Neue Aspekte der Bienen-Kommunikation: Bienen „erfühlen“ elektrische Felder
Das haben jetzt Wissenschaftler der Freien Universität Berlin um Professor Randolf Menzel und Uwe Greggers herausgefunden. Die Forscher vermuten, dass die Tiere diese „Sinnesfähigkeit“ nutzen, um sich zu orientieren und untereinander zu kommunizieren, etwa beim bekannten Schwänzeltanz, mit dem sich die Bienen Richtung und Entfernung einer guten Futterquelle mitteilen. In der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins Proceedings of the Royal Society B. berichten die Wissenschaftler über ihre Forschungsergebnisse.
Das Projekt wurde in den vergangenen 18 Monaten von der Klaus-Tschira-Stiftung unterstützt.
Wenn Bienen durch die Luft fliegen, ihre Körper im Stock aneinander reiben oder Teile ihres Körpers gegeneinander bewegen, lädt sich ihr Körper mit elektrischer Ladung auf. Die Wachsoberfläche ihres Körpers verhindert, dass die Ladung abfließt, wenn sie landen und in den Stock zurückkehren. Die Forscher zeigen in ihrer Untersuchung, dass Bienen auf unterschiedlich geladene elektrische Felder mit spezifischen Bewegungen ihrer Antennenfühler reagieren.
Mithilfe der Sinneszellen, die auf diesen Antennen liegen, nehmen sie die Ladungen wahr und unterscheiden sie. „Die Bewegung der Antennen haben wir in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe von Professor Martin Göpfert von der Universität in Göttingen mit einer speziellen Kamera aufgezeichnet und deren Bilder ausgewertet“ sagt Uwe Greggers, einer der Autoren der Studie. Außerdem haben die Forscher gezeigt, dass Bienen lernen können, unterschiedliche elektrische Felder und ihre zeitlichen Muster zu unterscheiden.
Die Gruppe um Menzel zieht aus ihren Experimenten außerdem den Schluss, dass die elektrischen Felder eine wichtige Rolle bei der sozialen Kommunikation im Stock spielen, z.B. beim Schwänzeltanz. Die nachlaufenden Bienen registrieren die von der Tänzerin ausgehenden zeitlichen Muster der elektrischen Felder und erkennen daraus die Entfernung der Futterquelle. Auf diese Weise ist zum ersten Mal nachgewiesen worden, dass bei einem landlebenden Tier elektrische Ladungen der Körperoberfläche zu elektrischen Feldern führen, und damit eine neue Wahrnehmungswelt eröffnen. Bisher war das nur von im Wasser lebenden Tieren bekannt, wie etwa dem Zitteraal.
Fachartikelnummer DOI: 10.1098/rspb.2013.0528
Weitere Informationen
Prof. Dr. Randolf Menzel, Institut für Biologie – Neurobiologie der Freien Universität Berlin,
Tel. 030 / 838-53930, E-Mail: menzel@neurobiologie.fu-berlin.de
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