Roboter für den Ernstfall

Roboter X1 beim Erkunden des Kraftwerksgeländes.
(c) THI

Studierende der THI testen derzeit in einem Atomkraftwerk ihre Erfindung.

Das Team um Prof. Dr. Christian Pfitzner nimmt zum ersten Mal am Roboter-Wettbewerb EnRicH teil.

Alle zwei Jahre trifft sich die Gemeinschaft der Rettungs- und Erkundungsrobotik am Atomkraftwerk (AKW) Zwentendorf an der Donau kurz vor Wien. Dieses Mal ist auch das Team roboTHIx der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) vor Ort und erprobt beim dritten European Robotics Hackathon EnRicH, wie Roboter im Ernstfall Rettungskräfte unterstützen können.

Hohe Strahlung und meterdicke Wände aus Stahl und Beton: Atomkraftwerke gelten als die sichersten Bauten, die bei einem Zwischenfall dafür sorgen sollen, dass kein radioaktives Material in die Umwelt gelangt. Bei einem Störfall freiwerdende Strahlung ist für Menschen gefährlich oder gar tödlich und erschwert im Katastrophenfall die Sicherung des Kraftwerks. Roboter in AKWs sind keine Neuheit: Nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima kamen Roboter zum Einsatz, um Messwerte aus dem Inneren zur Strahlung zu liefern.

Das AKW Zwentendorf ist weltweit einmalig: Ein Volksentscheid stoppte kurz vor der Inbetriebnahme 1978 den Start des AKWs. Seitdem ging in Österreich auch kein neues AKW ans Netz. Das Kraftwerk war also noch nie mit Uran bestückt und ist damit ideal, um Katastropheneinsätze zu üben.

Die Aufgabe im nachgestellten Katastrophenfall des Hackathon ist komplex: Die Teams und ihre Roboter müssen Bereiche des AKWs auf Strahlung hin untersuchen und wichtige Bereiche mittels Laserscannern kartieren. Ist die Strahlung zu hoch müssen die autonomen oder ferngesteuerten Roboter im Anschluss Ventile zudrehen. Der Weg in den unteren Reaktorbereich ist durch mehrere Treppen und Türschwellen erschwert. Auf Grund der eingebrachten Strahlungsquellen dürfen während des Wettbewerbs nur Strahlenschutzexperten neben den Roboterplattformen sein; die Teams bleiben in einem sicheren Bereich und steuern die Plattformen fern. Bleibt ein Roboter auf Grund eines technischen Defekts liegen, so muss dieser unter hohen Sicherheitsauflagen geborgen werden.

Das Team roboTHIx um Prof. Dr. Christian Pfitzner nimmt zum ersten Mal bei EnRicH teil: Studierende der Fakultät Elektro- und Informationstechnik bauten Roboter X1 in den vergangenen Monaten zusammen. Ausgestattet ist er mit zwei Motoren, einer 3D-Kamera, einem Laserscanner sowie einem Geigerzähler. X1 erstellt auf seiner Mission innerhalb von 30 Minuten eine Umgebungskarte des Kraftwerks, in welcher die Strahlungsquellen eingezeichnet sind.

Neben der hohen Strahlung, welche die Elektronik über die Zeit beschädigt gibt es weitere Herausforderungen: Die dicken Wände verhindern eine stabile Funkkommunikation. Das wurde auch den Robotern in Fukushima zum Verhängnis, welche in das Gebäude mit einem Kabel vordrangen. Nach einem Defekt des Kabels verweilen die Roboter noch heute, zehn Jahre nach der Reaktorkatastrophe, im Gebäude. Damit die Roboter bei EnRicH dennoch kabellos im Kraftwerk umherfahren können, stellen die Organisatoren ein WLAN-Netzwerk zur Verfügung.

„X1 ist aktuell ein erster Prototyp; besonders im Vergleich mit den etablierten Teams, die bei EnRicH seit mehreren Jahren teilnehmen. Bis kurz vor einem Lauf wird die Roboterplattform stetig optimiert und auch die Software wird zum Teil vor Ort geschrieben. Dennoch klappt vieles auch schon besser als erhofft und wir können viel von anderen Teams lernen“, sagt Prof. Dr. Christian Pfitzner.

https://www.thi.de/hochschule/aktuelles/news/roboter-fuer-den-ernstfall-studierende-der-thi-testen-derzeit-in-einem-atomkraftwerk-ihre-erfindung

Media Contact

Gloria Geissler-Brems Hochschulkommunikation
Technische Hochschule Ingolstadt

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Energie und Elektrotechnik

Dieser Fachbereich umfasst die Erzeugung, Übertragung und Umformung von Energie, die Effizienz von Energieerzeugung, Energieumwandlung, Energietransport und letztlich die Energienutzung.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Windenergie, Brennstoffzellen, Sonnenenergie, Erdwärme, Erdöl, Gas, Atomtechnik, Alternative Energie, Energieeinsparung, Fusionstechnologie, Wasserstofftechnik und Supraleittechnik.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Diamantstaub leuchtet hell in Magnetresonanztomographie

Mögliche Alternative zum weit verbreiteten Kontrastmittel Gadolinium. Eine unerwartete Entdeckung machte eine Wissenschaftlerin des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme in Stuttgart: Nanometerkleine Diamantpartikel, die eigentlich für einen ganz anderen Zweck bestimmt…

Neue Spule für 7-Tesla MRT | Kopf und Hals gleichzeitig darstellen

Die Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht detaillierte Einblicke in den Körper. Vor allem die Ultrahochfeld-Bildgebung mit Magnetfeldstärken von 7 Tesla und höher macht feinste anatomische Strukturen und funktionelle Prozesse sichtbar. Doch alleine…

Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze

Projekt HyFlow: Leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem für moderne Energienetze. In drei Jahren Forschungsarbeit hat das Konsortium des EU-Projekts HyFlow ein extrem leistungsfähiges, nachhaltiges und kostengünstiges Hybrid-Energiespeichersystem entwickelt, das einen…

Partner & Förderer