Globale Erwärmung als "Evolutions-Auslöser"

Deutsche Zugvögel verändern ihr Zugverhalten, kanadische Eichhörnchen paaren sich früher und Moskitos in Neufundland bleiben im Sommer länger aktiv. Das sind veränderte Verhaltensweisen, die durch die globale Erwärmung auftreten sind. Dieses Verhalten wird von Wissenschaftlern als behaviorale Modifikation durch äußere Einflüsse beurteilt. Nun haben US-Forscher allerdings festgestellt, dass dies nicht ganz zutrifft, denn bei einigen Tierarten erhärtet sich der Verdacht, dass die Klimaveränderung in die Genetik eingegriffen hat, berichtet das Wissenschaftsmagazin Science.

Besonders auffällig sind diese Veränderungen in den nördlichen gemäßigten Zonen, berichten die beiden Wissenschaftler William Bradshaw und Christina Holzapfel von der University of Oregon in Eugene. „Während der vergangenen 40 Jahre haben sich Tierarten immer weiter Richtung Norden bewegt. Ganze Populationen haben ihr Migrations-, Entwicklungs- und Reproduktionsverhalten zeitlich nach vorne gerückt“, so der Evolutionsgenetiker Bradshaw. Dieses Verhalten sei nicht einfach auf wärmere Sommer zurückzuführen, sondern spiegeln ein verändertes Verhalten aufgrund der schnellen Klimaveränderungen wider.

„Die Hochsommertemperaturen in Florida zum Beispiel unterscheiden sich nicht wesentlich von jenen in Fairbanks, Alaska“, so der Wissenschaftler. Es gehe eher um die Verlängerung der Wachstumszeit und das Timing verschiedener Jahreszeiten. Viele Tiere orientieren sich an den veränderten Sonnenscheinlängen, um sich zu paaren, zu überwintern oder fortzuziehen. Wenn nun allerdings das Klima von Alaska immer mehr dem in Mississippi ähnelt, werden diese Schlüsselreize nicht mehr als Signale wahrgenommen. So haben die Forscher die Mönchsgrasmücke, einen in Deutschland brütenden Zugvogel, der den Winter in Spanien oder Portugal verbringt, genauer untersucht. Einige dieser Tiere hatten plötzlich den Winter in England verbracht, waren also statt gegen Süden zu ziehen, in den Westen gezogen. Dort waren die Winter auch mild genug.

„Im Frühling hatten es die englischen Vögel auch leichter, da sie schneller die besseren Brutplätze finden konnten“, so Bradshaw, der inzwischen davon ausgeht, dass die Wanderung gegen Westen bereits genetisch programmiert ist. Der Forscher geht auch davon aus, dass manche Tierarten sich schneller an die veränderten klimatischen Bedingungen gewöhnen werden. Andere hingegen werden große Probleme damit haben. „Eisbären werden mit der Klimaänderung mehr zu kämpfen haben. Ein Grund dafür ist der relativ lange Lebenszyklus dieser Tiere“, so Holzapfel. Das gestalte eine genetische Adaptierung auch schwieriger. Die Forscherin geht auch davon aus, dass sich in den kommenden Jahren, die „ökologischen Gemeinschaften“ total verändern werden.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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