Montanuni-Forscher suchen Lösungen für gefährliche Abfälle

Wissenschaftler der Montanuniversität in Leoben arbeiten an neuen Recyclingkonzepten für schwermetallhaltige Reststoffe aus der metallurgischen Industrie. Wurden früher solche Reststoffe einfach deponiert, müssen sie heute aufgrund gesetzlicher Rahmenbedingungen aufgearbeitet werden. Ein weiterer Grund diese Abfälle genauer unter die Lupe zu nehmen, sind die darin enthaltenen Rohstoffe.

„Komplexe Reststoffe, die bei metallurgischen Prozessen entstehen, sind durch eine Vielzahl enthaltener Elemente wie Blei, Zink, Kupfer, Fluor oder auch Chlor sowie deren Verbindungen gekennzeichnet“, erklärt der Forscher Helmut Antrekowitsch vom Arbeitsbereich Nichteisenmetallurgie an der Montanuniversität Leoben gegenüber pressetext. „Solche komplexen Stoffe aus der Stahl-, Zink-, Edelstahl- und Bleiindustrie stellten noch vor wenigen Jahren Abfallprodukte dar, welche ohne großem technischen bzw. finanziellen Aufwand in der Mehrzahl einer Deponierung zugeführt wurden.“ Daher sei das Interesse im Bereich der Forschung nur sehr gering gewesen. Geändert habe sich dies insbesondere deshalb, weil die Marktpreise der Wertmetalle in den vergangenen Jahren massiv angestiegen sind. „Wir suchen nun nach Möglichkeiten, diese Sekundärmaterialien wirtschaftlich aufzuarbeiten“, führt der Forscher aus. „Zudem rücken diese Reststoffe aufgrund der strenger werdenden Umweltgesetzgebung zunehmend ins Zentrum von Forschung und Entwicklung“, erklärt der Wissenschaftler.

„Wir untersuchen die anfallenden Reststoffe eingehend, um festzustellen, ob es überhaupt eine Möglichkeit gibt, diese Sekundärmaterialien wirtschaftlich aufzuarbeiten“, so Antrekowitsch. Gemeinsam mit der Steirischen Firma ARP GesmbH wurde ein Bridge-Projekt der Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG gestartet, um das Schmelz- und Reduktionsverhalten dieser Abfallprodukte zu untersuchen und in der Folge neue Aufarbeitungsverfahren zu entwickeln. „Die selektive Entfernung von Verunreinigungen wie Fluor und Chlor aus diesen Materialien ist wesentlich für deren Verwertungspotenzial“, erklärt Antrekowitsch. Dennoch finde sich auch heute noch kaum Literatur zu dieser zentralen Problemstellung insbesondere dem physikalisch-chemischen Verhalten dieser Metalle, Halogene und deren Verbindungen.

„Jeder einzelne Reststoff muss zunächst genau analysiert werden, denn sehr schnell kann es sich herausstellen, dass die Aufarbeitung respektive die Rückgewinnung von Materialien sich wirtschaftlich nicht lohnt.“ Um die Basis für ein Verfahren zu schaffen, welches eine umfassende Lösung hin zu einem „zero waste“-Prozess darstellt, sind umfangreiche Untersuchungen der Einsatzmaterialien notwendig. „Der Satz, dass die Abfälle wertvoll geworden sind, trifft tatsächlich zu“, meint der Wissenschaftler, der auch zu bedenken gibt, dass die Deponiekosten in den vergangenen Jahren enorm gestiegen sind. „Betrachtet man zugleich den Mangel an Konzentraten in der Nichteisenmetallurgie bei stetig steigendem Metallverbrauch, so ist die Nachfrage an Sekundärrohstoffen und den dazugehörenden Verfahren entsprechend groß.“

Antrekowitsch hält es für möglich, dass Deponien in Zukunft auf der Suche nach Rohstoffen abgebaut werden könnten. „Selbst wenn nach heutigem Stand der Dinge eine Verwertung nicht in Frage kommt, werden die Reststoffe so gelagert, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt, wenn es wieder neue Technologien gibt, genutzt werden können.“ Daher werde eine genaue Analyse von solchen Reststoffen zu einem der wesentlichsten Punkte werden. „Denn nur nach Ermittlung der genauen Zusammensetzung wird man feststellen können, ob sich ein solches Verfahren wirtschaftlich überhaupt lohnt“, erklärt der Forscher abschließend im pressetext-Interview.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.mu-leoben.at

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