Erwin Schrödinger-Preis für interdisziplinäre Forschung geht an Braunschweiger Biotechnologen
Effizienter Weg zu quecksilberfreiem Wasser
Den Erwin Schrödinger-Preis für herausragende interdisziplinäre Forschung erhalten in diesem Jahr drei Biotechnologen aus Braunschweig: Dr. Irene Wagner-Döbler, Prof. Dr. Wolf-Dieter Deckwer und Prof. Dr. Kenneth Timmis von der Gesellschaft für Biotechnologische Forschung (GBF), Braunschweig werden für ein Verfahren zur Quecksilberentfernung aus Abwässern ausgezeichnet. Der mit 100.000 DM dotierte Preis wird vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft auf Vorschlag der Helmholtz-Gemeinschaft verliehen.
Nur durch das enge Zusammenwirken von Molekularbiologie, Bioverfahrenstechnik und Ökologie, wie dies in der Gesellschaft für Biotechnologische Forschung in beispielhafter Weise gelang, konnte dieser ganzheitliche umweltbiotechnologische Lösungsansatz auch unter frühzeitiger Einbeziehung der Industrie von der Idee zum Verfahren realisiert werden, heißt es in der Laudatio.
Die Wissenschaftler nutzen einen natürlichen Entgiftungsmechanismus, den bestimmte Mikroorganismen für ihr Leben in quecksilberhaltigem Milieu entwickelten. Sie sind in der Lage, das im Abwasser gelöste Quecksilber umzuwandeln und das reine Metall wieder abzugeben. Die gegenüber Quecksilber somit resistenten Mikroorganismen werden in dem innovativen Verfahren dazu gebracht, ein Trägermaterial zu bewachsen und so einen Biofilm zu bilden. Über diesen werden die quecksilberhaltigen Abwässer geleitet. Das metallische Quecksilber wird im Verlauf mehrerer Monate angereichert und kann dann herausgelöst und wieder verwendet werden.
Gegenüber herkömmlichen chemischen und physikalischen Verfahren ist diese Art der Reinigung sicherer, effizienter und umweltschonender. In enger Zusammenarbeit mit Firmen der Elektrochemie und der Wassertechnik wurde eine Pilotanlage entwickelt, die bis zu 70.000 Liter quecksilberhaltige und damit extrem giftige Abwässer pro Tag reinigt und das Quecksilber zu 95 bis 99 Prozent herauszieht. Inzwischen wird dieses Verfahren in Osteuropa genutzt und weiteres Interesse einer Vermarktung kommt aus Japan.
Die Preisübergabe erfolgt am 11. Dezember 2001 in Berlin im Rahmen des Festaktes der Helmholtz-Gemeinschaft anlässlich der Wahl ihres Präsidenten.
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