ÖJV und BfN einigen sich auf Empfehlungen zum Umgang mit Rabenvögeln


Flächendeckende Bejagung von Aaskrähe, Elster und Eichelhäher ist nicht gerechtfertigt

Bonn 21. September 2000: Der Präsident des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), Prof. Dr. Hartmut Vogtmann, und die Bundesvorsitzende des Ökologischen Jagdverbandes (ÖJV), Elisabeth Emmert, haben sich heute auf sechs Empfehlungen zum künftigen Umgang mit Rabenvögeln geeinigt. Immer wieder war in der Vergangenheit aus Jagdkreisen eine stärkere Bejagung von Aaskrähen, Elstern und Eichelhähern zum Schutz anderer Singvogelarten gefordert und eine Studie des Bundesamtes, die die flächendeckende Jagd auf Rabenvögel aus ökologischen und naturschutzfachlichen Gründen ablehnt, kritisiert worden.
In dem Gespräch zwischen BfN und ÖJV einigte man sich auf folgende Empfehlungen zum Umgang mit Aaskrähe, Elster und Eichelhäher:

1. Eine flächendeckende Jagd auf Rabenvögel ist naturschutzfachlich nicht sinnvoll und dient nicht der Erhaltung der Artenvielfalt. Sie ist daher umgehend einzustellen.
2. Es besteht kein sachlicher Grund, die Rabenvögel aus dem Schutz des Naturschutzrechts zu entlassen oder pauschale Regelungen für ihre Entnahme aus der Natur zu treffen.
3. Politische Entscheidungen über ein Bestandsmanagement bei Rabenvögeln müssen wissenschaftliche Erkenntnisse berücksichtigen. Maßnahmen müssen lokal und zeitlich befristet sein und in ihrer Wirkung überprüft werden.
4. Eine lokal und zeitlich begrenzte Tötung von Rabenvögeln kann unter bestimmten Voraussetzungen zugelassen werden. Dazu gehört, dass erhebliche Schäden in der Landwirtschaft oder eine Beeinträchtigung anderer Arten nachgewiesen werden, dass es keine Alternativen gibt und wissenschaftlich abgesicherte Erfolgsaussichten bestehen. Ist die Erhaltung einer bedrohten Art das Ziel der Maßnahme (z.B. Wiederansiedlung), müssen die naturschutzfachlichen Kriterien erarbeitet werden, nach denen die Zweckmäßigkeit der Reduktion der einen Art zum Nutzen der anderen bewertet werden kann.
5. Bestandsermittlungen von Rabenvögeln sind mit standardisierten Methoden durchzuführen. Populationsökologische Arbeiten sind wissenschaftlich abzusichern, bevor allgemeingültige Schlüsse daraus gezogen werden können.
6. Um ungerechtfertigte Vorurteile gegenüber Rabenvögeln abzubauen, ist seitens des Naturschutzes und der ökologisch denkenden Jägerschaft verstärkte Aufklärungsarbeit zu leisten.

Das Bundesamt für Naturschutz und der Ökologische Jagdverband vereinbarten in dem Gespräch auch ein gemeinsames Naturschutzprojekt. Darin soll der Zusammenhang zwischen dem Ökologischen Landbau und der Bestandsentwicklung von Niederwildarten untersucht werden.

Weitere Informationen sind erhältlich bei:

Ökologischer Jagdverband (ÖJV)
Alte Poststr. 20, 57537 Wissen,
Tel. 02742/91062-6, Fax. 02742/91062-8
E-Mail: e.emmert@oejv.de

Bundesamt für Naturschutz
Konstantinstr. 110, 53179 Bonn
Tel. 0228/8491-280, Fax: 0228/8491-299

Media Contact

Franz August Emde

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Agrar- Forstwissenschaften

Weltweite, wissenschaftliche Einrichtungen forschen intensiv für eine zukunftsfähige Land- und Forstwirtschaft.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Themen: Bioenergie, Treibhausgasreduktion, Renaturierung und Landnutzungswandel, Tropenwälder, Klimaschäden, Waldsterben, Ernährungssicherung, neue Züchtungstechnologien und Anbausysteme, Bioökonomie, Wasserressourcen und Wasserwiederverwendung, Artenvielfalt, Pflanzenschutz, Herbizide und Pflanzenschädlinge, digitale Land- und Forstwirtschaft, Gentechnik, tiergerechte Haltungssysteme und ressourcenschonende Landwirtschaft.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Experiment öffnet Tür für Millionen von Qubits auf einem Chip

Forschenden der Universität Basel und des NCCR SPIN ist es erstmals gelungen, eine kontrollierbare Wechselwirkung zwischen zwei Lochspin-Qubits in einem herkömmlichen Silizium-Transistor zu realisieren. Diese Entwicklung eröffnet die Möglichkeit, Millionen…

Stofftrennung trifft auf Energiewende

Trennkolonnen dienen der Separation von unterschiedlichsten Stoffgemischen in der chemischen Industrie. Die steigende Nutzung erneuerbarer Energiequellen bringt nun jedoch neue Anforderungen für einen flexibleren Betrieb mit sich. Im Projekt ColTray…

Kreuzfahrtschiff als Datensammler

Helmholtz-Innovationsplattform und HX Hurtigruten Expeditions erproben neue Wege in der Ozeanbeobachtung. Wissenschaftliche Forschung nicht nur von speziellen Forschungsschiffen aus zu betreiben, sondern auch von nicht-wissenschaftlichen Schiffen und marinen Infrastrukturen –…

Partner & Förderer