Landschaftszerschneidung in Sachsen nimmt weiter zu

Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung (IÖR) untersuchten die Flächennutzungsänderungen in Sachsen seit 1930 mit Ausblick auf 2020. Die Studie belegt: Die zunehmende Landschaftszerschneidung durch Verkehrstrassen und Siedlungen ließ die Zahl großflächiger unzerschnittener Freiräume in Sachsen beträchtlich schrumpfen. Ein abnehmender Trend ist nicht erkennbar. Ausgewählte Ergebnisse stehen auf den Internetseiten des IÖR zur Verfügung.

Ein erheblicher Teil Sachsens ist durch einen sehr hohen Zerschneidungsgrad der Landschaft gekennzeichnet. Es gibt hauptsächlich nur noch Freiräume mit einer Größenordnung unter 10 km² – viel zu klein, um den ökologischen Erfordernissen von Landschaften gerecht zu werden. Ein Luchs benötigt beispielsweise ein zusammenhängendes Gebiet von ca. 100 km². Auch für den Menschen zeigen sich Auswirkungen: So rechnet man für eine ungestörte Tageswanderung eines Erholungssuchenden ebenfalls mit einem Gebiet von ca. 100 km².

Zu den Regionen mit erkennbar zunehmender Zerschneidung gehört der Bereich südlich von Leipzig. Hier wurde im August 2006 der Trassenabschnitt der Bundesautobahn A 38 in Betrieb genommen. Auch die sich im Bau befindende Elbbrücke bei Mühlberg wird in Zukunft einen großen zusammenhängenden Landschaftsraum zerschneiden. Die Folgen der Autobahn A17 / D18 im deutsch-tschechischen Grenzgebiet sind ebenso sichtbar. Umgekehrte Tendenzen sind dagegen selten. „Für den Zeitraum bis 2020 ist in Sachsen mit einem anhaltenden Verlust an unzerschnittenen Freiflächen, die größer als 50 bzw. 100 km2 sind, zu rechnen“, sagt Dr. Ulrich Walz, Projektleiter am IÖR. Betroffen seien vor allem das Grenzgebiet zu Tschechien sowie das Umfeld von Städten mit neuen Umgehungsstraßen.

Landschaftszerschneidung ist heute ein wesentliches flächendeckendes Umweltproblem. Es resultiert aus der Flächennutzung durch den Menschen – zum Beispiel der Verdichtung des Straßennetzes, dem Ausbau von Schienentrassen oder der Erweiterung von Siedlungen. Dieses Eingreifen des Menschen in die Landschaft hat vielfältige Auswirkungen auf den Naturhaushalt und die Umweltqualität: So gehen großflächig zusammenhängige Lebensräume für Tier- und Pflanzenarten verloren, Lärm und Schadstoffe können sich vermehrt ausbreiten, die naturnahe Erholung wird beeinträchtigt und das Landschaftsbild ist gestört.

Für die Analyse wurden im IÖR umfangreiche Geodaten ausgewertet. Dazu gehören historische Karten, gegenwartsnahe Daten und Planungsdaten. Das ermöglicht eine langfristige Beobachtung von zum Teil schleichenden Veränderungsprozessen der Landschaft. Die Forschungen des IÖR zur Landschaftszerschneidung zielen insbesondere darauf ab, Handlungsbedarfe für die Raumplanung aufzuzeigen.

Die Ergebnisse der Studie stehen im Internet unter der Adresse http://www.ioer.de/langzeitmonitoring_uzf/ zur Verfügung.

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Anja Petkov idw

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