Ureinwohner wehren sich gegen DNA-Projekt
Genographie-Forschung als neokolonialistische Attitüde
Das ambitionierte DNA-Projekt namens “Genographic Project”, das die Spuren menschlicher Besiedlung auf der Erde nachvollziehen sollte, stößt unter den indigenen Völkern auf große Ablehnung. Nach einem Boykott-Aufruf des US-amerikanischen Indigenous Peoples Council on Biocolonialism haben heute, Montag, auch die Maoris in Neuseeland ihre Ablehnung kundgetan, berichtet der NZ-Herald.
Das gemeinschaftliche Projekt, das die Besiedlung des Blauen Planeten von Afrika aus anhand von genetischen Proben mehrerer 100.000 Einwohner feststellen soll, wurde erst Mitte April gestartet (pte berichtete http://www.pressetext.at/pte.mc?pte=050413018 ). Verantwortlich zeichnen IBM und das Wissenschaftsmagazin National Geographic. Hauptkritikpunkt der Ureinwohner ist das Argument, dass es sich bei solchen Forschungsvorhaben erneut um eine moderne Form des Kolonialismus handle, wie das Paul Reynolds vom Maori Research Centre an der University of Auckland sieht. “Indigene Völker haben bereits eine lange von den Ahnen übermittelte Geschichte über ihre Herkunft. Weitere wissenschaftliche Beweise über die Herkunft sind daher hinfällig”, so der Forscher. Zusätzlich sehen die Maoris die Entnahme von DNA-Proben als Tabubruch. Die polynesischen Ureinwohner haben den Begriff “Tapu” (=tabu) entwickelt.
Spencer Wells, der mit dem Fünf-Jahresprojekt, das mit einem Etat von 40 Mio. Dollar ausgestattet ist, betraut ist, sieht die Bedenken dagegen nicht. Er will die genaue Migrationsroute des Menschen, der wahrscheinlich von Afrika aus vor 200.000 Jahren die Erde besiedelte genauer weiterverfolgen. Nach jüngsten Forschungsergebnissen hat ein Vulkanausbruch auf Sumatra vor etwa 70.000 Jahren dazu geführt, dass die Spezies Homo sapiens auf nur noch 2.000 Individuen dezimiert wurde.
Das ehrgeizige Projekt, an dem jeder Erdenbewohner auch freiwillig mitmachen kann – das Equipment zur DNA-Speichelprobe kostet inklusive Versandkosten 137 Dollar – ist allerdings in erster Linie an isoliert-lebenden Menschengruppen und indigenen Völkern interessiert. Wells hatte mithilfe solcher genetischer Untersuchungen die Nachfahren von Dschingis-Khan in Nord-Pakistan ausgemacht.
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