systemen Anwendung finden. Denn so wie heute elektronische Bauelemente aus unserem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken und praktisch in allen Bereichen zu finden sind, gilt das zweifellos künftig noch weit mehr für metamorphe Elektronik.

Professor Jacobs: „Im Wesentlichen lassen sich alle elektronischen Produkte, die wir kennen, in dehnbare, anpassungsfähige und umformbare Geometrien überführen und damit neue Produkte entwickeln. An einer Kooperation interessierte Unternehmen können sich gern bei uns melden, um gemeinsam innovative Entwicklungen auf den Weg zu bringen.“

DOI des Artikels in Nature Communications: 41467-019-12870-7

Prof. Heiko O. Jacobs
Leiter Fachgebiet Nanotechnologie
Telefon: +49 3677 69-3723
E-Mail: heiko.jacobs@tu-ilmenau.de

https://www.nature.com/articles/s41467-019-12870-7

Media Contact

Bettina Wegner idw - Informationsdienst Wissenschaft

Weitere Informationen:

http://www.tu-ilmenau.de/

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Materialwissenschaften

Die Materialwissenschaft bezeichnet eine Wissenschaft, die sich mit der Erforschung – d. h. der Entwicklung, der Herstellung und Verarbeitung – von Materialien und Werkstoffen beschäftigt. Biologische oder medizinische Facetten gewinnen in der modernen Ausrichtung zunehmend an Gewicht.

Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Artikel über die Materialentwicklung und deren Anwendungen, sowie über die Struktur und Eigenschaften neuer Werkstoffe.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer