Narkose erspart Kindern Komplikationen nach einer Operation

Kinder, die nach einer Operation erbrechen, erleiden mitunter schwere Störungen des Wasser- und Elektrolythaushaltes. Manchmal wird dadurch aus einem ambulanten ein stationärer Fall. Das Erbrechen führt zu Schmerzen an den Operationswunden und belastet die kleinen Patienten auch seelisch. Nicht selten ist die Übelkeit durch die Narkose bedingt. „Ziel muss es deshalb sein, die Gefahr eines postoperativen Erbrechens durch das entsprechende Narkoseverfahren vorausschauend zu minimieren“, betont Professor Dr. med. Franz-Josef Kretz von der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI).

Neben den Schmerzen nach einer Operation gehören auch für Kinder Übelkeit und Erbrechen – postoperative Nausea and Vomiting (PONV) – zu den unangenehmsten Erlebnissen, die eine Operation begleiten können. Das Würgen kann sogar den Erfolg einer Operation beeinträchtigen: Es belastet die Operationsnähte und kann in Extremfällen zu Blutungen führen. „Das PONV gilt auch heute noch landläufig als Zeichen dafür, dass das Kind die Narkose schlecht vertragen habe. Bei genauerem Hinsehen ist dies jedoch nicht haltbar“, erläutert Professor Kretz, Ärztlicher Direktor der Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin vom Olgahospital, Stuttgart. Eine wichtige Rolle spielen sowohl die Art der Operation als auch die Form der eingesetzten Narkose: Nach einer Schieloperation beispielsweise erbrechen Kinder häufiger als nach anderen Eingriffen. Zudem führen Narkosen mit Narkosegasen und opiumähnlichen Mitteln eher dazu, dass sich die kleinen Patienten übergeben müssen. Dies kann der Narkosearzt lindern: Denn intravenöse Narkoseformen verringern die Erbrechensrate um etwa 30 Prozent. Weiß der Arzt, dass ein Kind zu Erbrechen neigt, beugt er dem medikamentös vor. Zeigt sich dies erstmalig, kann er die Übelkeit direkt – ebenfalls mit Medikamenten – therapieren.

Narkosen und Operationen sind für Patienten jeden Alters Ereignisse, die Ängste auslösen. Kindern jedoch fehlt die Einsicht in deren Notwendigkeit. Deshalb sind sie oft besonders ängstlich. Hinzu kommen Dinge, die dem Kind ungewohnt und unangenehm sein können: Es muss früh aufstehen, darf vorher nichts essen oder trinken. „Dieser kindlichen Sichtweise muss sich der Kinderanästhesist und -chirurg stellen“, sagt Professor Kretz. Der behandelnde Arzt könne das Kind zum Beispiel entlasten, indem er – wenn möglich – eine ambulante Operation anbietet.

Entscheidend für die Gemütslage des Kindes ist auch die Form der Beruhigung vor der Narkose. Nicht mehr der angsteinflößende Pieks sei heute das Mittel der Wahl, den Kinder oft mehr fürchten als die Narkose oder die Operation selbst. Stattdessen verabreichet man das Mittel als Saft, Tablette oder als Lösung in den Anus. Heute müssen Kinder vor dem Eingriff auch längst nicht mehr so lange Hunger und Durst ertragen wie noch vor einigen Jahren. Zwei Stunden vorher Tee, Wasser oder Apfelsaft – also klare Flüssigkeiten – seien unproblematisch, so Professor Kretz. Sie lindern den Durst und das Kind läuft nicht Gefahr, sich während der Narkose daran zu verschlucken: Die Flüssigkeit ist nach zwei Stunden spätestens vom Körper aufgenommen.

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