Nordsee-Fische flüchten in den Norden

Auch Temperaturanstieg bedroht Rotbarsch und Wittling

Sollten die Fischbestände im Nordatlantik die Bedrohung durch die kommerzielle Fischerei überleben, so droht ihnen nach jüngsten Untersuchungen der Klimatod. Bei weiterhin ansteigenden Temperaturen könnten nämlich bis 2050 zahlreiche Fischarten aus der Nordsee verschwunden sein. Bereits jetzt sind zahlreiche Arten 400 Kilometer weiter nach Norden gewandert, um in kühleren Gewässern zu überleben, berichtet das Wissenschaftsmagazin Nature.

Das Forscherteam um Allison Perry von der University of East Anglia in Norwich hat die Daten von 36 Fischspezies in der Nordsee genau untersucht. Zwischen 1962 und 2001 hat sich die Nordsee um etwa 0,6 Grad Celsius erwärmt. Dadurch bedingt haben 15 der Fischarten ihr neues Habitat um bis zu 400 Kilometer weiter nördlich verlegt. Vorangegangene Studien haben gezeigt, dass es in der Fauna aber auch in der Flora zahlreiche Klimaflüchtlinge gibt. Verwunderlich für die Forscher ist allerdings, dass dies bei den Fischen so schnell passiert.

Der Blaue Wittling (Micromesistius poutassou) und die Rotbarsche (Sebastes spp.) könnten nach Angaben der Wissenschaftler in den kommenden 50 Jahren komplett aus der Nordsee verschwunden sein. Dies würde große Probleme für die kommerzielle Fischerei bedeuten. Dass es zu dramatischen Veränderungen in der Nordsee kommen wird, sieht auch der Wissenschaftler Geir Ottersen vom Institute of Marine Research in Norwegen. „Sogar ein Temperaturunterschied von nur einem Grad Celsius trifft Fischbestände, die ohnehin schon wegen der Fischerei unter Druck geraten sind“, so Ottersen. Das Problem ist nämlich nicht nur die Migration per se, sondern auch die eingeschränkte Reproduktionsrate durch den Stress. „Das ist zum Beispiel beim Dorsch bekannt“, so Perry. Als zusätzliches Problem tritt außerdem eine Veränderung des gesamten Nahrungszyklus auf. „Während eine Art unter dem Temperaturanstieg zu leiden hat, leben andere auf“, so Perry. Ein größeres Nahrungsangebot sorgt dafür, dass andere Fische wie etwa der Kabeljau schneller wachsen.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.nature.com

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