Genom der Wald-Erdbeere sequenziert

Am Waldrand sieht man sie rot leuchten: Die kleinen, intensiv schmeckenden Früchte der Wald-Erdbeere (Fragaria vesca). Mit ihrem aromatischen Geschmack können die meisten ihrer kultivierten Verwandten (Fragaria × ananassa) nicht mithalten. Das gesunde Früchtchen enthält große Mengen an Antioxidantien wie Tanninen, den Vitaminen A, C und B12 sowie den Mineralien Kalium, Calcium und Magnesium. Sie ist den Menschen seit langem als Nahrung bekannt und spielte auch als Heilpflanze und in Mythen eine wichtige Rolle. Aufgrund ihres niedrigen Ertrages hat die Wald-Erdbeere heute jedoch eine eher geringe wirtschaftliche Bedeutung. Sie wird allenfalls als „Königin des Beerenobst“ in der Haute Cuisine verwendet.

In der Kürze liegt die Würze

Einem internationalen Netzwerk aus 74 Forschern von 38 Forschungseinrichtungen ist es nun gelungen, das komplette Genom der Wald-Erdbeere zu entschlüsseln. Mit rund 35.000 Genen bestehend aus zirka 240 Millionen Basen ist ihr Genom relativ kurz und einfach. Im Vergleich: das menschliche Genom besteht aus etwa drei Milliarden Basen, hat aber nur 23.000 Gene. Das kompakte und nun bekannte Genom macht die Wald-Erdbeere zu einer idealen Modellpflanze für die Erforschung weiterer Rosengewächse (Rosaceae) – für die Forschung und Züchtung von kultivierten Erdbeeren, aber auch von Pfirsichen, Kirschen und Mandeln. Die Pflanze ist zudem relativ einfach genetisch zu modifizieren, wächst schnell und lässt sich unkompliziert vermehren und züchten.

Die Genomsequenzierung wurde ausschließlich mit short-read Sequenziertechnologien realisiert, ohne Zuhilfenahme physikalischer Kartierungsmethoden und Referenzgenome.

Die kleine Wilde als Vorbild

Auf Basis des nun vorliegenden Genoms wollen die Wissenschaftler weiter forschen, um den genetischen Ursachen für ökonomisch wichtige Eigenschaften der Erdbeere wie Krankheitsresistenz, Nährwert, Entwicklungskontrolle und Fruchtgeschmack auf den Grund zu gehen. Ihre Ergebnisse könnten dann auch für Züchter und Erdbeerliebhaber neue (geschmackliche) Perspektiven eröffnen. Zum Beispiel dann, wenn es den Forschern gelingt, durch ein besseres Verständnis der Gene und deren Funktion den über lange Jahre der Züchtung bei kultivierten Erdbeeren verloren gegangenen intensiven Geschmack der Wald-Erdbeere wiederzubeleben.

Quelle:
Vladimir Shulaev et al. (2010): The genome of woodland strawberry (Fragaria vesca). Nature Genetics, publiziert am 26. Dez. 2010, doi:10.1038/ng.740 (abstract).

Media Contact

Pflanzenforschung.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer