Forschungsprojekt zum Insektenschwund in Naturschutzgebieten startet

Fluginsekt und Acker-Witwenblume H. Hensel/IÖR-Media
Im Rahmen internationaler Abkommen hat sich Deutschland zum Schutz der Biodiversität und ihrer nachhaltigen Nutzung verpflichtet. Um den Rückgang der biologischen Vielfalt aufzuhalten und in einen positiven Trend umzukehren, sind bessere Datengrundlagen erforderlich, die die Anteile der Artenvielfalt – auch in geschützten Gebieten – erfassen. Potenziell negative Einflussfaktoren müssen bewertet und vermieden werden.
Vor diesem Hintergrund startet der NABU mit Partnern ein umfassendes Forschungsprojekt. Ziel des Projektes DINA (Diversität von Insekten in Naturschutz-Arealen) ist es, wissenschaftlich basiert die Insektenvielfalt in Naturschutzgebieten zu erfassen und zu dokumentieren.
Dazu werden in den nächsten vier Jahren bundesweit in 21 repräsentativen Gebieten mit standardisierten Monitoring-Methoden Insektenpopulationen erfasst.
Für viele Insektenarten in Deutschland gibt es keine Daten zur Gefährdung. Von den bewerteten Insektenarten sind 40 Prozent in den Roten Listen als bedroht eingestuft. Es wird vermutet, dass die Verinselung der Schutzgebiete sowie deren Angrenzung an Nutzflächen zum Rückgang der Artenvielfalt und der Insektenpopulationen beitragen.
Als Handlungsgrundlage bedarf es vertiefender Untersuchungen. Insbesondere bei der artenreichsten Tiergruppe – den Insekten – existiert ein großes Kenntnisdefizit.
Der NABU wird dazu noch in diesem Sommer zusammen mit Projektpartnern mit den Untersuchungen beginnen. Dabei wird die Artenvielfalt von Fluginsekten neben anderen Messgrößen entlang von sogenannten Transekten (Probepunkte entlang einer Linie) in regelmäßigen Abständen erfasst und wissenschaftlich ausgewertet.
Dieses Monitoring wird die bislang umfangreichsten Daten für das Vorkommen von fliegenden Insektenarten in den ausgewählten Schutzgebieten in Deutschland generieren. Dazu wird nicht nur die Masse der Insekten erhoben. Mit Hilfe moderner genetischer Methoden werden zudem vollständigere Artenlisten erstellt.
Das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung wird im Forschungsprojekt DINA die rund 9.000 Naturschutz- und FFH-Gebiete (Gebiete der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie) Deutschlands einer umfassenden Raumanalyse unterziehen.
Dabei werden die Art der Landnutzung und Landbedeckung ebenso bestimmt und analysiert wie der Grad der Fragmentierung der Schutzgebiete, die Nachbarschaftsbeziehungen zum Umland und mögliche Störfaktoren.
„Diese Schutzgebietsmerkmale sind auch Grundlage für die systematische Auswahl der 21 Untersuchungsgebiete, in denen die Artenvielfalt von Fluginsekten erfasst und wissenschaftlich ausgewertet wird“, erläutert Dr. Gotthard Meinel, der das Projekt im IÖR leitet.
Nach der Bestandsaufnahme der Insekten werden Meinel und sein Team außerdem analysieren, welche Zusammenhänge sich zwischen den Merkmalen der Schutzgebiete und den ermittelten Insektenpopulationen herstellen lassen. Die erhobenen Daten und daraus abgeleiteten Forschungsergebnisse werden in einem Geoportal für Wissenschaft und Zivilgesellschaft visualisiert und so für Folgeuntersuchungen zur Verfügung gestellt.
Die wissenschaftlichen Projektpartner wollen von Anfang an auch die Zivilgesellschaft aktiv einbinden. Wissenschaftliche Daten werden innerhalb des Projektes transparent geteilt und es sind öffentliche Veranstaltungen rund um das Thema Insekten und nachhaltiger Schutz der biologischen Vielfalt geplant. An diesem Diskurs können sich Vertreter von Landesbehörden, Landes- und Bundesministerien, Landwirte und deren Verbände sowie Interessierte aus Gesellschaft und Wirtschaft beteiligen.
Das Projekt wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) in Höhe von 4,2 Millionen Euro finanziert. Projektträger ist das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Insgesamt beteiligen sich acht Projektpartner.
Dr.-Ing. Gotthard Meinel, Telefon: (0351) 46 79-254, E-Mail: G.Meinel[at]ioer.de
Dr.-Ing. Martin Behnisch, Telefon: (0351) 46 79-260, E-Mail: M.Behnisch[at]ioer.de
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