Programmierbare DNA-Hydrogelmaterialien

Zyste aus humanen induzierten pluripotenten Stammzellen, die in synthetischen DNA-vernetzten Hydrogelen kultiviert wurden. Anfärbung: grün Zellen, gelb F-Actin, blau genomische DNA (in Zellkernen) und DNA-Quervernetzer (im Hydrogel) - konfokale Mikroskopie
(c) Yu-Hsuan Peng/IPF Dresden
… für realistische Ex-vivo-Gewebemodelle für Forschung und personalisierte Medizin.
Der Professor-Franz-Brandstetter-Preis 2022 für die beste am Leibniz-Institut für Polymerforschung Dresden e. V. (IPF) angefertigte Masterarbeit wird an Frau Yu-Hsuan Peng verliehen. Sie erhält die Auszeichnung für ihre herausragende Masterarbeit „Development of programmable DNA-crosslinked hydrogels for biomedical applications“.

Foto: Jörg Simanowski / IPF Dresden
Yu-Hsuan Peng beschreibt in ihrer von Dr. Elisha Krieg betreuten Masterarbeit eine neue Klasse weicher, mit DNA vernetzter polymerer Hydrogelmaterialien. Im Rahmen ihres durch das BMBF geförderten Projekts untersuchte sie die Eigenschaften dieser Materialklasse mit Hilfe der Oszillationsrheologie. Sie schaffte damit die Grundlagen für deren Anwendung als weiche Matrix, in der die Entwicklung biologischer Zellen untersucht und gesteuert werden kann.
Die In-vitro-Kultur von biologischen Zellen ist von großer Bedeutung für die biologische Forschung. Sie hilft dabei, das zelluläre Verhalten unter kontrollierten Bedingungen im Labor zu untersuchen und potenzielle Medikamente zu testen, wodurch die Notwendigkeit von Tierversuchen reduziert werden kann. Derzeit verfügbare Hydrogelmaterialien haben jedoch erhebliche Einschränkungen. Sie werden oft aus veränderlichen biologischen Quellen gewonnen und lassen ihre mechanischen Eigenschaften nur schwer einstellen. Dies beeinträchtigt die Reproduzierbarkeit von In-vitro-Experimenten und schränkt die Nutzbarkeit der Zellkultur für die personalisierte Medizin stark ein.
Daher besteht ein dringender Bedarf an neuen Ansätzen für die Schaffung weicher biokompatibler Materialien mit vorhersagbaren Eigenschaften.
Yu-Hsuan Peng fand einen Weg, molekulare Netzwerke zu bilden, deren mechanische Eigenschaften präzise durch die Zugabe künstlicher DNA-Moleküle gesteuert werden können. Dieses Material kann leicht hergestellt und auch wieder abgebaut werden. Auf mikroskopischer Ebene hat das Material unzählige „Sollbruchstellen“. Hierdurch ist es verformbar und selbstheilend, und es lässt sich zudem unter milden zellverträglichen Bedingungen im 3D-Druck zu komplexen strukturellen Grundgerüsten für die Gewebekultur verarbeiten.
Experimente mit menschlichen Stammzellen belegen die Zellkompatibilität des Materials. Mithilfe der einstellbaren Steifigkeit und Verformbarkeit des Hydrogels lassen sich die Bedingungen in weichen biologischen Geweben präzise nachbilden und dynamisch an die Bedürfnisse der Zellen anpassen. Zusammengenommen weisen die „programmierbaren“ Eigenschaften des Materials auf ein vielversprechendes Potenzial für neue Anwendungen in der Gewebekultur hin. Es soll zukünftig in der Grundlagenforschung und der personalisieren Medizin eingesetzt werden, etwa um im Labor patienten- bzw. krankheitsspezifisch biologische Prozesse realistisch nachbilden und untersuchen zu können.
Die Preisübergabe findet am 20. April 2023, 17.00 Uhr, im Rahmen des Jahresempfangs des IPF im Großen Saal des Deutschen Hygiene-Museums Dresden statt.
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Dr. Elisha Krieg, krieg@ipfdd.de
Originalpublikation:
Dynamic matrices with DNA-encoded viscoelasticity for advanced cell and organoid culture
Yu-Hsuan Peng, Syuan-Ku Hsiao, Krishna Gupta, Andre Ruland, Guenter K Auernhammer, Manfred F Maitz, Susanne Boye, Johanna Lattner, Claudia Gerri, Alf Honigmann, Carsten Werner, Elisha Krieg
Doi: 10.1101/2022.10.08.510936
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie
Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.
Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.
Neueste Beiträge

Satellitentechnologie – nachhaltiger Wasser-Einsatz in der Landwirtschaft
Wasser wird zunehmend knapper. Eine neuartige Satellitentechnologie, die in Form eines Prototyps mit dem Namen »LisR« bereits auf der Internationalen Raumstation ISS erprobt wurde, ermöglicht es künftig, Pflanzen bedarfsgerecht zu…

Dauertest für E-Fuel-Produktion
Großversuchsanlage an der TU Freiberg liefert 15.000 Liter synthetischen Kraftstoff. Insgesamt 380.000 Liter grünes Benzin (E-Fuel) plant ein Konsortium aus Forschung und Industrie, darunter auch Teams der TU Bergakademie Freiberg…

Unterwasserschall stört Meeresorganismen bei der Nahrungsaufnahme
Studie von Forscherinnen des FTZ Büsum zeigt Zusammenhang zwischen Lärm und verändertem Fraßverhalten von Ruderfußkrebsen. Viele Meeresbewohner wie etwa Fische, Meeressäuger oder auch Krebstiere produzieren und nutzen Schall für ihre…