Farbkodierender Sensor: Nanostrukturen für berührungsfreie Touchscreens
LMU-Chemiker haben erstmals photonische Kristalle aus dünnsten Nanoschichten entwickelt, die extrem sensitiv auf Feuchte reagieren. „Sie ändern ihre Farbe abhängig von der Feuchtigkeit. Das prädestiniert sie für die Entwicklung von sogenannten Touchless-Endgeräten, die sich ohne Berührung steuern lassen“, sagt Professor Bettina Lotsch vom Department Chemie der LMU. Über ihre Ergebnisse berichten die LMU-Chemiker aktuell im Fachmagazin Advanced Materials.
„Der menschliche Finger ist von einer Feuchtigkeitsatmosphäre umgeben“, erläutert Katalin Szendrei aus der Arbeitsgruppe von Professor Lotsch das Prinzip des neuen photonischen Sensors. „Unser Sensor erfasst den Grad der Feuchtigkeit und reagiert darauf mit einer entsprechenden Änderung der Farbe – und das ohne Berührung.“
Das macht das neue Nanomaterial für die Anwendung in berührungslosen Touchscreens interessant. „Vor allem bei Bildschirmoberflächen, die von vielen Menschen genutzt werden, etwa von Fahrkarten- oder Bankautomaten, hätte eine berührungslose Navigation deutliche Hygienevorteile“, beschreibt Szendrei eine mögliche Anwendung.
Neues System besticht durch bislang unerreichte Empfindlichkeit und Reaktionszeiten
Photonische Kristalle kommen in der Natur beispielsweise in Perlmutt oder den Farben von Schmetterlingsflügeln vor. Dem Team um Lotsch ist es gelungen, photonische Kristalle auf Basis von zweidimensionalen Antimonphosphaten als aktive Materialien zu entwickeln.
Das neue Nanomaterial ist chemisch stabil, transparent und einfach herzustellen. Gegenüber anderen Sensoren auf Nanoschicht-Basis überzeugt der photonische Kristall durch kürzere Ansprechzeiten, eine deutlich höhere Empfindlichkeit und gute Langzeitstabilität.
„Diese einmalige Kombination von Eigenschaften ermöglicht es, Fingerbewegungen farbkodiert in Echtzeit abzubilden“, sagt Pirmin Ganter aus der Arbeitsgruppe von Bettina Lotsch. Zudem ist das neue System luftstabil und damit nicht nur im Labor, sondern auch unter natürlichen Umweltbedingungen voll funktionsfähig.
Die LMU-Chemiker haben bereits ein Patent für ihre Neu-Entwicklung eingereicht. Inzwischen arbeiten sie gemeinsam mit dem Fraunhofer EMFT in München an der Realisierung eines Prototyps, der zusätzlich zur Farbkodierung auch einen elektronischen Auslesevorgang erlaubt.
Kontakt:
Prof. Dr. Bettina Valeska Lotsch
Department Chemie
Ludwig-Maximilians-Universität München und
Max-Planck-Institut für Festkörperforschung, Stuttgart
Tel.: +49 (0)89 2180-77429 und +49 (0)711 689-1610
E-Mail: bettina.lotsch@cup.uni-muenchen.de
Katalin Szendrei
Department Chemie
Ludwig-Maximilians-Universität München
E-Mail: katalin.szendrei@cup.uni-muenchen.de
Publikation:
Katalin Szendrei, Pirmin Ganter, Olalla Sànchez-Sobrado, Roland Eger, Alexander Kuhn, Bettina V. Lotsch:
Touchless Optical Finger Motion Tracking based on 2D Nanosheets with Giant Moisture Responsiveness
In: Advanced Materials 2015
http://www.uni-muenchen.de/forschung/news/2015/lotsch_nanosheets.html
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie
Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.
Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.
Neueste Beiträge
Wie die Nähindustrie wieder nach Europa kommen könnte
100.000 Euro DBU-Gelder für automatisierten Nähroboter Osnabrück. Die goldenen Zeiten der Nähindustrie mit vielen Standorten in Deutschland und Europa liegen schon eine Weile zurück. Billiglohnländer in Asien statt Europa wurden…
HZB-Patent zur Halbleitercharakterisierung geht in die Serienproduktion
Ein HZB-Team hat einen innovativen Monochromator entwickelt, der nun von einem Unternehmen produziert und vermarktet wird. Das Gerät ermöglicht es, die optoelektronischen Eigenschaften von Halbleitermaterialien kontinuierlich und rasch mit hoher…
Mit Künstlicher Intelligenz das Bodenverhalten prognostizieren
Klimaanpassung ist häufig mit Baumaßnahmen verbunden: Etwa von Deichen, Windenergieanlagen oder Pfählen zur Nutzung der Erdwärme. Die Beschaffenheit von Böden ist für solche Bauprojekte ein ausschlaggebender Faktor. Sie mittels Künstlicher…