Expedition zum feurigen Herz der Erde

Geleitet wird das Projekt auf deutscher Seite von der LMU-Geophysikerin Karin Sigloch, die untersuchen will, ob der Vulkanismus von einem sogenannten Mantelplume tief aus dem Erdinneren gespeist wird.

Die Wissenschaftler werden im Rahmen der bisher größten Messkampagne weltweit zahlreiche Messstationen ausbringen, die ein Jahr lang Erdbebenwellen aufzeichnen. Mit den resultierenden Daten sollen tomographische 3-D-Bilder erzeugt werden, die das Erdinnere von der Oberfläche bis zum Erdkern durchleuchten – und ganz neue Erkenntnisse über Struktur, Dynamik und Geschichte der Erde vermitteln können.
Den Verlauf der Expedition dokumentieren die Wissenschaftler in einem Blog. Diesen Blog finden Sie ab dem 22. September 2012 unter http://www.rhum-rum.net/blog.

Der Vulkanismus der Insel La Réunion wird von einer riesigen Magmaquelle gespeist, die nicht an Plattengrenzen gebunden ist und ihren Ursprung vermutlich im tiefsten Erdinneren hat. Während die Erdplatten über diesen sogenannten Hotspot hinwegdrifteten, entstand eine etwa 5500 Kilometer lange feurige Spur, deren Beginn im Dekkan-Plateau in Indien liegt. Dort ergossen sich vor 65 Millionen Jahren ungeheure Lavamengen, die das globale Klima massiv beeinflussten. Der Aufstieg heißer Gesteinsschmelze tief aus dem Erdmantel wird als Mantelplume bezeichnet – wie tief Plumes wirklich reichen, wird immer noch kontrovers diskutiert.

Um dem Ursprung des mutmaßlichen Mantelplumes unter La Réunion auf den Grund zu gehen, planen die Wissenschaftler, so tief zu blicken wie keine Expedition zuvor: Bis zum unteren Erdmantel in 2900 km Tiefe. Dazu brauchen sie vor allem viele seismische Messstationen, die weitflächig ausgelegt werden: Auf einer Fläche von 4 Millionen km² werden sie knapp 60 seismische Meeres-Messgeräte und ca. 30 Land-Messstationen auszubringen – die bisher größte derartige Messkampagne weltweit. Dazu kommen noch etwa 70 existierende seismische Landstationen um den Indischen Ozean herum, deren Ergebnisse mit einbezogen werden sollen. Die Auswertung wird in einem Jahr beginnen, wenn die Messgeräte wieder eingesammelt werden – dann mithilfe des deutschen Forschungsschiffs Meteor.
Am Projekt sind neben den Wissenschaftlern der LMU auch Forscher des Alfred-Wegener-Instituts in Bremerhaven, der Universitäten Frankfurt und Münster sowie der Universität La Réunion und vom Institut de Physique du Globe Paris (IPG Paris) beteiligt. (göd)

Kontakt:
Dr. Karin Sigloch
Department of Earth Sciences – Geophysics
Ludwig-Maximilians-Universität München
Tel: +49 (0) 89 2180 4138
Fax: +49 (0) 89 2180 4205
E-Mail: sigloch@geophysik.uni-muenchen.de

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Luise Dirscherl idw

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